KirchenVolksBegehren
- was würde Jesus dazu
sagen? Er würde sagen: "Ihr fordert das Kirchenvolk auf, sich für längst überfällige Reformen in der katholischen Kirche einzusetzen. Ihr hofft auf intensive Diskussion und schrittweise Umsetzung Eurer Forderungen, damit den Menschen der Zugang zum Kern der christlichen Botschaft und zur Kirche auch im kommenden Jahrtausend ermöglicht wird und die katholische Kirche ihre Aufgaben in der weltweiten Ökumene wahrnehmen kann. - Wißt Ihr was Ihr da tut? Ihr verhaltet Euch wie unmündige Kinder, die ihre Eltern verändern wollen, weil sie sich von ihnen noch nicht abgenabelt haben. Ich aber sage Euch heute: Ich habe nie eine Kirche gewollt, weil der Zugang zum Kern meiner Botschaft durch eine solche Institution erschwert, ja verhindert wird. Ich will das Heil des Menschen, Ihr aber versucht die Kirche zu heilen. Es war wohl ein Fehler von mir, Euch einen Gottvater geschaffen zu haben. Ihr habt Euch zu dieser Vaterfigur auch noch mit der Kirche eine Ersatz-Mutter geschaffen, die Euch nun nicht mehr losläßt und daran hindert, erwachsen zu werden. Ich sage Euch heute: Versucht nicht, Eure Mutter zu verändern, verändert Euch selbst, laßt sie und Euren Vater im Himmel los, werdet selbständig und unabhängig, werdet mündig! Ihr habt die Welt in den letzten 2000 Jahren verändert, aber Ihr seid dabei, sie zu zerstören, weil Ihr Euren Glauben nicht weiterentwickelt habt. Ihr haltet fest an Vater und Mutter und handelt im Vertrauen auf ihren Beistand, anstatt selber Vater und Mutter zu werden und die Verantwortung selbst zu übernehmen. Ihr seid heute erwachsen, Ihr seid heute für Euch selbst voll verantwortlich, und Ihr tragt Mitverantwortung für Eure Mitwelt. Ihr könnt nicht mehr auf die Hilfe von Vater und Mutter hoffen. Euer Heil liegt in Euch selbst. Wenn Ihr mich als Berater braucht, dann findet Ihr mich überall, in jedem Menschen, am wenigsten aber in einer Kirche, denn sie nennt sich christlich und nicht menschlich. Ihr fordert den Aufbau einer geschwisterlichen Kirche. Ich aber sage Euch: Verlaßt diese christliche Kirche und baut Euch menschliche Gemeinschaften auf, in denen Ihr die geforderte Gleichwertigkeit aller Menschen frei von kirchlichen Zwängen leben könnt. Ihr fordert volle Gleichberechtigung der Frauen in der Kirche. Ich aber sage Euch: Verschwendet Eure Zeit und Energie nicht an die Institution Kirche, sondern lebt die Gleichberechtigung in Eurer eigenen Mitwelt. Ihr fordert freie Wahl zwischen zölibatärer und nicht-zölibatärer Lebensform. Ich aber sage Euch: Laßt den verstockten Klerikern ihr Zölibat, lebt so natürlich und mitmenschlich wie möglich in Euren eigenen, diesseitig orientierten Gemeinschaften und sorgt dafür, daß Eure Kinder einmal besser als Ihr in der Lage sind, ohne den Zwang einer Kirche ihre Lebensform frei zu wählen. Ihr fordert positive Bewertung der Sexualität als wichtigen Teil des von Gott geschaffenen und bejahten Menschen. Ich aber sage Euch: Macht Eure Bewertung der Sexualität nicht von einer lebensfremden Kirche abhängig. Sexualität ist natürlich und menschlich, die Kirche aber ist beides nicht. Ihr fordert Frohbotschaft statt Drohbotschaft. Ich aber sage Euch: Löst Euch von allem was Euch bedroht und einengt, sowohl von unbarmherzigen, harten und strengen Eltern, als auch von einer ebensolchen Kirche. Werdet mündig und verkündet die Frohbotschaft der Menschlichkeit, denn alle Religion hat im Grunde nur das eine Ziel: mehr Menschlichkeit. Ihr sollt weder Gott noch Menschen anbeten und verehren, sondern die Menschlichkeit vermehren. Die Kirche ist kein Weg zur Menschlichkeit, solange sie sich christlich nennt. Sie stellt damit den Weg über das Ziel und grenzt ihre Mitglieder von allen übrigen Menschen ab. Die Kirche hat Religion zur Konfession deformiert, sie ist eine Institution mit feudalistischer Struktur und heidnischen Ritualen, mit vielem was ich nie gewollt habe, wie Hierarchie, Papst- und Priestertum, Kniefall, Ringkuß, Reliquienkult, Heiligenverehrung, Anbetungen, Gottes-diensten, Kindestaufe, Weihrauch, Meß-Gewändern, Kräuter-, Palm-, Tier-, Gebäude- und Auto-Weihen, Glockenläuten, Marterln, Kreuzen, Kruzifixen, Statuen, Gotteslohn, Gottesgruß, Abendmahl (Passahfest), Wandlung der Hostien als symbolischem Kannibalismus, Gottes- und Gebets-Häusern. All das ist heidnisch im negativen Sinn. Wenn Ihr zum Beispiel das Hakenkreuz, das noch heute in Indien öffentlich von seinem Ursprung her als Glücks-Zeichen verehrt wird, verbietet, weil unter ihm Millionen von Menschen getötet wurden, dann sollt Ihr das Kreuz erst recht nicht verehren, denn es ist von seinem Ursprung her ein Instrument der Folter und des Todes. Unter ihm wurden ebenfalls Millionen von Menschen getötet, und es wird damit auch heute noch in seiner sinnverkehrenden Umdeutung viel Unheil in den Seelen von Kindern und Erwachsenen angerichtet. Meine Empfehlungen in der Bergpredigt, nicht zu schwören und nicht öffentlich zu beten, werden von vielen Christen durch den Einfluß der Kirche völlig mißachtet. Politiker vertrauen wie unmündige Kinder auf Gottes Hilfe ("So wahr mir Gott helfe"), anstatt selbst die Verantwortung zu übernehmen, und da wo sie dies nicht können, sich entsprechend zu beschränken und Verzicht zu üben. Die Kirche beruft sich auf mich aber sie kümmert sich um den Inhalt meiner Lehre wenig, sondern sie macht aus ihr einen heidnischen Kult, einen Fetischismus, ja eine geistige Droge. Sie führt durch Kindestaufe und Erziehung zum Glauben an Gott bereits die Kinder in die Abhängigkeit anstatt zur Mündigkeit. Wahrlich, ich sage Euch: Die christliche Kirche ist eine Einstiegsdroge für alle weiteren Drogen geistiger und materieller Art. Wenn Eure Theologen nicht über die Philosophie zur Psychologie finden, dann sind sie für die Menschlichkeit verloren. Wenn Ihr abhängigen und unselbständigen Kirchen-Kritiker und -Reformer die christliche Kirche nicht verlaßt und Euch nicht der Menschlichkeit zuwendet, um Euch anstatt zum Christentum endlich zum Menschentum, zu einem ganzheitlich verstandenen Humanismus zu bekennen, dann versündigt Ihr Euch an der Menschheit und an der Welt. Ihr seid auf dieser Welt, um Mensch zu werden, Mensch zu sein und Mensch zu bleiben, dies ist Eure Aufgabe. Menschsein aber heißt ständige Arbeit an der eigenen Persönlichkeit, heißt Mündigkeit zum Maßstab zu machen. So wie Ihr miteinander und mit der Natur umgeht, kann man nicht von Mündigkeit sprechen. Mündigkeit bedeutet mehr als nur Volljährigkeit. Mündigkeit heißt, eine kritische Distanz nicht nur zu seiner Mitwelt, sondern auch zu sich selbst zu haben, für sich selbst voll- und für seine Mitwelt mitverantwortlich sein zu können und zu wollen. Mündigkeit bedeutet, den kindlichen Glauben an die irrationale Autorität einer Person oder Idee zu überwinden und in weiser Bescheidenheit eine agnostische Haltung einzunehmen. Nur der Glaube an Eure eigene Identität aus Euch selbst heraus in einer Verbundenheit zu Eurer Mitwelt, bestehend aus dem Organismus menschlicher Gemeinschaft und der sie tragenden Natur, wird Euch das not-wendige Heil bringen." Das - und manches mehr noch - würde Jesus heute sagen. Dafür würde Jesus heute zwar nicht mehr gekreuzigt, sicher aber von den hauptberuflichen Christen verächtlich übergangen und von verblendeten Christen beschimpft und tätlich angegriffen werden, wie dies Befürwortern des BVG-Urteils auf der großen Demonstration für das Kruzifix in bayerischen Schulen in München widerfahren ist. Jesus würde heute sehr wahrscheinlich die Reform der christlichen zu einer humanistischen Kirche fordern. Reform der christlichen Kirche? - Entweder eine humanistische Kirche oder gar keine Kirche. 2000 Jahre religiöser Entmündigung sind genug. - Unsere Welt braucht Menschlichkeit! - Humanismus - ethische Orientierung mündiger Menschen! Rudolf Kuhr Übrigens: Jesus war nie Christ, er wurde als Jude geboren, er lebte und starb als Jude.
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Humanistische AKTION 10/1995
Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt Dialog sowie
unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe www.humanistische-aktion.de/kivolbeg.htm |
Aktualisiert am 25.10.11