Jugend-Seminarauch Jugendfeier, -weihe und Jugendleite genannt Nachfolgender Text ist eine Information für Eltern, Großeltern, Verwandte und Freunde mit Kindern im Alter um 13 und 14, einer Zeit zwischen nicht mehr Kind und noch nicht Erwachsen sein. Es ist eine Zeit zwischen Träumen und Realität, zwischen Unsicherheit und Sehnsucht und mit vielen Fragen im Bauch und im Kopf - chaotisch und wunderschön. Die Zeit eines Festes für junge Menschen an der Schwelle zum Erwachsenwerden - überall auf der Welt. Bei Naturvölkern gibt es eine Reifefeier, die Initiation (Einweihung). In Deutschland gibt es bei den großen Kirchen entsprechende Feiern (Konfirmation, Firmung), mit der offiziell die Aufnahme in die Gemeinden rituell erfolgt. In einigen Städten werden auch Jugendfeiern oder -weihen von weltanschaulichen und religiösen Vereinen veranstaltet. Der überwiegende Teil der jungen Menschen aber erlebt diesen einmaligen Übergang vom Kind zum Erwachsenen mehr oder weniger unbewußt, nicht selten mit späteren entsprechenden psychischen Defiziten. In Anbetracht der gesellschaftlichen Entwicklung und den damit verbundenen zunehmenden Anforderungen an den Einzelnen wäre es deshalb wichtig, das Hineinwachsen in die Gesellschaft zu erleichtern und zu helfen, das Leben als Erwachsene selbstbewußt und eigenständig sinnvoll und menschenwürdig zu gestalten. Dies könnte mit einem Jugendseminar wirksam unterstützt werden. Eine solche Veranstaltung ist ja nicht nur das Feiern an einem Tag, an einem Ort. Vielmehr gibt vor dem festlichen Ereignis das Vorbereitungsprogramm des Seminars Gelegenheit, über das Leben nachzudenken, mit Gleichaltrigen eigene Ideale zu suchen und zu finden. Während dieser meist mehrfachen Treffen gilt es, viel Neues zu entdecken und nach neuen Ufern zu suchen. Es wird einen Vorgeschmack auf das Erwachsensein geben, aber auch die Erkenntnis, daß es gut ist, einiges aus der Kindheit in die Zukunft mitzunehmen. Mehr zum Inhalt und Verlauf solcher Veranstaltungen ist in den hier nachfolgenden Texten oder unter den Begriffen Jugendfeier und Jugendweihe im Internet bei Wikipedia.de und über Suchmaschinen wie z.B. Google zu finden. Interessenten mit oder ohne eigene Kinder, die am Entstehen und Fördern von Jugendseminaren oder -feiern mitwirken wollen, seien hiermit ermutigt, den Gedanken von dieser Bildungs-Veranstaltung weiterzutragen an Personen, Organisationen, Schulen und Medien und entsprechende Initiativen zu bilden wo es diese noch nicht gibt. Wenn schon unsere Gesellschaft heute jungen Menschen nicht mehr eine solide Berufsausbildung zur nachhaltigen Existenzsicherung garantieren kann, dann vermitteln wir unseren Kindern wenigstens das Bestmögliche an Menschenbildung zum Erschließen und Stabilisieren ihrer Persönlichkeit. Es wäre unserer Gesellschaft zu wünschen, daß Veranstaltungen wie diese Jugendseminare oder -feiern in allen Schulen und Gemeinden stattfinden.
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Aktualisiert am 17.03.09
Erwachsenwerden feiern!Den Schritt ins Erwachsenenleben bewußt begehen Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes 'forsa' vom Dezember 2007 befinden sich in Deutschland humanistische und religiöse Lebensauffassungen in der Balance. Die Jugendfeier des Humanistischen Verbandes Deutschland, Landesverband Bayern e.V. bietet Jugendlichen aus Hof und Umgebung erstmals eine attraktive weltliche Alternative, um den Übergang von der Kindheit ins Erwachsenenleben symbolisch zu begehen. Die Jugendfeier ist ein Angebot für Jugendliche, die weder Konfirmation noch Firmung in Anspruch nehmen wollen, sondern nach einer anderen attraktiven Feiermöglichkeit suchen. Wir wollen die Jugendlichen zwischen 13-15 Jahren ein Stück auf dem Weg zum Erwachsenwerden begleiten und sie bei der Suche nach dem eigenen Ich, nach Gemeinschaft und Gleichgesinnten unterstützen. Junge Menschen suchen nach echten Alternativen zur zunehmenden Anonymität und Unverbindlichkeit, die sie teilweise in ihrem Umfeld erleben. Sie möchten dem etwas entgegensetzen, wünschen sich Erlebnisse und Erfahrungen, die den Alltag sinnvoll bereichern. Der Schritt ins Erwachsenenleben soll dabei nicht im Alltag untergehen, sondern im festlichen Rahmen als etwas Besonderes gebührend gewürdigt werden. Ziel ist es, die Identitätsbildung der Jugendlichen zu unterstützen, Werte wie Solidarität und Verantwortung zu vermitteln und eigenständiges Denken und Handeln zu fördern. Die Feier Es ist ein legitimer Wunsch Jugendlicher für einen bestimmten feierlichen Augenblick ganz und gar im Mittelpunkt zu stehen. Die Würdigung der eigenen Persönlichkeit, die Bestätigung, von der Gesellschaft gebraucht zu werden, Hoffnungs- und Verantwortungsträger für eine lebenswerte Zukunft zu sein, vermittelt jungen Leuten Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein. Die Jugendfeier des Humanistischen Landesverbandes Bayern sieht sich als Teil der demokratischen, pluralistischen, aufgeschlossenen und partnerschaftlichen Jugendkultur. Sie will mit der festlichen Aufnahme der Jugendlichen in den Kreis der Erwachsenen weltliche Feierkultur vermitteln und zugleich Solidarität und Zusammenhalt untereinander fördern. Die Jugendfeier setzt eine über 100-jährige Tradition der deutschen Freidenkerbewegung fort. Heute ist sie eine Alternative für die wachsende Zahl derjenigen, die keiner Kirche angehören, aber trotzdem den Schritt zum Erwachsenwerden feiern wollen. Jugendfeier versteht sich als Orientierungsangebot, das hilft politische Kultur, humanen Umgang mit Menschen und Problemen, sowie kreative, selbstbestimmte Lebensgestaltung zu entwickeln. Dabei gehen wir davon aus, dass das Verantwortungsgefühl für eigenes Handeln und persönliches Engagement dort entsteht, wo Werte wie Solidarität, Menschenwürde, Achtung und Toleranz erfahren werden. Unser Anliegen ist es, den jungen Leuten hierzu Möglichkeiten aufzuzeigen, ihnen Lust und Mut zu machen, engagiert das eigene Leben in die Hand zu nehmen. Mehr als ein Familienfest Die gesamte Jugendfeier trägt dem Bedürfnis der Jugendlichen Rechnung, den Übergang von der Kindheit zum jungen Erwachsenen sowohl mit Gleichaltrigen als auch im Kreis der Familie zu begehen. Es ist eine Zeit der Begegnung mit einer selbstbestimmten, konfessionell ungebundenen, ethisch begründeten Lebensauffassung, wie sie der Humanistische Verband vertritt. Die Festveranstaltung bildet den Höhepunkt und den Abschluss. Auf eine ebenso unterhaltsame wie zum Nachdenken anregende Weise spiegeln sich während des Festes wichtige Positionen des weltlichen Humanismus wieder, kommt das partnerschaftliche Miteinander verschiedener Generationen in der Verantwortung für sich selbst, die Familie und die Gesellschaft zum Ausdruck. In diesem Sinne ist die Jugendfeier ein Familienfest. Ein Fest, das die jungen Leute würdigt, aber auch erinnert an den Weg, den sie gemeinsam mit Eltern, Verwandten und Freunden zurückgelegt haben. Es entlässt sie in einen neuen Lebensabschnitt. Es ist an den Erwachsenen, ihnen dabei Glück und die Kraft zu wünschen, ihre eigenen Träume und Vorstellungen zu verwirklichen. Quelle: http://www.jugendfeier2000.de/mediapool/44/443599/data/JF_text_Homepage_Zsfassung.pdf Die Humanistische JugendfeierDes HVD Wilhelmshaven Die Jugendfeier, für viele besser unter dem Namen Jugendweihe bekannt, ist eine weltliche Feierstunde für Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren, die ohne kirchliche Bindung sind. Sie leitet einen neuen Lebensabschnitt junger kirchenfreier Menschen in die Welt der Erwachsenen ein, enhält eine Betonung humanistischer Werte und Lebensauffassungen und hebt die stärker werdende Eigenverantwortung des Einzelnen hervor. Der allmähliche Übergang von der Abhängigkeit vom Elternhaus bis hin zu selbständigen Entscheidungen über die eigene Zukunft ist die Grundlage der Jugendfeier. Sie bringt zum Ausdruck, dass der Jugendliche eine neue Phase im Verhältnis zu seinen Eltern und zu seiner Umgebung erreicht. Für Eltern, die ihr Kind zu einem freien, offenen Menschen mit einer positiven Lebenseinstellung erziehen wollen, kann die "Humanistische Jugendfeier" einen Markstein bilden. Sie beruht auf der freien Entscheidung der Jugendlichen, die an ihr teilnehmen und bedeutet ein Bekenntnis zu einer freien Lebensauffassung. Während der 14wöchigen Vorbereitungsphase, die Mitte Januar beginnt, werden anhand von konkreten Beispielen Themen wie Religionen der Welt, Glauben und Wissen, Sinn des Lebens, Toleranz, Rechte und Pflichten, Arbeitswelt, Werte und Normen besprochen. Während dieser Zeit haben die Jugendlichen die Gelegenheit sich auszutauschen, die Möglichkeit neue Freunde zu gewinnen und gemeinsam an der Gestaltung ihrer Feierstunde aktiv mitzuwirken. (Zur Geschichte der Jugendfeier in WHV seit 1950 mit interessanten Bildern.) Quelle: www.wolfgang-eiben.homepage.t-online.de/jugend.htm Jugendfeier 2009Der Humanisten Württemberg
Das Alter zwischen 13 und 14 Jahren ist die Zeit zwischen nicht mehr Kind
und noch nicht Erwachsensein, die Jugend also. Eine Zeit zwischen Träumen
und Realität, zwischen Sehnsucht und Verunsicherung, eine Zeit mit vielen
Fragen, dem Wunsch nach Veränderung und Aufbruch - chaotisch und
wunderschön. Das Erreichen dieses Alters ist daher auch traditionell
die Zeit eines Festes für junge Menschen an der Schwelle zum Erwachsenwerden
- überall auf der Welt und mit dem unterschiedlichsten kulturellen und
weltanschaulichen Hintergründen.
Quelle:
http://www.dhuw.de/cms/index.php?article_id=67 Ein Beispiel von vielen:
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Aktualisiert am 28.08.08
Die Feier der GottlosenGeschichte und Zukunft der Jugendweihe
Der Humanistische Verband lud zur Diskussion Noch in den späten Märztagen konnte sich jeder, der wollte, für eine der Jugendfeiern anmelden, die der "Humanistische Verband Deutschlands" im April veranstalten wird. Die kurze Frist zwischen Entschluss und Weihe widerspricht zwar den ungeschrieben Regeln, wonach der weltlichen Feier wie der Konfirmation eine Phase der "Wertevermittlung" vorangehen soll, aber sie passt gut zum Geist des ostdeutschen Festes. Seit 1990 haben etwa eine Million Kinder an Jugendweihen und Jugendfeiern teilgenommen. Rechnet man ihre Eltern, Verwandten und Freunde hinzu, können die diversen Anbieter zufrieden sein. Wohl um die sieben Millionen Menschen haben sie erreicht. In ostdeutschen Städten und Dörfern ist die Teilnahme am weltlichen Übergangsritual die Regel. Der unbestreitbare Erfolg macht die "Freundinnen und Freunde der humanistischen Festkultur" jedoch nicht unbedingt glücklich. In der vergangenen Woche trafen sie sich zu einer Fachtagung, um über "Stand und Perspektiven eines weltlichen Übergangsrituals in Deutschland" zu sprechen. Der Humanistische Verband betreut in diesem Jahr 3700 Jugendweihlinge in Berlin. Seine Feiern werden als die aufwendigsten geschätzt. Dennoch steht der Verband unter doppeltem Rechtfertigungsdruck. Zum einen wird ihm wie allen Anbietern von Jugendfeiern vorgeworfen, dass sie unkritisch von der kirchenfeindlichen Politik der SED profitieren würden. "Sie ernten, wo andere gesät haben", meinte Günter Nooke von der CDU beim abendlichen Streitgespräch. Zum anderen ist die Wirkung der Jugendfeiern nicht so nachhaltig wie erhofft. Sie werden genutzt, aber die Vermittlung der humanistischen Werte einer strikt diesseits orientierten, selbstbestimmten Lebensführung will nicht recht gelingen. Die Kräfte des Verbandes reichen nicht aus, allen Jugendlichen die Teilnahme an den vorbereitenden, ohnehin nur sechs Monate dauernden Kursen zu ermöglichen. Gegen den 18-monatigen Konfirmationsunterricht kann man damit nicht konkurrieren. Inhaltlich wird achtenswerte Jugendarbeit geboten, die krause Weltanschauung der "Humanisten", die sich in simpler Gegnerschaft gegen Kirchen und Kapitalismus zu erschöpfen scheint, spielt beim Basteln und Tanzen, bei Lesenächten und PC-Kursen glücklicherweise kaum eine Rolle. Der Humanistische Verband beruft sich gern auf eine lange Tradition, die Manfred Isemeyer, der Berliner Geschäftsführer, vorstellte. Der Begriff "Jugendweihe" tauchte erstmals 1852 auf. Die neue Form des Feierns wurde von freireligiösen Gemeinden entwickelt. In Opposition zu den Kirchen organisierten sie einen kulturgeschichtlich fundierten Moralunterricht für ihre Kinder. Die abschließende Jugendweihe war, deshalb erhielt man sie im Alter von 14 Jahren, vor allem eine Feier zur Schulentlassung. Seit den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts stand ihre Form weitgehend fest: Der Jugendlehrer hielt einen Vortrag über die freigeistige Weltanschauung, es gab ein Gelöbnis, Erinnerungsblätter und ein Gedenkbuch wurden übergeben, Gesänge und Rezitationen umrahmten den Ersatzritus. Neben der freireligiösen und freidenkerischen Tradition steht die stolze proletarische. Die Jugendweihen der Arbeiterbewegung wurden 1933 verboten. Nach dem Krieg nahmen weder SPD noch KPD die Tradition wieder auf. In der DDR waren die freidenkerischen Jugendweihen von 1949 bis 1954 sogar verboten. Dass die Jugendweihe danach zum staatssozialistischen Fest avancierte, war in Moskau beschlossen worden. Der Weltanschauungsbeauftrage der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, Thomas Gandow, erinnerte daran. Im Mai 1953 fasste das Politbüro der KPdSU einen Beschluss über "Maßnahmen zur Gesundung der politischen Lage in der DDR", der auch eine sozialistische Alternative zur Konfirmation vorsah. Mit gewaltigem Druck wurde die Feier durchgesetzt. Wer nicht an ihr teilnahm, riskierte, nicht zum Abitur zugelassen zu werden. Geprägt sind Form und Funktion der heutigen Jugendweihen ausschließlich durch die DDR-Tradition. Die Teilnehmerzahlen spiegeln den hohen Anteil von Konfessionslosen in Ostdeutschland - zweifellos ein Erbe der kirchenfeindlichen SED-Politik "für Frieden und Sozialismus". Dennoch ist die Feier selber heute alles anders als sozialistisch, nicht nur, weil ein Gelöbnis fehlt. Für die beliebten Veranstaltungen im Friedrichstadtpalast hat Barbara Kellerbauer das Festprogramm entworfen: Sketche und Lieder umrahmen die vier denkbar prosaisch absolvierten Festakte. Namentlich werden die Jugendlichen aufgerufen, sie erheben sich, ihr Gesicht erscheint auf der Großbildleinwand, Familie und Freunde applaudieren. Es läuft eine Art Wettbewerb, wer sein Kind im Moment des öffentlichen Auftritts am lautesten unterstützt. Die Glückwünsche und feierlichen Worte sind von gnadenloser Ehrlichkeit. Die Kinder werden weder geweiht noch in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen. Sie feiern lediglich einen "besonderen Tag". Das entspricht durchaus der Realität. Mit 14 wird man religions- und strafmündig, mehr nicht. In der DDR bekam man in diesem Alter den Personalausweis und wurde nach der Jugendweihe von den Lehrern mit "Sie" angesprochen. Heute folgt aus der Feier schlechthin nichts. Sie soll in den Kindern "den Glauben an die eigene Kraft" stärken. Dabei dürften sie längst wissen, dass ihrer "Selbstverwirklichung" Grenzen gesetzt sind. Schließlich kennen sie einerseits die Botschaft aus der Werbung und haben andererseits in den letzten zehn Jahren miterleben müssen, wie die Ideale und der Lebensstil ihrer Eltern radikal entwertet wurden. Geradezu kränkend wirkt da die ängstliche Beschränkung der Feier auf die Ereignisse der kleinen, alltäglichen Welt, als interessiere man sich mit vierzehn nur für den Zeitpunkt des Nachhausekommens, für Taschengeld und die Stellung in der Clique. Die Kindheit endet wohl auch heute noch mit der Beobachtung, dass alle ringsum sich durchwursteln und ihre Wünsche auf das Machbare beschränken. Das soll im eigenen Leben anders werden. Aber das starke Gerechtigkeitsempfinden von Kindern und die Begeisterung für das Reine und Unbedingte werden in der Feier nicht angesprochen. Das hat gute Gründe. Schließlich haben HJ und FDJ den jugendlichen Idealismus gründlich missbraucht. In der heutigen Jugendweihe besteht diese Gefahr nicht. Eltern, die einst Jugendweihe erlebten, haben ihre Kinder nun zur Jugendweihe angemeldet, um in der Familie den ersten öffentlichen Auftritt des Kindes zu feiern. Die Familie zeigt, dass sie stolz auf das Kind ist, dass es in Anzug oder Kleid gut aussieht, dass es Tanten und Onkeln einiges wert ist. Schon in der DDR war die Jugendweihe vor allem ein Fest des familiären Zusammenhalts. Diesen konservativen Charakter hat sie behalten, alles Politische und Weltanschauliche ist glücklich ausgeschieden. In der Jugendweihe wird der Traditionszusammenhang der Generationen zelebriert. Ob in ihm Werte und Ideale erhalten und vermittelt werden, bleibt Sache der Familien, die sich dabei von keinem Veranstalter reinreden lassen wollen. Wenn die Weihlinge sich merken, dass ein besonderer Tag besonders günstige Gelegenheit bietet, die Höhe des Taschengelds neu zu verhandeln, wenn sie genau darauf geachtet haben, dass die Tante nur 20, der Onkel aber 100 Mark gab - dann haben sie immerhin etwas gelernt, worauf es ankommt im Diesseits. Berliner Zeitung 27.03.00 Anmerkung Auch wenn der Bericht über die Diskussion der Jugendfeier nicht gerade ermutigend ist, so dürfte doch eine weitere Entwicklung dieser Veranstaltung sinnvoll, nötig und auch zu erwarten sein, solange ein Bedarf an menschlich gebildeten Persönlichkeiten in unserer Gesellschaft besteht. Rudolf Kuhr
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Gehört die Jugendweihe entstaubt?
Pro und Kontra Ein Glaubenskrieg ist es zwar nicht, dennoch tobt um Sinn und Inhalt der Jugendweihen heftiger politischer Streit. Gerade in diesen Wochen, in denen in den neuen Ländern wiederum tausende chic gekleidete Jugendliche zur Feier gehen. Erwartungsfroh, aber doch irgendwie cool. Gegen den "betont antichristlichen und antikirchlichen Charakter" dieser Feiern möchte der ostdeutsche CDU Bundestagsabgeordnete Günter Nooke ein neues Konzept setzen, das auch auf christlich-abendländischen Werten beruht. Ganz anderer Meinung ist SPD Kollege Gunter Weißgerber, der die Jugendweihen in ihrer jetzigen Ausrichtung auf die Werte unserer Demokratie verteidigt. Die Jugendweihe dürfe nicht noch einmal in ein Korsett gesteckt werden, meint deren einstiger Kritiker und heutiger Festredner.
"Schlimmes Erbe des
Kommunismus" Die überwiegende Konfessionslosigkeit in den neuen Ländern ist eine Tatsache, auf die unsere Gesellschaft reagieren muss. Die wichtigste Ursache dafür, dass die meisten jugendlichen hier weder für Konfirmation noch Firmung als traditionellem Initiationsritus an der Schwelle zum Erwachsenenwerden in Frage kommen, liegt in der gezielt atheistischen und kirchenfeindlichen Politik der SED bis 1989. Übrigens war dieser Traditions- und Zivilisationsbruch nicht das Ergebnis einer "logischen" historischen Entwicklung, wie es die marxistische Ideologie glauben machen wollte. Es war ein bewusst herbeigeführter Bruch, durchgesetzt mit den perfiden Mitteln der Alleinherrschaft einer Staatspartei. Dieses schlimme Erbe der kommunistischen Diktatur gehört zu den Problemen mit Langzeitwirkung. Man mag dies einfach nur bedauern. Aber als Politiker fühle ich mich in der Pflicht, darauf zu reagieren. Fakt ist, dass es bei den meisten Jugendlichen bzw. deren Eltern ein starkes Bedürfnis gibt, diesen beginnenden, wichtigen Lebensabschnitt an der Schwelle zum Erwachsenenwerden zu feiern. Und es gibt auch ein starkes Bedürfnis danach, dies nicht nur als übliche Familienfeier zu begehen, bei der Geschenke in mehr oder weniger großer Zahl überreicht werden. Viel wichtiger ist der immaterielle Gehalt solcher Feiern. Wenn die Jugendlichen Orientierung suchen, dann muss mit ihnen vor allem über die Frage diskutiert werden, auf welchen Grundlagen unser freiheitlich-demokratisches System beruht. Dessen Wurzeln und Traditionen im christlich-abendländischen Kontext sind etwas ganz Aktuelles. Eine betont antichristliche und antikirchliche "Jugendweihe" dagegen kann nicht im Interesse unserer Demokratie liegen. Diese ist ein hohes Gut, das sich die Menschen in der ehemaligen DDR selbst erkämpft haben. Die vom "Humanistischen Verband" und den so genannten Jugendweihe-Vereinen angebotenen Veranstaltungen haben aber genau diesen betont antichristlichen und antikirchlichen Charakter. Deshalb bin ich auch strikt dagegen, dass dort Politiker und namhafte Vertreter des öffentlichen Lebens als Redner auftreten, denen der Zusammenhang zwischen kirchlichen Traditionen und Demokratie eigentlich bewusst ist. Sie sollten sich nicht als Feigenblatt benutzen lassen. Über die massiven personellen und damit auch inhaltlichen Kontinuitäten zu den von der SED installierten Jugendweihe-Ausschüssen will ich hier gar nicht erst reden. Deshalb plädiere ich für die Organisation von Jugendfeiern, die der Konfessionslosigkeit Rechnung tragen, jedoch im Interesse unserer Demokratie die religiösen Traditionen und deren Menschenbild nicht ignorieren. Mir geht es aber auch nicht um eine Konfirmation "light" oder gar eine Konkurrenz zu den kirchlichen Veranstaltungen. Ich werbe dafür, dass sich neben Politikern auch Kirchenvertreter als Personen zur Verfügung stellen und weit mehr als erwartet positive Reaktionen erhalten.
"Basiert auf Werten der
Demokratie" Dass in diesen Wochen hunderttausende Jugendliche an Jugendweihen teilnehmen, ist zugleich eine Abstimmung über die Existenzberechtigung dieser Feiern. Dass viele junge Menschen und ihre Eltern den Wunsch nach diesem Fest haben, aus welchen Motiven auch immer, sollte nicht diskreditiert werden. Allerdings vertrat ich bis zum Herbst 1989 eine den aktuellen Kritikern ähnliche ablehnende Haltung zur Jugendweihe. Mein Umdenken begann danach. Aus zweierlei Gründen. Einmal zeigten viele meiner christlich geprägten 89er Mitstreiter eine in ihrer Unversöhnlichkeit dem SED-Kampf gegen die Konfirmation vergleichbare Haltung. Das schreckte mich ab, weil es mir damals nicht um bloßes Auswechseln von Oben und Unten ging. Ich wollte, wie so viele andere, den freien demokratischen Diskurs der verschiedenen Anschauungen innerhalb der Gesellschaft. Noch heute schüttelt es mich, wenn ich an meine christlichen Alterskameraden denke, die aus Angst vor unvorhersehbaren Folgen nicht zu sagen wagten, dass sie sich heimlich konfirmieren ließen. Und nun (1990) sollten die Jugendweiheteilnehmer ähnlich verschämt und ängstlich diese Dinge behandeln müssen? Das durfte nicht sein! Der zweite Grund resultierte ganz einfach aus dem Erlebnis, dass Eltern auf mich zukamen und um eine Rede zur Jugendweihe ihrer Kinder baten. Die Eltern waren nicht voreingenommen, sie scheuten sich nicht, einen Politiker einer neuen Partei zu fragen. Sie wollten ihren Kindern einen würdigen Übergang in die nächste Lebensetappe bescheren. Und dazu gehörten aus ihrer Sicht geleitende Worte eines Politikers. Ich nahm das Angebot an und habe es bis heute nicht bereut. Wer nun die Beseitigung der jetzigen Jugendweihen oder ihre Ausrichtung auf christlich-abendländische Traditionen fordert, der weiß nicht wirklich um die Entwicklungen der Jugendweihe in den vergangenen zehn Jahren. Sie basiert nun endlich auf den Werten unserer Demokratie, auf Toleranz und Mitmenschlichkeit. Sie wird nicht mehr von einer atheistischen Staats-Partei dominiert. Zudem ist die Zahl der ehrenamtlich Aktiven leider begrenzt. Eine Neuorganisation der Jugendweihen würde letztendlich durch die gleichen Menschen bewerkstelligt werden müssen, die es ohnehin tun. Auch sticht das Argument der PDS-Lastigkeit nicht. Natürlich reden dort zahlreiche PDS-Mitglieder, aber auch Mitglieder anderer Parteien. Von letzteren vielleicht zu wenig. Demokratie lebt vom Mittun. Wer sich nicht einmischt, macht anderen Platz. Ich hatte jedenfalls zu keiner Zeit, weder im Raum Leipzig noch in Annaberg-Buchholz, den Eindruck, dass es Zugangsschranken für diese Veranstaltungen gibt. Also, liebe Kritiker der Jugendweihe, mischt Euch ein, redet mit und vor den Jugendlichen. Das ist jedenfalls klüger als den Wunsch nach Jugendweihe zu verunglimpfen oder sie wieder einmal in ein Korsett zu stecken. Leipziger Volkszeitung vom 20. März 2000
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Aktualisiert am 13.11.11