Texte zum Thema Mensch
auf dieser Seite
auf dieser Homepage
|
Mensch
Definition Der Mensch ist ein Modus der Substanz, ein relativ geschlossenes und relativ beständiges System von Energie-Materie, in dem die Natur zum Bewußtsein ihrer selbst gelangt, zur Selbsterkenntnis, zum zwecksetzenden Wollen, zur zielbewußten, entwicklungsbestimmenden Tat. - Zoologisch gehört der Mensch durchaus in die Säugetiergruppe der Primaten oder Herrentiere, wozu außer ihm noch die Affen und Halbaffen gehören, näher noch in die Primatengruppe der Anthropomorphen oder Menschenaffen, die von ihm, dem Schimpansen, Gorilla und Orang-Utan, gebildet wird. Die Beweise für diese zoologische Stellung des Menschen liefern: sein Körperbau, seine Entwicklung und die Chemie seiner Körperbestandteile. Die allgemeine Abstammungslehre als richtig vorausgesetzt, muß er mit den Affen ein und denselben gemeinsamen Stammbaum haben, d.h. von einer ursprünglichen Stammform haben sich - vermutlich in der Tertiärzeit - die verschiedenen Anthropomorphen und unter ihnen auch der Mensch respektive die verschiedenen Menschenrassen als besondere Zweigformen, als verschiedene Seitenzweige ausgebildet. Über die speziellen Ursachen der Menschwerdung lassen sich nur Vermutungen aufstellen; ihr Weg wird jedoch immer klarer aufgedeckt mit Hilfe der vergleichenden Anatomie, der individuellen Entwicklungsgeschichte und der Paläontologie. Siehe auch Homo, Pithecometra-Satz, missing link. Die einzelnen Momente der Höherentwicklung des Menschen vom Tier aus werden bezeichnet durch die Erwerbung des aufrechten Ganges, Freiwerden der Hand, weitere Entwicklung des Großhirns und besonders der Großhirnrinde, Entwicklung der Sprache und später der Schrift, Aufnehmen und Weiterbildung von Werkzeugen und technischen Apparaten, Sammlung und begriffliche Verarbeitung von Beobachtungen und Erkenntnissen in immer größerer Breite und Tiefe, zunehmende Arbeitsteilung und Zusammenarbeit (Synergie, Kooperation), zunehmende Kraft der Idealbildung und der sittlichen Verantwortung. Das wertvollste Ergebnis dieser Entwicklung ist die zunehmende Selbsterkenntnis und Selbstbestimmung, Naturerkenntnis und Naturbeherrschung des Menschen (in seiner Totalität als Menschheit: Hegel), mit einem Wort: seine Kultur. Die Bezeichnung "Mensch" umfaßt eine ungeheure Mannigfaltigkeit: die Menschen sind verschieden; Nichtbeachtung dieser simplen Tatsache (besonders in der Erziehung und in der Justiz, auch in der Politik) führt zu Fehlurteilen und Fehlhandlungen, oft von verderblichster Art. Am Ende ist die große Frage, deren Beantwortung über unsern Wert oder Unwert entscheidet, nicht die, woher wir kommen, sondern die, wohin wir gehen. "Jeder individuelle Mensch trägt der Anlage und Bestimmung nach einen reinen idealischen Menschen in sich, mit dessen unveränderlicher Einheit in allen seinen Abwechslungen übereinzustimmen, die große Aufgabe seines Daseins ist" (Schiller). Die ganz und gar an die übrige Wirklichkeit gebundene Natur des Menschen einerseits, seine geistig-kulturelle Erhebung über die Natur andererseits, haben philosophisch zu sehr verschiedenen Deutungen des Wesens des Menschen und seiner Aufgabe geführt. Die Antike, besonders das Griechentum, fand das Wesen des Menschen in seiner Erkenntnisfähigkeit und seiner Kraft zu politischer Gemeinschaftsbildung. Das christliche Mittelalter sah in ihm das Ebenbild Gottes. Das 18. Jahrh. unterschied im Menschen die sinnliche Erscheinung und das "übersinnliche" Vernunftwesen. Der letzt genannte Begriff wurde dann zum Ausgangspunkt für das Humanitätsideal, das die idealische, leibseelische Vervollkommnungsfähigkeit aller Menschen als Ziel aufstellte. Gegenwärtig sucht man vielfach den "Sinn" des Menschen in der "ihm zur Aufgabe gewordenen Spannung zwischen Geist und Leben", "in der gegenseitigen Durchdringung des ursprünglich ohnmächtigen Geistes und des ursprünglich dämonischen, d. h. gegenüber alle geistigen Ideen und Werten blinden Dranges" (Scheler). Dadurch "findet sich der Mensch mit der ihn umgebenden Welt und den ihm verbundenen Menschen in einem Feld, das ein Seins-, aber zugleich ein Sinnzusammenhang ist; er tendiert nicht nur dazu, sinnvoll zu werden, sondern ist sinnvoll" (Heinemann). Das Wesen des Menschen und seine Stellung in der Welt philosophischerseits zu erforschen und zu begründen versucht die Philosophische Anthropologie (s. d.). Vgl. Huxley, Zeugnisse für die Stellung des Menschen in der Natur, 1863; Darwin, Die Abstammung des Menschen (KTA, Bd. 28); Haeckel, Anthropogenie oder Entwicklungsgeschichte des Menschen 1874 u. ö.; Leche, Der Mensch sein Ursprung und seine Entwicklung, 2. Aufl. 1922; Anthropologie (in "Kultur der Gegenwart ) Fr. Maurer, Der Mensch und seine Ahnen, 1928; H. Weinert, Der Ursprung der Menschheit 1932; 0. Abel, Die Stellung des Menschen im Rahmen der Wirbeltiere, 1931; Kahn, Das Leben des Menschen, 5 Bde., 1922 ff.; H Schmidt, Mensch und Affe, 1932. - Chamberlain, Gott u.M.,1920; R. Eucken, M. u. Welt, 3. A. 1923; L. Klages, Der M. und die Erde, 1930; M. Scheler, Die Stellung des Menschen im Kosmos, 1928. Weitere Lit. s. Philos. Anthropologie. Philosophisches Wörterbuch, Kröner 1934
weitere spezielle Seiten zum Thema Mensch
Mit freundlichen Empfehlungen Humanistische AKTION 1/2000 nach oben - Service - Menue - Texte-Verzeichnis - Stichwörter www.humanistische-aktion.de/mensch.htm |
Aktualisiert am 10.02.09