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<<< ! >>> Das Heil der Demokratien, von welchem Typus und Rang sie immer seien, hängt von einer geringfügigen technischen Einzelheit ab: vom Wahlrecht. Alles andere ist sekundär. (Jose Ortega y Gasset, span. Kulturphilosoph)
Mindestens ebenso wichtig dürften
Fähigkeit und Bereitwilligkeit Wahl zum BundestagWahl-Beteiligung wird weitgehend verschwiegen - Reale Zahlen bitte! Die Wähler haben entschieden, gewertet werden aber nur diejenigen, die an der Wahl teilgenommen haben. Die Nichtwähler, drittstärkste Gruppe aller Wahlberechtigten, zählen nicht mehr. Die offiziellen Prozentzahlen der Wahl-Ergebnisse werden nur auf die Zahl der Teilnehmer bezogen. Wenn nun Politiker davon sprechen, daß "der" Wähler ihrer Partei den Auftrag gegeben hat, dann wird deutlich, wie leicht diejenigen sich selber täuschen, die für das gesamte Volk Verantwortung übernehmen wollen. Nachfolgendes Diagramm zeigt einen Vergleich zwischen den offiziellen und den effektiven Zahlen: Vergleich der Ergebnisse mit und ohne Nichtwähler
In diesem Vergleich (von 1998) wird deutlich, daß die stärkste Partei nicht von 40,9% der Bevölkerung gewählt wurde, sondern bei der Wahlbeteiligung von 82% lediglich von 33,5% der Wahlberechtigten. Das Wissen um die effektiven Zahlen könnte den Gewinnern vielleicht zu etwas mehr Bescheidenheit und bei nachdenklichen Politikern möglicherweise zu einer realistischeren Politik beitragen. Es wäre zu wünschen, daß die Medien die Bevölkerung künftig umfassender informieren und über Zusammenhänge und Hintergründe genauer als bisher aufklären würden, um zu mehr ganzheitlichem Denken und Handeln zu kommen und auch die Nichtwähler wieder mehr mit einzubeziehen. Politik betrifft alle Bürger. Rudolf Kuhr
Humanistische AKTION 9/1998 Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt, Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe und Beleg-Exemplar erwünscht. Kürzungen und Änderungen nach Absprache möglich. nach oben Mehrheit der Nicht-Demokraten?Das Wahl-Ergebnis in Sachsen-Anhalt aus ganzheitlicher Sicht Der Schock über den Erfolg der DVU dürfte noch größer sein, wenn man sich klar macht, daß auch die Nicht-Wähler im Grunde ein Potential an Nicht-Demokraten darstellen. Wer nicht zu Wahl geht - warum auch immer - der zeigt ein Desinteresse an seinem Staat und ermöglicht damit seine Gefährdung. In einer Demokratie ist jeder mündige Bürger bekanntlich dafür mitverantwortlich, was geschieht und nicht geschieht. Wenn die Stimmen der 28,3 Prozent Nichtwähler und damit faktisch Nicht-Demokraten zu den DVU-Wählern dazugezählt würden, dann hätten bei der Wahl in Sachsen-Anhalt am 26.04.98 die Nicht-Demokraten einen Anteil von 37,5 Prozent aller stimmberechtigten Bürger. Die SPD hätte bei dieser ganzheitlichen Berechnung nur 25,7 (und nicht 35,9); CDU 15,8 (22,0); PDS 14,1 (19,6); DVU 9,2 (12,9); Grüne 2,3 (3,2); FDP 3,0 (4,2); und Sonstige 1,6 (2,2) der Stimmen aller Wahlberechtigten bekommen. Ich denke, daß eine Wiedergabe der Wahl-Ergebnisse, welche die Nicht-Wähler mit einbezieht, nicht nur realistischer wäre, sondern wahrscheinlich auch zu einer ehrlicheren und gerechteren Politik beitragen könnte. Das Ignorieren und Ausgrenzen von Minderheiten und Außenseitern, das bereits in den meisten Schulen vermittelt wird, ist eine risikoreiche Nebenwirkung unserer materiell orientierten Leistungs-Gesellschaft und zeigt sich nicht zuletzt auch in der bisher üblichen Darstellung der Wahl-Ergebnisse. Wem eine Zuschauer- Demokratie nicht genügt, der kann sich für eine Einbeziehung der Nicht-Wähler und für eine differenzierte Darstellung von Erst- und Zweitstimmen einsetzen sowie für die Möglichkeit, auf den Stimmzetteln eine Stimm-Enthaltung anzukreuzen. Bei aufgeschlossenen und verantwortungsbewußten Politikern und Journalisten wird er sicher Gehör finden, denn eine solche Veränderung kostet kein Geld, allenfalls ein wenig Mut. Es wäre zu wünschen, daß sich in den Medien einige mutige Redakteure finden, die zumindest als Alternative zusätzlich zu den amtlichen Ergebnissen die Zahlen im Gesamt-Zusammenhang bekanntgeben. Daß Politiker uns gern geschönte Mitteilungen machen ist verständlich, zumindest aber von den unabhängigen und öffentlich-rechtlichen Medien erwarten mündige Bürger verantwortete Realität, das heißt, ganzheitlich orientierte Information. Rudolf Kuhr
Humanistische AKTION 4/1998,2 Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt, Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe und Beleg-Exemplar erwünscht. Kürzungen und Änderungen nach Absprache möglich. nach oben Von Russland lernen?Glaubwürdigkeit und Realpolitik beginnen mit der Wahrhaftigkeit Der Wähler hat wieder mal gesprochen - und der Nichtwähler hat geschwiegen. Selbstverständlich sind die letzteren selber schuld, wenn sie nicht mitgezählt werden. Aber ist das ein gerechtes und realistisches Verfahren, fast die Hälfte der Wahlberechtigten nicht bei der Auswertung zu berücksichtigen, auch wenn dies schon immer so gemacht wurde? Was ist von der Glaubwürdigkeit von Politikern, Journalisten und Meinungsforschern zu halten, die sich selber täuschen, was haben sie für ein Demokratieverständnis? Hier die offiziellen Wahlergebnisse vom 14.05.00 in NRW: Amtlich: SPD 42,8; CDU 37,0; Grüne 7,1; FDP 9,8; andere 3,3 % Hier zum Vergleich die effektiven Zahlen, bezogen auf alle wahlberechtigten Bürger (unter Einbeziehung der Nichtwähler mit 43,3 %): Real: SPD 24,3; CDU 21,0; Grüne 4,0; FDP 5,5; andere 1,9 % Rot-grün würde demnach mit einer Mehrheit von 28,3 %, Rot-gelb mit 29,8 % regieren. Der Spitzenkandidat einer der Absteiger, Guido Westerwelle, sieht in dem Wahlergebnis einen deutlichen Regierungsauftrag der Bevölkerung. Dieser "Stefan Raab der Politik" - wie er auch schon genannt wurde - schließt aus den 5,5 % der Wähler einen Auftrag zur rot-gelben Koalition. - Realpolitiker oder Traumtänzer? In Russland - nicht gerade ein Vorbild der Demokratie - besteht die Möglichkeit, auf dem Stimmzettel anzukreuzen: "keine der genannten Kandidaten". Vielleicht sollte bei uns ebenso verfahren werden, um die Politiker an die Realität zu erinnern. In einer Demokratie sollte Politik für alle Bürger da sein. - Glaubwürdigkeit und Realpolitik beginnen mit der Wahrhaftigkeit. (Entwurf zu einem Stimmzettel mit Stimm-Enthaltung) Rudolf Kuhr
Anmerkungen
* Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Grundgesetz Artikel 21 ... und wer wirkt sonst noch mit, Wirtschafts-Lobbyisten, Medien ...?
Humanistische AKTION 5/2000 Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt, Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe und Beleg-Exemplar erwünscht. Kürzungen und Änderungen nach Absprache möglich. nach oben Wahlverweigerung?Wahlenhaltung oder Stimmenthaltung? Wer den Anspruch hat, als mündiger Mensch zu gelten, der kann sich nur zur Demokratie als Staats- und Lebensform bekennen. Monarchie als die eine, und Anarchie als die andere Alternative schließen sich bei diesem Anspruch aus, weil die eine Form den Untertan, die andere den Pubertären bzw. Illusuionisten braucht. Daraus ergibt sich folgerichtig die Teilnahme an Wahlen, direkt oder per Briefwahl, wenn man seinem Anspruch nicht untreu werden will. Wenn dann keine der Parteien als wählbar erscheint, so besteht immer noch die Möglichkeit der taktischen oder auch der ungültigen Wahl. Stimmenthaltung bedeutet Teilnahme an einer Abstimmung. Wahlverweigerung oder -enthaltung dagegen ist verantwortungslos und führt streng genommen automatisch zum Verlust des eigenen Anspruchs auf Mündigkeit. Solange ich als mündiger Mensch in dieser Welt lebe, solange bin ich ein Teil derselben, Teil der Familie, Teil der Gesellschaft, Teil der Natur und bleibe mit-verantwortlich für meine Mit-Welt. Wenn ich mit der bisherigen ungerechten Umverteilung des Geldes von unten nach oben nicht einverstanden bin und wenig Erwartungen an eine rot-grüne Koalition habe, so kann ich bei der bevorstehenden Bundestagswahl dennoch eine dieser Parteien wählen, weil allein durch eine Änderung der politischen Machtverhältnisse zumindest eine Unterbrechung der inzwischen gewachsenen filzokratischen Strukturen ermöglicht würde. Ich darf mich aber nicht aufs Kreuzlmachen beschränken, sondern muß direkt und indirekt konstruktiv und kritisch mit- und einmischen wo es nur irgend möglich ist. Ich muß mich aber auch selbst als Teil des Ganzen in den Veränderungsprozeß mit einbeziehen. Ich muß mich kritisch hinterfragen und hinterfragen lassen, ursächlich, zuende, ganzheitlich denken und handeln und nicht Teilbereiche wie Liberalismus, Sozialismus oder Christlichkeit, sondern universelle, positive Menschlichkeit als übergeordnete Orientierung ansetzen wie den Humanismus, das Ideal vom alle Menschen vereinenden, verantwortlichen Menschentum. Rudolf Kuhr
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Aktualisiert am 30.09.13