Ungenügend?Supervision als Möglichkeit am Beispiel für Lehrer Damit Lehrer mehr Sicherheit im Beruf gewinnen, gibt es eine besondere Fortbildungsmöglichkeit: Supervision soll den Blick auf die eigenen Stärken lenken Bei ihren Schülern kommt die Münchner Gymnasiallehrerin gut an. Sie selbst ist es, die sich das Leben schwer macht. Jede Unterrichtsstunde wird minutiös geplant auch wenn sie dafür wiederholt Nachtschichten einlegen muss. Vor allem beim Unterricht der Oberstufe soll alles perfekt laufen. "Ich habe Angst, meinen eigenen Ansprüchen nicht zu genügen", sagt Frau K. In der ersten Zeit ihrer bislang vierjährigen Lehrtätigkeit habe ihr noch etwas anderes Unbehagen bereitet; der Umschwung nach den Ferien, "wieder von allen Seiten angreifbar und beobachtet zu sein". Ob Unsicherheit, Unzufriedenheit mit sich selbst, Probleme im Umgang mit Schülern, deren Eltern oder mit der Schulleitung - mit ihren beruflichen Sorgen bleiben Lehrer häufig allein. "Der Lehrer hat ja beim Unterrichten nicht mit anderen Erwachsenen zu tun", sagt Christian Marek, Vorsitzender des Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverbandes. "Er geht vielleicht mit dein Gefühl aus der Klasse, bei den Schülern nicht angekommen zu sein, und kann das mit sich herumtragen, es verstecken." Natürlich könnte der Betroffene bei Kollegen oder der Schulleitung um Rat fragen. Aber, so die Erfahrung einer Lehrerin von Viertklässlern in München; "Man spricht vor den anderen nicht gern über alle Probleme. Zum Beispiel, wenn es einem schwer fällt, Disziplin in einer Klasse herzustellen." Gefürchtet sei auch die Situation, dass Kollegen eine Klasse übernehmen und zu der Einschätzung kommen, die Schüler wüssten zu wenig vom vorgesehenen Lehrstoff "Man hört, die Schüler hätten gesagt, sie wussten überhaupt nichts - und bekommt sofort ein schlechtes Gefühl." Manchmal fehlt es jedoch nur an Zeit und die Möglichkeit, in einer entspannten Situation mit den Kollegen zu reden. Eine Arbeitsgruppe mit professioneller Beratung, Supervision genannt (wörtlich; Überblick), kann beim Reflektieren über den beruflichen Alltag hilfreich sein. Zu so einer freiwilligen Fortbildung können sich sowohl Lehrer eines Kollegiums zusammenfinden als auch Kollegen aus verschiedenen Schulen. Wichtig ist "die Möglichkeit, etwas loszuwerden, ohne dass es im Dienstverhältnis spürbar wird, sagt Marek. Länger bekannt ist Supervision zum Beispiel bei Sozialpädagogen. Vor etwa fünf Jahren ermöglichte der Staat auch Schulpsychologen diese Zusatzqualifikation. Und im Bildungswerk des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes werden Supervisionen seit etwa zwei Jahren angeboten. Herbert Glauz ist Supervisor bei der staatlichen Schulberatungsstelle für München. Supervision versteht er als berufsbezogene Beratung, die handlungsfähig machen soll. Dazu treffen sich bis zu zwölf Lehrer, meist nachmittags und im vierwöchigen Rhythmus. In den Sitzungen berichten die Teilnehmer von ihrer Arbeit, bringen Fälle zur Sprache, mit denen sie Probleme haben. Das Erarbeiten von umsetzbaren Lösungen stehe dabei im Vordergrund, betont Glauz. Nicht die Emotionen wie Angst oder Ärger. "Es ist auch ein Stück weit tabu, dass ein Lehrer Angst hat. Ein Lehrer ist immer kompetent, hat alles im Griff", beschreibt er das gängige Bild. Durch den Austausch in der Gruppe oder das gezielte Nachspielen bestimmter Situationen werden andere Sichtweisen und mögliche Lösungen für Konflikte deutlich. Die Teilnehmer sollen dabei mehr Sicherheit für ihr Handeln gewinnen. "Je sicherer ich bin, desto angstfreier kann ich sein, denn Angst ist auch eine Form von Unsicherheit", sagt Glanz. Im Falle der Lehrerin, der das neue Schuljahr auf den Magen schlägt, könnte die Lösung in der Vorbereitung liegen. "Sie könnte zum Beispiel vorher telefonisch in ihrer Schule anfragen, welche Klasse sie bekommt, um sich daraufeinzustellen." Und schon das Sprechen über Unsicherheiten sei ein wichtiger Schritt. "Wenn ich sagen darf, dass ich in bestimmten Situationen unsicher bin, baut das auch Angst ab." So soll auch wieder mehr Zufriedenheit in den Berufsalltag kommen. Denn das Bild des Lehrers in der Gesellschaft kratzt am Selbstvertrauen. So würde sich Verbandsvorsitzender Marek auch größere Unterstützung der Lehrer in der Öffentlichkeit wünschen; "Denn die besten Lehrer sind doch die, die ihren Beruf schön finden!" Doris Rasch BISS 11/2000
Mit freundlichen Empfehlungen Humanistische AKTION 2/2001 nach oben - Service - Menue - Texte-Verzeichnis - Stichwörter www.humanistische-aktion.de/supervis.htm |
Aktualisiert am 06.06.09