Aus dem Briefwechsel (7)Beispiele zur Information und Anregung Themenbereiche Welt- oder Menschen-Anschauung 16.01.02 Soziale Erfindungen 31.01.02 TV-Zuschauer-Kritik 22.02.02 TV-Zuschauer-Kritik (2) 03.07.02 Fragen der TV-Zuschauer 13.03.03 Religions-Täter? 08.11.03 Unchristlich 22.02.07 Ethik ohne Religion? 11.08.07 Ein Humanist ist nicht konfessionslos 15.04.09 "mein name ist mensch" 24.01.11 Ein Briefwechse zum Suizid 17.07.15
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Welt- oder
Menschen-Anschauung
16.01.02 Betr.: Ihren Artikel 'Weltanschauung' in 'Gespräch aus der Ferne' 360
Sie haben in Ihrem Artikel ein sehr wichtiges Thema mit verschiedenen interessanten Teilbereichen angeschnitten. Ich denke, wenn ein menschenwürdiges Leben angestrebt wird, dann fehlt es an einer Menschenanschauung, sowie an einem deutlichen Bekenntnis dazu. Die Welt ist lange genug angeschaut, gedeutet und beschrieben worden. Trotzdem verhält sich die Menschheit insgesamt gesehen wie ein Bakterienstamm, der sich solange vermehrt, bis seine Lebensgrundlagen verbraucht sind. Das mag durchaus natürlich sein, menschenwürdig ist es nicht. Hierzu fällt mir ein Zitat ein von Georg Christoph Lichtenberg: "Ich habe Leute gekannt von schwerer Gelehrsamkeit, in deren Kopf die wichtigsten Sätze zu Tausenden selbst in guter Ordnung beysammen lagen, aber ich weiß nicht, wie es zuging, ob die Begriffe lauter Männchen oder lauter Weibchen waren, es kam nichts heraus. In einem Winkel ihres Kopfes lag Schwefel, im anderen Kohlenstaub, im dritten Salpeter genug, aber das Pulver hatten sie nicht erfunden." Ich selber kenne Christen, Moslems, Atheisten, Freidenker, -geister, -gläubige, -religiöse, Skeptiker, Unitarier, Kosmonomen und solche anderer Bekenntnisse. Menschen jedoch, die sich eigens zum Menschsein (z.B. Humanismus) bekennen, die kann ich an einer Hand abzählen. Welt-anschauung, -auffassung, -verständnis oder -sicht müssen zu der Einsicht führen, daß der Mensch das Problem des Menschen und seiner Mitwelt ist und seine Orientierung auf das Menschliche gerichtet sein muß, wenn er anstatt der üblichen Symptombehandlung die Ursachen seiner Probleme beseitigen will. Der Mensch kann erst dann den vollen Anspruch erheben, Mensch zu sein, wenn er bereit ist, für sich voll- und für seine Mitwelt mitverantwortlich zu sein. Das bedeutet, als höchsten Wert verantwortliche Menschlichkeit zu erkennen, anzuerkennen und anzustreben. Homo sapiens reicht heute nicht mehr aus, der homo responsabile ist vonnöten. Es gibt nur eine vernünftige Weltanschauung: eine möglichst realistische, die deshalb ganzheitlich, kritisch und agnostisch sein sollte. Hieraus ergibt sich dann als folgerichtige Konsequenz eine plausible Antwort auf die Frage nach dem Sinn unseres Lebens sowie ein deutliches Bekenntnis zum Menschsein als erster Schritt verantwortlichen Handelns. Hier ein paar wesentliche Zitate zum Thema: Schon "die alten Griechen" fragten: "Wo kommen wir her, wo gehen wir hin, wie sollen wir leben?", vermutlich weil sie den Anspruch hatten, nicht nur irgendwie angenehm, sondern sinnvoll zu leben. Goethe sagte: "Ist denn so groß das Geheimnis, was Gott und die Welt und der Mensch sei? Nein, doch niemand hört's gerne - da bleibt es geheim." Was mag uns der Dichter damit gesagt haben wollen? Vielleicht folgendes: - Gott ist die personifizierte Vorstellung der Wünsche und Ideale des Menschen. - Die Welt ist für den Menschen ein unendlicher Raum, dessen Sinn er nicht erkennen kann. - Der Mensch ist ein vergänglicher Teil der Natur, von der er abhängig ist, die ihn jedoch nicht braucht. Vielleicht hört's deshalb niemand gerne, weil es eine ziemlich nüchterne Erkenntnis ist. "Suchst du das Höchste, das Größte? Die Pflanze kann es dich lehren. Was sie willenlos ist, sei du es wollend - das ist's." sagte Friedrich von Schiller. So wie die Pflanze ihren Anlagen und Lebensbedingungen entsprechend sich selbst zu größtmöglicher Entfaltung bringt, ist dies auch für den Menschen die optimale, durchaus erfüllende Aufgabe, die im Unterschied zur Pflanze zugleich die Bewahrung und Förderung der Mitwelt enthält, ja fordert, weil er ein Teil derselben ist. Ein Humanist muß kein ungläubiger Mensch sein, es gibt bekanntlich unvernünftigen und vernünftigen Glauben. Ein vernünftiges, für alle Menschen gültiges Glaubensbekenntnis könnte lauten: Ich glaube an die Bildungsfähigkeit des Menschen zu einem sozial und ökologisch handelnden, mündigen Gemeinschaftswesen und daran, dass die Natur den Menschen nicht braucht, wohl aber der Mensch die Natur. Ich glaube, dass der Sinn unseres Lebens in der größtmöglichen Entfaltung und Vervollkommnung der eigenen Persönlichkeit in größtmöglicher Harmonie und Verbundenheit zu unserer Mitwelt liegt. Soweit einige noch wenig geordnete und ausgeführte Gedanken als Anregung zu einer möglichen Zusammenarbeit an einem realistischen Menschenbild, das nicht nur ideale Zielsetzungen enthält, sondern auch die natur- und kulturbedingten Mängel, wie z.B. das männliche Aggressions- und Destruktionspotential sowie das weibliche Potential zur Selbstaufgabe. Vielleicht haben Sie und einige Teilnehmer aus Ihrem Gesprächskreis Interesse an der Erstellung von globalen ethischen Standards als Beitrag zu einem nachhaltig menschenwürdigeren Leben. Falls Sie mal Gelegenheit haben, ins Internet zu schauen, möchte ich Ihnen unter anderen besonders folgende meiner Seiten empfehlen: 'Lebenssinn und Humanismus - Versuch zu einer allgemeingültigen Orientierung' (.../lebesinn.htm) ; 'Bekenntnis zum Menschsein - Von den Schwierigkeiten damit' (Umfrage) (.../bekenn2.htm); 'Homo responsabile - Das Bild des verantwortlichen Menschen - Gegebenheiten - Möglichkeiten - Notwendigkeiten' (.../menbild3.htm) sowie 'Entwurf und Einladung zur Stiftung Verantwortliche Menschlichkeit' (.../stiftung.htm). 'Deutschland ist jetzt erwachsen - Humanistischer Infodienst November 2001' (.../infodi03.htm). Interessieren wird Sie vielleicht auch ' "...so wahr mir Gott helfe!" - Antworten von 37 Bundes- und Landes-Spitzenpolitikern auf eine Umfrage nach ihrer persönlichen Auslegung dieses religiösen Zusatzes zur Eides-Formel, Zitate von Erich Fromm als Kontext sowie der Entwurf zu einer neuen Eidesformel' (.../eid.htm).
Freundliche Grüße Kopie an GadF
Anlage
Antwort Reimar M. Berlin, 22. 1. 02 Lieber Mitbedenker Rudolf Kuhr! Da möchte ich Ihnen heute erstmal herzlich danken, dass Sie mich mit Ihren sympathischen Denk-Zeugnissen bedacht haben. Das ist doch alles recht klar formuliert, eigenständig und anscheinend nicht nur hehres Pathos; denn ich entdecke da, dass Sie auch unliebsame Themen, heisse Eisen angehen (eine "freie und humane sexuelle Kultur" postulieren, "verantwortlichen Umgang mit Tieren"' dass Sie schliesslich Unrecht auch als solches benennen, und beträfe es die Palästinenser). Übrigens gibt es ja noch mehr "abgeschaltete Völker", die zum Teil ihre Existenz bereits ausgehaucht haben, jedenfalls ist ihr Schicksal von einem gewissen Punkt an (wenn sie machtpolitisch nicht mehr interessant sind) nicht mehr der Medien-Rede wert. (Tschetschenen, Tibeter, Kurden und so...) Das verwirrt, weil ja Politik und Medien ansonsten übervoll sind von grossartigen Idealen: wir leben, ich lese das immer wieder mit Staunen, zur Zeit ja in der "westlichen Wertegemeinschaft"! In meinem Berliner Kulturclub habe ich diese tolle Phrase neulich zur Diskussion gestellt... Wenn es darum geht, eine Art verbindlicher Ethik zu skizzieren, sind Sie gut. Damit das nicht allzu schönfärberisch klingt, gestehen Sie die ,"natur- und kulturbedingten Mängel" von Sapiens durchaus ein. Schwuppdiwupp, sind wir auf dem weiten Felde der Anthropologie, die in meinem Bücherschrank durch ein volles Regal vertreten ist. Und da wirds mir bang und bänger (und noch mehr bei der täglichen Lektüre der 'Frankfurter Rundschau'. Denn "er nennts Vernunft und brauchts allein, um tierischer als jedes Tier zu sein", sprach Goethe. Und Edgar Morin, der französische Anthropologe, kennt eben auch neben Mister Sapiens den "homo demens". Über Dr. Geschke haben wir uns nun kennengelernt, und vielleicht mag er Ihren Brief an mich abdrucken, wenn er daran geht, die diversen "Weltanschauungen" und "Verständnisse" zu spiegeln. Aber vielleicht wäre Ihr Aufsatz über die "Rückkehr der Ideologien - Vom Nutzen und Nachteil strenger Welterklärungs-Muster" noch besser geeignet ?! Eine direkte "Zusammenarbeit" an einem "realistischen Menschenbild" die Sie mir anbieten, kann ich leider nicht versprechen, da meine Mittel doch primär künstlerische sind, ich nicht Ihre begriffliche Disziplin habe. Aber wir sollten in Kontakt bleiben. Jedenfalls lese ich lieber Kuhr als etwa Hegel....! Mit herzlichen Grüssen und Wünschen, Ihr Reimar M.
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Soziale Erfindungen
Von: Rudolf Kuhr Sehr geehrter Herr H..., kürzlich las ich beim Arzt in Ihrer Zeitschrift P.M., daß Sie an neuen Erfindungen interessiert sind. Ich würde gern wissen, ob sich das nur auf technische oder auch soziale Erfindungen bezieht bzw. wer für letztere zuständig oder empfänglich sein könnte. Danke für einen Hinweis.
Mit freundlichen Grüßen http://www.humanistische-aktion.de
Antwort "H...W..." <H...W... (at) muc.guj.de schrieb am 01.02.02:
...sowohl als auch an sozialen Erfindungen haben wir in der Gesellschaft
Hätten Sie was tolles, nicht zu philopsophisch oder soziologisch
Beste Grüße
Web: http://www.pm-magazin.de PS: Gerne nehme ich spannende Neuheiten für "Wissenschaft Aktuell" entgegen!
Von: Rudolf Kuhr Sehr geehrter Herr H...,
in der Anlage sende ich Ihnen eine Seite meiner Homepage mit drei sozialen
Innovationen,
Ich denke, daß die Probleme unserer Gesellschaft vor allem menschliche
sind, daß es viele Selbstverständlich müßte der Gedanke ansprechend dargestellt werden. Was meinen Sie grundsätzlich zu dem Vorschlag?
In der Anlage finden Sie auch eine Buchbesprechung, die Ihnen einiges über
meine Person
Freundliche Grüße http://www.humanistische-aktion.de
Antwort
Date: Fri, 08 Feb 2002 10:35:05 +0100 Sehr geehrter Herr Kuhr, vielen Dank für diese Information.
Inhaltlich stehe ich persönlich voll hinter Ihrer Aktion und Ihren Viel Erfolg!
Beste Grüße
Web: http://www.pm-magazin.de PS: Gerne nehme ich spannende Neuheiten für "Wissenschaft Aktuell" entgegen!
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Zuschauer-Kritik
Subject: Bitte Sehr geehrte Damen und Herren, ich weiß leider nicht, wer oder ob jemand bei Ihnen zuständig ist für folgendes Problem:
In letzter Zeit ist eine erhebliche Zunahme an akustischen Informationen
zu beobachten,
Es gibt kaum noch Pausen zwischen und innerhalb der Sendungen ohne Musik
oder
Als besonders schlechtes Beispiel möchte ich Ihnen aus Ihrer Reihe
'Schätze der Welt -
Hier war durchweg eine nervende Musik mit einem sich ständig wiederholenden
kläglichen
Ich möchte Sie bitten, daß sich jemand von Ihren dafür
Verantwortlichen dieses - sicher Ich bitte um eine inhaltliche Stellungnahme. Mit freundlichen Grüßen Rudolf Kuhr http://www.humanistische-aktion.de
Antwort
From: <Goggo.Gensch (at) swr.de> Sehr geehrter Herr Kuhr,
in Beantwortung Ihrer Beschwerde über die Musik in unserem Film "Cinque
Terre", Mit freundlichen Grüßen G. Gensch
Goggo Gensch
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Zuschauer-Kritik
(2)
Subject: Intendantur
wenn ich mich recht erinnere, sagten Sie in der Sendung 'mittwochs live' am 26. Juni u.a., daß Ihnen Zuschauer-Kritik an der Werbung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen erst einmal begegnet sei. Das erstaunt mich sehr. Kann es sein, daß Ihnen kritische Zuschriften vorenthalten werden, um Sie nicht zusätzlich zu Ihrer normalen Arbeit auch noch damit zu belasten? Als Befürworter des Systems der öffentlich-rechtlichen Medien und als Gebührenzahler wünsche ich mir schon lange eine Freiheit von Werbung, Sponsering, Product-Placement und Schleichwerbung aus Gründen der wirtschaftlichen Unabhängigkeit und der inhaltlichen Qualität. Vor Jahren schon schrieb ich immer wieder entsprechende Briefe an Redaktionen und Intendanten, habe allerdings inzwischen kapituliert, weil die Medien offensichtlich an Quoten, die Massen an Unterhaltung orientiert sind, und zu viele unter den Intellektuellen auf Fernsehen völlig verzichten. Allein in meinem kleinen Bekanntenkreis kenne ich fünf Familien ohne Fernsehen, wohl aber mit anspruchsvollen Tages- und Wochenzeitungen. Ich wünsche mir, den Medien und unserer Gesellschaft, daß immer mehr leitende und gestaltende Mitarbeiter der Medien in ganzheitlicher Sichtweise ihren unvergleichlich großen Einfluß auf die gesamte Entwicklung der Gesellschaft und damit ihre Mitverantwortung für diese erkennen, daß sie weniger ihr persönliches Ansehen und das ihrer Redaktion oder ihres Senders, sondern mehr die Wirkung ihrer Arbeit auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung im Hinterkopf haben und bereit sind, Kritik nicht nur zu ertragen, sondern dazu anzuregen. In der Anlage sende ich Ihnen einen meiner letzten Briefe bezüglich Werbung an den ehemaligen Intendanten des ZDF zu Ihrer Information, ebenso eine Seite aus meiner Homepage. Ich bitte freundlich um eine gelegentliche, kurze Stellungnahme. Mit freundlichen Grüßen Rudolf Kuhr www.humanistische-aktion.de/medien.htm
Antwort
Date: Fri, 04 Oct 2002 Sehr geehrter Herr Kuhr, vielen Dank für Ihre e-mail an Herrn Pleitgen, in der Sie sich kritisch äußern zur Werbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Herr Pleitgen hat mich gebeten, Ihnen zu antworten. Leider komme ich erst heute dazu. Ich bitte dies zu entschuldigen. Werbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist unbestritten immer wieder ein Thema in der öffentlichen Diskussion. Die Vertreter des kommerziellen Rundfunks fordern aus naheliegenden und durchaus eigennützigen Gründen regelmäßig ein völliges Werbeverbot im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und auch so mancher Zuschauer und Zuhörer, der der Werbung im Privfatrundfunk überdrüssig ist, wünscht sich zumindest die öffentlich-rechtlichen Programme werbefrei. Dennoch täuscht diese Diskussion darüber hinweg, dass Werbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht überbordend oder gar schrankenlos stattfindet. Im Gegenteil: es gibt bei uns strenge Bestimungen zur Trennung von Werbung und Programm und enge zeitlichen Grenzen, in denen Werbung überhaupt ausgestrahlt werden darf. Hinzu kommt, dass viele öffentlich-rechtliche Programme völlig frei sind von Werbung. Werbung gefährdet keineswegs, wie Sie befürchten, unsere wirtschaftliche Unabhängigkeit oder die inhaltliche Qualität unserer Programme. Die Mischfinanzierung aus Werbung und Gebühren trägt vielmehr dazu bei, uns gleichermaßen unabhängig zu machen von wirtschaftlichen Interessen und Interessen aus der Politik, welche letztlich über die Höhe der Gebühr befindet. Und das inhaltliche Qualität, Unabhängigkeit und Werbung keineswegs zwangsläufig in Widerspruch zueinander stehen, zeigt allein schon Ihr Hinweis auf die anspruchsvollen Tages- und Wochenzeitungen, die in Ihrem Bekanntenkreis gelesen werden. Denn Printmedien finanzieren sich bekanntermaßen zum überwiegenden Teil aus dem Anzeigengeschäft, wie Ihnen schon ein Blick in Ihre Tageszeitung zeigen dürfte. Mit freundlichen Grüssen Dr. Jens Altemeier
Westdeutscher Rundfunk Köln |
Fragen der
Zuschauer
Subject: Fragen Sehr geehrte Damen und Herren, ich finde es sehr gut, daß Sie von uns Zuschauern wissen möchten, welche Fragen uns bewegen. Mich beschäftigt schon lange und jetzt besonders die Frage: Wer verdient am Krieg und wie viel? Von der Patrone bis zur Rakete, von der Uniform bis zum Kampfbomber, und nicht nur Munition, Waffen, Fahrzeuge, Treibstoffe und Ausrüstung, auch viele direkte und indirekte Kriegs-Dienstleister kosten Geld. Steht in unserer Gesellschaft nicht die Wirtschaft an erster Stelle? Warum erfährt der Bürger so wenig über die Geschäfte der Rüstungsindustrie und deren Vertreter? Wie heißen die Hersteller, die Händler, die Lobbyisten? Wie hoch sind deren ausgewiesene und geschätzte Gewinne? Welcher Steuerzahler zahlt für welchen Krieg in welchem Land? Wieviel Prozent der Bürger leben von der Kriegswirtschaft? Mir schrieb kürzlich ein Empfänger meiner Rundbriefe: "... zu Krieg und Geschäft: Als ehemaliger Hauptmann der Bundeswehr weiß ich Folgendes zu berichten: Wenn die Bundeswehr zu humanitären Einsätzen von der UNO eingesetzt wird, dann stellt die Bundesregierung der UNO anschließend die Kosten in Rechnung. Aus dem Topf der UNO fließen dann die Gelder jedoch nicht in den Etat der Bundeswehr zurück sondern in den des Finanzministers, der keinerlei Verpflichtung hat den durch den Einsatz verminderten Etat der Bundeswehr wieder auszugleichen. Wenn der Einsatz unter der NATO stattfindet, verhält es sich sinngemäß genauso. Die Bundeswehr hat z.B. der Türkei in den 90er Jahren KPz LEOPARD 1 geliefert, die veraltete Zieleinrichtungen und schwächere Panzerung hatten. So werden in jedem Krieg zuerst die veralteten Kriegsgeräte "verheizt". Man kann dann gegenüber der höheren Führung argumentieren, daß z.B. die Anzahl der Kampfpanzer gesunken und so und so viel Munition verbraucht worden ist. Damit kann man bewirken, daß wieder neue Panzer und neue Munition beschafft wird: Es ergehen Aufträge an die Rüstungsindustrie. Bisher war es so, daß an allen internationalen Kriegen die USA maßgeblich beteiligt war. Sie "verheizen" ihr altes Material und stellen es dann der UNO oder der NATO in Rechnung. Darum ist es auch so, daß die USA immer nur mit UNO- oder NATO-Mandat Kriege führt, weil man den Krieg dann nicht selbst bezahlen muß. Anschließend ergehen dann von dem "Erlös" Aufträge an die Rüstungsindustrie, die die Wirtschaft der eigenen Nation wiederbelebt. Diese Vorgehensweise ist eine Art "Export", der in der Ökonomie eine Ursache für Konjunktur ist bzw. für Rezessionsbekämpfung genutzt werden kann. Darum hat auch Deutschland ein latentes Interesse daran sich an internationalen Einsätzen zu beteiligen: Man bekommt Geld zurück, kann die Rüstungsindustrie mit Aufträgen versorgen, braucht keine Angst mehr zu haben, daß das Haltbarkeitsdatum von Munition überschritten wird (und dann teuer entsorgt werden muß) und kann den ganzen Kriegsgerätepark auf neueren Stand bringen. Berufen Sie sich jedoch nicht auf mich, weil ich als ehemaliger Hauptmann auch nach meinem Ausscheiden verpflichtet bin über dienstliche Angelegenheiten zu schweigen und andernfalls belangt werden kann. ... (Name)" Angesichts der friedensbedrohenden Verflechtungen von Politik und Wirtschaft in den USA sollten wir zumindest hier bei uns mehr an Aufklärung auf dem Gebiet der Rüstungswirtschaft betreiben. Mit freundlichen Grüßen Rudolf Kuhr http://www.humanistische-aktion.de/infodi04.htm |
Religions-Täter? Diskussions-Beitrag für eine Mailingliste zur Rede von Martin Hohmann Religions-Täter? Die Angelegenheit um die Rede des CDU-Politikers Martin Hohmann zeigt, wie unsicher und beeinflußbar Menschen mit einer ethischen Orientierung sind, welche sich an einer beliebig interpretier- und verwendbaren Autorität wie 'Gott' orientieren, anstatt an einem real bestimmbaren Wert wie 'Verantwortliche Menschlichkeit'. Politiker und Medienmacher reagieren &endash; wie einst bei Philipp Jenninger - auf tabuisierte Themenbereiche wie in einem Pawlowschen Reflex und instrumentalisieren Begriffe wie Antisemitismus, um öffentliche Aufmerksamkeit und Anerkennung zu bekommen. Es scheint ihnen offensichtlich nicht bewußt zu sein, daß sie hiermit keineswegs der Problemlösung, sondern allenfalls ihrer persönlichen Profilierung bzw. der Kompensierung anerzogener Schuldgefühle dienen. Bereits der Begriff Antisemitismus ist ebenso unsinnig wie z.B. der des Antiamerikanismus. Kein vernünftiger Mensch kann gegen ein ganzes Volk sein, weder gegen das amerikanische, noch das jüdische, das palästinensische, das irakische, andere semitische oder sonstige Ethnien. Der Begriff Antisemitismus hat Tradition und ist bequem, trägt aber nicht zur Klärung bei, im Gegenteil, er dient der Aufrechterhaltung von Mißverständnissen und Konflikten. Aus humanistischer Sicht sollte er auf beiden Seiten von verantwortlichen Menschen redlicherweise nicht mehr verwendet werden. Der empfohlenen Rückbesinnung auf unsere religiösen Wurzeln und Bindungen und der Forderung nach Aufnahme des Gottesbezuges in die europäische Verfassung muß gerechterweise die Tatsache gegenübergestellt werden, daß oft gerade mit Bezug auf Gott die größten Verbrechen begangen werden. So ist die eigentliche Ursache für den Dauerkonflikt in Israel/Palästina einerseits in der Berufung auf Gott begründet, der seinem auserwählten Volk ein bestimmtes Land zugesprochen haben soll. Auf der anderen Seite ist es die Vorstellung von Gott, der die Märtyrer ins Paradies führt, wenn sie sich und andere töten. In Irland sind die Täter auf beiden Seiten gottgläubige Christen, die sich gegenseitig Gewalt antun und töten. Auch Adolf Hitler hat sich auf Gott bezogen: "Der Nationalsozialismus ist weder antikirchlich noch antireligiös, sondern im Gegenteil, er steht auf dem Boden eines wirklichen Christentums." (Saarkundgebung 26.8.34 am Ehrenbreitstein bei Koblenz) "...Möge uns der allmächtige Gott wie bisher so in alle Zukunft seine Hilfe geben, um unsere Pflichten so zu erfüllen, daß wir vor unserem Volk und seiner Geschichte in allen Ehren zu bestehen vermögen." (Ausgewählte Reden des Führers; Zentralverlag NSDAP 1937) Und Gottes Männer haben Hitler unterstützt: "Gott hat es zugelassen, daß das Vergeltungsschwert gegen England in unsere Hände gelegt wurde. Wir sind die Vollzieher seines gerechten göttlichen Willens." Kathol. Kirchenblatt für das nördl. Münsterland 9.3.1941 Auch der irakische Staatschef Saddam Hussein war im Bunde mit Gott: "Oh, Du großes irakisches Volk, oh, Ihr Angehörigen unserer mutigen Streitkräfte, oh Ihr Söhne der glorreichen arabischen Nation, oh, Männer, die Ihr guten Willens seid, die amerikanischen Teufel haben erneut einen Akt der Feigheit begangen und sich hinter einer Technologie versteckt, die sie in beschämender Weise einsetzen - doch das ist der Wille Gottes. ... Unsere Verluste sind gering. Gott hat den Angriff scheitern lassen - möge er sich jetzt der Seelen unserer Märtyrer annehmen. Gott ist der Größte, Gott ist der Größte, zum Teufel mit den Verfluchten!" (Aus einer Ansprache 1996 an das Volk.) Ebenso sei erinnert an US-Präsident George W. Bush: "Gott hat uns aufgerufen, unser Land zu verteidigen und die Welt zum Frieden zu führen." "Ehrwürdige Betrüger benutzen Gott als Schleier zur Verhüllung ihrer verbrecherischen Leidenschaften." Friedrich II, Preußenkönig (1712-1786) - "Gott ist immer der Verbündete der Herrschenden." Erich Fromm, Psychoanalytiker (1900-1980). &endash; "Hätte man Verstand, brauchte man keine Götter." Decimus Iunius Juvenal, röm. Dichter (um 60-140). "Wenn die Welt erst ehrlich genug sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahre keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein. ... Es gibt keine andere Offenbarung als die Gedanken der Weisen." Arthur Schopenhauer, Philosoph (1788-1860) "Wir werden von den Eltern in eine religiöse Zwangsjacke gesteckt, werden getauft oder beschnitten und sollen im Glauben unserer Erzeuger großgezogen werden (...). Werden die Kinder groß und wollen nichts mehr mit Kirchen und religiösen Dingen zu tun haben - das im Geburtsregister eingetragene Stigma werden sie nicht mehr los!" Magnus Hirschfeld "Man sollte sich zur heiligsten Pflicht machen, dem Kinde nicht zu früh einen Begriff von Gott beibringen zu wollen. Die Forderung muß von innen heraus geschehen, und jede Frage, die man beantwortet, ehe sie aufgeworfen ist, ist verwerflich. Das Kind hat vielleicht seine ganze Lebenszeit daran zu wenden, um jene irrigen Vorstellungen wieder zu verlieren." Friedrich Schiller, Dichter (1759-1805) "Ist denn so groß das Geheimnis, was Gott und der Mensch und die Welt sei? / Nein! Doch niemand hört's gerne; da bleibt es geheim." (Goethe, Venet. Epigr. 1790)Mehr davon unter 'Zitate zu Religion' http://www.humanistische-aktion.de/religion1.htm Unsere Zeit braucht dringend Wert-Orientierungen, denen die für jeden klar erkennbaren Erfordernisse zu einer würdevollen und sinnerfüllenden Lebensgestaltung zugrunde liegen und die den Menschen konkret zur Arbeit an sich selbst führen. Sinn unseres Lebens ist größtmögliche Entfaltung und Vervollkommnung der eigenen Persönlichkeit in größtmöglicher Harmonie und Verbundenheit zu unserer Mitwelt. Wenn es heute einen Glauben gibt, der vertretbar ist, dann ist es der Glaube an die Bildungsfähigkeit des Menschen zu einem sozial und ökologisch handelnden, verantwortlichen Gemeinschaftswesen und daran, daß die Natur den Menschen nicht braucht, wohl aber der Mensch die Natur. Aufgabe aller Menschen guten Willens, besonders von bekennenden Humanisten wäre es, 'Verantwortliche Menschlichkeit' als universellen, allem anderen übergeordneten Wert zu erkennen, zu verinnerlichen, anzuwenden und - mehr als bisher - allgemein bekannt zu machen. Mehr hierzu befindet sich auf der Seite http://www.humanistische-aktion.de/stiftung.htm .
Rudolf Kuhr 08.11.2003 Die Hohmann-Rede, so wie sie bis zum frühen Abend des 30.10.03 auf der Internetseite der CDU-Neuhof abbrufbar war, später wurde sie ersatzlos gelöscht. tagesschau.de gibt die Rede nur zu Dokumentationszwecken wieder und distanziert sich vom Inhalt: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID2535644,00.html |
Unchristlich?
Unchristlich Der Humanistische Verband Deutschlands ist mit seinem Plan gescheitert, in Fürth die "erste Humanistische Schule Deutschlands" zu gründen. An dem Projekt der atheistischen Weltanschauungsgemeinschaft gebe es "kein besonderes pädagogisches Interesse" entschied das Verwaltungsgericht Ansbach Ende voriger Woche. Das Gericht gab der Regierung von Mittelfranken recht, die eine Schulgenehmigung verweigert hatte. Besondere Schulen für besondere Bevölkerungskreise müssten die seltene Ausnahme bleiben, so das Ansbacher Gericht. Das Konzept des Humanistischen Verbandes sei nicht innovativ genug. Eine Initiative zur Gründung einer Humanistischen Schule gibt es auch in Berlin. Der Humanistische Verband wurde 1848 als Vereinigung nicht-religiöser Menschen gegründet. (Az.: AN 2 K 05.00319) - epd Süddeutsche Zeitung 12.02.07 Leserbrief Pure Anmaßung Unchristlich: Gericht vereitelt Atheisten-Schule / SZ vom 12.Februar Ja, es ist unchristlich, eine humanistische Schule zu vereiteln! Warum müssen besondere Schulen für besondere Bevölkerungskreise in einer pluralistischen Gesellschaft die seltene Ausnahme bleiben? Zumal, wenn immerhin etwa ein Drittel der Bevölkerung keiner ("Staats"-) Religion angehören und trotzdem die wesentlichen humanistischen Grundsätze aller Religionen anerkennen! Das Konzept sei nicht innovativ genug? Aber genug, um die Genehmigung zu verweigern! Es bestehe kein besonderes pädagogisches Interesse? Bei wem? Bei den Richtern, Kirchen, Regierenden? Im Namen des (christlichen?) Volkes? Zur pädagogischen und ethischen Innovation bereit stehen mit bayerischem Staatsexamen qualifizierte und erfahrene Lehrerinnen, genügend interessierte Eltern und Kinder, passende Räume und eine umfangreiche reformpädagogische, humanistische Konzeption, die den neuesten Erkenntnissen und aktuellen Anforderungen im Schulbereich entspricht, mit einem neuen Schulfach "Humanistische Lebenskunde". Seit mehreren Jahren bestehen drei humanistische Kindergärten in Nürnberg, offen für alle Bevölkerungskreise. Der Humanistische Verband wurde übrigens nicht 1848 als Vereinigung nicht-religiöser Menschen gegründet, sondern entwickelte sich aus deutschkatholischen, später freireligiösen Gemeinden zum Freidenkerverband (Bln) bzw. Bund für Geistesfreiheit (Nbg) und erst vor etwa zehn Jahren umbenannt zum HVD. Rudolf Kuhr, Schöngeising |
Ein Briefwechsel 07.07.2015
Sehr geehrter Herr Kuhr, Darum möchte ich Ihnen ganz herzlich dafür danken, dass Sie diesen ins Netz gestellt haben!
Herzliche Grüße
Liebe Frau Deriya Seefeld,
Mit guten Wünschen 14.07.15
Lieber Herr Kuhr,
Ihnen alles Gute und herzliche Grüße
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Fortsetzung
Briefe 01
Briefe 1
Briefe 03
Briefe 2
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Briefe 4
Briefe 5
Briefe 6
Humanistische AKTION nach oben - Service - Menue - Texte-Verzeichnis - Stichwörter www.humanistische-aktion.de/briefe7.htm |
Aktualisiert am 20.07.15