Entwurf und allgemeine Einladung zur
Mitgestaltung
Homo responsabile
Versuch zu einem Bild des verantwortlichen
Menschen
Gegebenheiten - Möglichkeiten - Notwendigkeiten
Version 10.12.04
Der Mensch kann immer nur ein halber
Mensch sein - entweder der weibliche,
oder der männliche Teil - erst beide zusammen ergeben den ganzen
Menschen.
Den meisten denkenden Menschen ist es inzwischen eine grundlegende Erkenntnis,
daß viele Probleme aus einseitigen Empfindungen, Betrachtungen,
Einstellungen und Beurteilungen entstehen. Deshalb ist es sinnvoll, ein
ganzheitliches Bild vom Menschen zu zeichnen, das nicht nur seine Ideale
benennt, sondern in ganzheitlicher Weise auch seine Schattenseiten mit
einbezieht.
Wie der Mensch in seiner Vollendung das
edelste aller Geschöpfe ist,
so ist er, losgerissen von Gesetz und Recht, das schlimmste von
allen.
Aristoteles
*
Unter einer ganz dünnen Schicht
von kulturellem
Firnis steckt eine Rotte von Mördern.
Siegmund Freud
|
Gegebenheiten
Die von der Natur dem Menschen gegebenen Bedingungen
Der Mensch
-
ist ein Mangelwesen. Als einzigem Lebewesen fehlt ihm ein Instinkt,
der ihn unbedingt daran hindern kann, sich selbst und seine Mitwelt zu
schädigen oder zu zerstören. Als einziges Lebewesen kann er -
bewußt oder unbewußt - eine grundsätzliche Ungerechtigkeit
darin erkennen bzw. empfinden, daß er ungefragt in diese Welt
hineingestellt wurde; und daß er stets nur ein halber Mensch ist, entweder
männlich, oder weiblich und oft Schwierigkeiten hat, die jeweils andere
Hälfte nachzuempfinden.
-
ist ein Natur- und Kulturwesen (christl.: Ebenbild, Geschöpf
Gottes), er ist ein Körper- und Geistwesen, wobei der Geist im Vergleich
zum Tier das Wesentliche des Menschlichen ausmacht. Der Mensch ist das einzige
Lebewesen, das seine wesentlichen Merkmale erst nach seiner Geburt
entwickelt;
-
ist individuell endlich wie auch andere Lebewesen, mit dem Unterschied
zu den übrigen Lebewesen, daß er seine Endlichkeit erkennen kann.
(Manche Glaubenslehrer versprechen deshalb ein ewiges Leben.);
-
ist ein vielfach in sich gespaltenes Wesen, bipolar, dual, binär;
Natur/Kultur, Gefühl/Verstand, weiblich/männlich,
zerstörend/erhaltend, Lust/Unlust, (christl.: von Geburt an
sündhaftes, erlösungsbedürftiges, seinen Tod überdauerndes
Geschöpf);
-
ist vorwiegend trieb- und gefühlsgesteuert, seine Handlungen
sind zwangsläufig stets - mehr oder weniger bewußt - egoistisch,
ich-bezogen. ("Es gibt keine Menschen, die aus "Gründen" handeln, sie
bilden sich das bloß ein, und namentlich versuchen sie, im Interesse
der Eitelkeit und Tugend, anderen dies einzubilden. Bei mir selbst jedenfalls
habe ich stets und immer feststellen können, daß die Antriebe
zu meinen Taten in Regionen liegen, wohin weder mein Verstand noch mein Wille
reicht." Hermann Hesse, Dichter, 1877-1962);
-
ist in seiner kulturellen Prägung zunächst fremdgesteuert,
diese ist schwer als solche erkennbar, schwer zu überprüfen, zu
bewerten und gegebenenfalls zu überwinden (Gewohnheit, Bequemlichkeit,
Ängste, gesellschaftliche Zwänge, Glaube, Religion) oder
selbstbestimmend anzuerkennen, zu übernehmen und weiterzuentwickeln;
-
neigt zu Bequemlichkeit, Selbsttäuschung, Realitätsverlust,
Wunderglauben, Abgrenzung und Extremismus (schließlich Terrorismus,
siehe Anschlag in den USA am 11.09.01, dessen Ursache ist vermutlich die
Verunsicherung der religiösen Grundlagen durch westliche Freiheiten.);
-
hat von der Natur her gesehen lediglich die Aufgabe, sich
fortzupflanzen, um im Wettbewerb mit seinen Geschlechtsgenossen zur Erhaltung
seiner Art beizutragen. Hier liegt der Urgrund für die Tatsache, daß
Gewalt fast ausschließlich männlich ist (Testosteron).
Möglichkeiten
menschlicher Lebensgestaltung
Der Mensch hat von seinen Anlagen her die Möglichkeit,
-
seiner Mitwelt zu nützen oder zu schaden;
-
einen vernünftigen Sinn im Dasein zu finden und so ein sinnerfülltes
Leben zu führen;
-
mit List aus der Last eine Lust zu machen. Beim Sport zum Beispiel macht
er aus der Last
höchster Anstrengungen eine Lust, indem er sich geistig auf das Ziel
und den Erfolg einstellt;
-
seine Identität eigenständig und unabhängig von abgrenzenden
Bezügen zu seiner Mitwelt zu bilden;
-
nachhaltig Frieden, Gerechtigkeit anzustreben und zu erreichen;
-
sich deutlich zum Menschsein zu bekennen;
-
für verantwortliche Menschlichkeit zu werben z.B. im persönlichen
Umfeld oder weltweit im
Internet durch gezielte Informationen und Internet-Seiten.
siehe auch Kriterien der Mündigkeit
Notwendigkeiten
um Not abzuwenden und menschenwürdig zu leben.
Um Mensch zu werden, zu sein und zu bleiben braucht er
-
die menschliche Gemeinschaft;
-
Beachtung, Anerkennung, Bestätigung, Gespräch, Kritik, Distanz
zu sich selbst;
-
geistige und emotionale Rückbindung (Religion, Weltanschauung,
Sinnerkenntnis, Ethik, Menschenbild, Orientierung im Dasein), um seine
naturgegebene, geistig und emotional empfundene individuelle Trennung von
seiner Mitwelt durch ganzheitliches Denken, Fühlen und Handeln zu
überwinden und eigenständiges Grundvertrauen in sich selbst
aufzubauen;
-
Realitätssinn und unbedingtes Streben nach Wahrhaftigkeit, um innere
Sicherheit und Stabilität zu gewinnen.
("Wir haben den schwersten Weg betreten, den ein Mensch - und gar ein Volk
- gehen kann: den Weg der Aufrichtigkeit, den Weg der Liebe. Gehen wir diesen
Weg zu Ende, dann haben wir gewonnen." Hermann Hesse, Dichter, 1877-1962)
("Das Tier im Menschen kann nicht ausgerottet werden. Daher muß diesem
Tier ins Auge gesehen und mit ihm gelebt werden." ... "Die Schicksalsfrage
der Menschenart scheint mir zu sein, ob und in welchem Maße es ihrer
Kulturentwicklung gelingen wird, der Störung des Zusammenlebens durch
den menschlichen Aggressions- und Selbstvernichtungstrieb Herr zu werden."
Sigmund Freud, Arzt , 1856-1939);
-
Verantwortungsbereitschaft für sich und seine Mitwelt, um seine
Lebensgrundlagen zu erhalten;
-
als höchsten Wert eine aus männlichen und weiblichen Anteilen
bestehende
verantwortliche Menschlichkeit, um Menschenwürde voll zu entfalten.
Sinn unseres Lebens ist die
größtmögliche Entfaltung
und Vervollkommnung der eigenen Persönlichkeit
in größtmöglicher Harmonie und Verbundenheit
zu unserer Mitwelt.
|
Die Welt- und Menschenbildfrage
einmal anders geklärt
Ein kleiner Junge kam zu seinem Vater und wollte mit ihm spielen. Der aber
hatte keine Zeit für den Jungen und auch keine Lust zum Spiel. Also
überlegte er, womit er den Knaben beschäftigen könnte. Er
fand in einer Zeitschrift eine komplizierte und detailreiche Abbildung der
Erde. Dieses Bild riss er aus und zerschnipselte es dann in viele kleine
Teile. Das gab er dem Jungen und dachte, dass der nun mit diesem schwierigen
Puzzle wohl eine ganze Zeit beschäftigt sei. Der Junge zog sich in eine
Ecke zurück und begann mit dem Puzzle. Nach wenigen Minuten kam er zum
Vater und zeigte ihm das fertig zusammengesetzte Bild. Der Vater konnte es
kaum glauben und fragte seinen Sohn, wie er das geschafft habe. Das Kind
sagte: "Ach, auf der Rückseite war ein Mensch abgebildet. Den habe ich
richtig zusammengesetzt. Und als der Mensch in Ordnung war, da war es auch
die Welt."
|
weitere Texte zum Menschenbild -
'Über das Wesen des Menschen' -
Lebensgestaltung
Humanistische AKTION
9/2001
Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt
Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe
und Belegexemplar erwünscht. Kürzungen und Änderungen nach
Absprache möglich.
nach oben -
Service -
Menue -
Texte-Verzeichnis -
Stichwörter
www.humanistische-aktion.de/menbild3.htm
|