Sibirisches Zentrum
zur Unterstützung gesellschaftlicher
Initiativen
Unser Anliegen: Für die Entwicklung einer demokratischen, gesunden und friedlichen Gesellschaft in Sibirien ist ein stabiler und gesunder Dritter Sektor unerlässlich. Er umfasst nicht-staatliche Organisationen, (die offizielle Bezeichnung ist "NGO" - Non Governmental Organisation), die sich unter anderem mit Umweltschutz, sozialen Fragen und Menschenrechten beschäftigen, sowie Vereine, Verbände und Stiftungen. Hier lernen russische Bürger nach 70 Jahren Sowjet-Herrschaft, Verantwortung für kommunale Probleme und Angelegenheiten zu übernehmen und Eigeninitiative zu entwickeln. Wir wollen mit Hilfe von NGO's demokratisches Denken verbreiten und wirtschaftliche Reformen durchsetzen. Wir fördern Austausch und Zusammenarbeit zwischen NGO's, Regierung, Wirtschaft und Medien (sog. "Korporatismus"). Sie müssen lernen, dass nur in Zusammenarbeit demokratische Grundwerte in der Gesellschaft verfestigt werden können.
Unser Werdegang: Wir bilden ein Netzwerk aus 12 sibirischen NGO-Zentren mit der Zentrale in Novosibirsk. Im Sommer 1994 begannen wir unsere Arbeit zusammen mit dem amerikanischen Partner ECHO und unterstützten zunächst lokale NGO's. Im Herbst des Jahres entstand das Sibirische Zentrum, es ist seit Mai 1997 eine rein russische Einrichtung. Unsere Kontakte zu russischen, amerikanischen und europäischen Spendern haben partnerschaftlichen Charakter, der Wert dieser Beziehungen geht über die finanzielle Seite hinaus. Wir verstehen gemeinsam, wie wichtig die friedliche, demokratische Entwicklung Rußlands für Europa und die Welt ist. Förderer:
Weitere Partner:
Wir würden uns freuen, wenn Sie sich für unsere Arbeit interessieren und Kontakt mit uns aufnehmen.
(Verfasserin: Frauke Wedhorn, Praktikantin, 2000)
* Mit freundlichen Empfehlungen Humanistische AKTION 11/2000 nach oben - Service - Menue - Texte-Verzeichnis - Stichwörter www.humanistische-aktion.de/russibir.htm |
Humanistische Partei Russlands
Zur Notwendigkeit ihrer Wiederherstellung
und ihres Aufbaus
Rede von Prof. Sergey P. Semenov Einen guten Tag wünsche ich uns! Der Vorsitzende hat mich bereits vorgestellt, da ich aber in Ihrer Stadt kaum bekannt bin, möchte ich versuchen, Ihnen zu vermitteln, wer ich eigentlich bin. Die letzten 6-7 Jahre war ich an keiner herausragenden sozialen Aktion beteiligt, so dass ich heute selbst in St. Petersburg hauptsächlich als Psychotherapeut, als Drogentherapeut bekannt bin und als Autor verschiedener patentierter Methoden medizinischer Behandlungsweisen. Eine vergleichsweise geringe Zahl von Lesern kennt mich durch meine Bücher, die den Problemen um die Organisation gesunder Lebensweisen gewidmet sind. Ein anderer, geringerer Teil meiner Bücher besteht aus publizistischen, philosophischen und politischen Werken. In den meisten Regionen Russlands kennt man mich ausschließlich als Begründer einer populären medizinischen Behandlungweise, die im Zusammenhang mit der Heilung Alkoholkranker, Nikotinsüchtiger und bei einer Reihe anderer Erkrankungen auf der Basis von psychologischer Abhängigkeit effektiv ist. So etwa beschreibt sich meine derzeitige Situation. Vor 10-15 Jahren allerdings sah alles etwas anders aus. Damals nahm ich aktiv an dem politischen Prozess teil, der eine Reihe von öffentlichen Organisationen begründete und begleitete, eine davon war die Humanistische Partei Russlands, die HPR. Diese war eine der ersten Alternativen zur KPdSU (Kommunistischen Partei Russlands). Die Gründungsversammlung der HPR fand im Juli 1990 statt und während der ersten Versammlung im Dezember des gleichen Jahres wurde das Programm der Partei angenommen. Einige Kopien dieser Rarität sind als Broschüre zu haben. Beim Durchblättern schon kann man feststellen, dass inhaltlich das meiste von damals auch heute noch aktuell ist. Als wir diese Organisation schufen, war uns völlig klar, dass es eine Partei für eine ferne Zukunft war, unfähig, die sozial-politischen Prozesse der Gegenwart zu beeinflussen. Dennoch, in einer Zeitphase einstimmiger Euphorie angesichts der Ruinen und der unwiderstehlichen Reize der kapitalistischen Perspektive war der Hinweis auf die Notwendigkeit und die Grund legende Unvermeidlichkeit einer humanistischen Transformation der Gesellschaft ein moralisch-spiritueller Imperativ. Seither haben wir nicht aufgehört, in diesem Sinne aktiv zu sein. Kurz nach der Gründung der HPR wurde eine Organisation mit breiterer Wirkung auf deren Grundlagen aufgebaut, die so genannte Internationale Koalition "Für Humanismus!". Ihr Entstehen war auch in dem Umstand begründet, dass nach der Aufsplitterung der UdSSR die Mitglieder der ursprünglichen Organisation der HPR zu Bürgern unterschiedlicher Staaten wurden. Während der folgenden Jahre wurden die Konferenzen der Koalition und der HPR jeweils zusammengelegt. Es ist nicht überraschend, dass sich keine der beiden Organisationen zu einer Massenbewegung entwickelte. Daher schafften wir es auch nicht, die HPR als politische Partei, die ganz Russland repräsentieren könnte, zu registrieren, obwohl diesbezüglich sämtliche Formalitäten erledigt werden konnten. Die HPR hörte aufgrund der jeweiligen Gesetze auf, als offizielle interregionale Organisation zu existieren. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass es eine solche Partei heute in Russland nicht mehr gibt. Dennoch existiert sie noch immer aufgrund ihrer relativ langen Geschichte und einer Anzahl von Menschen quer durchs Land, die bereit sind, weiter zu machen und früher oder später wird sie den notwendigen Status bekommen. Wir organisieren unsere derzeitigen Versammlungen, um den Prozess zu einer offiziellen HPR zu beschleunigen. Die Notwendigkeit einer solchen Organisation auf Staatsebene ist aus einer Reihe von Gründen sehr aktuell. Das Hauptproblem ist die progressive Verschärfung der Systemkrise der Zivilisation, die sich durch eine rapide Vergrößerung von Krisenphänomenen in unserem Land genau wie auch im Ausland auszeichnet. In Russland bleibt ihr wahrer Hintergrund verborgen: auf den ersten Blick scheint hier die Mehrzahl der Probleme in der berüchtigten Perestroika und deren unvollständigen Charakter der Reformationsprozesse begründet. Aber beim näheren Hinsehen kann man feststellen, dass viele der Probleme Symptome sind, die die Zivilisation als Ganzes betreffen. Dazu kommt, dass sie im Laufe des Reformierungsprozesses nie an Gewicht verlieren, im Gegenteil ihre Auswirkungen nehmen zu. Lassen Sie uns beispielsweise solche Übel wie AIDS betrachten, oder die Epidemie der Drogensucht, des Alkoholismus, der konstant anwachsenden Kriminalisierung der Gesellschaft, des Terrorismus, der unaufhörlichen Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen, der Umweltverschmutzung usw. Die erfolgreiche Verhinderung und Lösung solcher und ähnlicher Probleme ist kaum möglich, ohne ihren wahren Ursprung zu kennen. Ich werde es direkt sagen: wir sind davon überzeugt, dass die wahren Ursachen in der Tatsache begründet liegen, dass die gegenwärtige Art und Weise des wirtschaftlichen Handelns der Menschheit völlig überholt und unbrauchbar geworden ist. Erforderlich ist eine ganz und gar humanistische Neu-Organisation des sozialen Organismus. Die Schwierigkeit allerdings liegt darin, dass für ein Realisieren einer derart revolutionären Transformation ein rechtes Verständnis im öffentlichen Bewusstsein vonnöten ist, welches derzeit fast nirgends vorzufinden ist. Meisten falls fehlt ein solches Verständnis sogar unter den Mitgliedern der verschiedenen "humanistischen" Bewegungen. Insofern stellt die Verfügbarkeit von qualitativ ausreichend informierten Menschen die allerwichtigste Aufgabe dar, die nur von einer humanistisch orientierten politischen Organisation auf nationaler Ebene gelöst werden kann. Dasselbe trifft zum Wohle einer humanistische Zukunft auch für die internationale Ebene zu. Später werde ich auf die Diskussion der Gründe zurück kommen, die unserem Wunsche zugrunde liegen, die HPR offiziell zu installieren - doch zuvor möchte ich auf das eingehen, was wir unter System-Krise der Zivilisation verstehen. Diese Auffassung unterscheidet unsere Position einerseits deutlich von der Position der hohlen Worte eines so genannten Internationalen Humanismus der Siloisten und bringt uns andererseits in die Nähe der Globalisierungskritiker. Im Programm der HPR, das seit 1990 nicht verändert wurde, fehlt jeder Hinweis auf ein Wort wie System-Krise der Zivilisation. Die diesbezüglichen Probleme werden dort im Zusammenhang mit der globalen Krise angesprochen. Später (in meinen schriftlichen Arbeiten und Reden) wurde die Unterschiedlichkeit dieser beiden Begriffe wie folgt herausgearbeitet: Die globale Krise repräsentiert den Komplex aller Krisen-Phänomene auf der Erde und ihrer nahen Peripherie im Weltraum, die durch ein menschliches ökonomisches Handeln verursacht werden, das nicht nur für die Menschheit sondern für die gesamte Biosphäre gefährlich ist. Einige Beispiele für solche anthropogene Phänomene sind: die laufend zunehmende Umweltverschmutzung, der Treibhaus-Effekt, der Abbau der Ozonschicht, das Risiko einer plötzlichen atomaren Katastrophe, das die Weiterverbreitung nuklearer Waffen begleitet. Die Mehrheit unserer ausländischen Kollegen neigen dazu, diese und andere Probleme unserer mangelnden Fähigkeit zu zuschreiben, die Dinge richtig zu organisieren und das macht sie glauben, die Situation ließe sich dadurch bereinigen, dass wir alles effektiver organisieren. Wir sind diesbezüglich weniger optimistisch, da wir davon ausgehen , dass die globale Krise durch eine Krise der Zivilisation verursacht wird, die immer weitere Probleme mit sich bringt, wenn sich nicht grundlegend etwas verändert. Von welcher Art Krise sprechen wir? Die Schüler von Marx lassen seit 150 Jahren nicht nach, darauf hinzuweisen, dass die kapitalistische Form von Produktionsbeziehungen längst aufgehört hat, mit dem aktuellen Zustand der Produktivkräfte überein zu stimmen und diese gar behindert. Wir teilen ihre Meinung, obwohl wir zu anderen Konsequenzen und Schlussfolgerungen hin tendieren. Es schaut ohnehin alles viel einfacher aus, wenn wir die Tatsache akzeptieren, dass die gegenwärtige Zivilisation auf dem Prinzip der "Profitabilität" begründet ist, nach dem die Produktion nicht der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse dient, sondern dem Verkauf von Produkten und dem Profit daraus. Und es ist genau dieses Prinzip, das in einem scharfen und ständig wachsenden Konflikt mit dem tatsächlichen Niveau der Entwicklung der menschlichen Zivilisation steht. Aufgrund meines Berufs und wegen der Kürze der Zeit werde ich nur den medizinischen Aspekt des Problems berühren - in Beziehung zu der Krise des Menschlichen. Im Wettbewerb untereinander mussten die Produzenten von Waren und Dienstleistungen schon immer nach neuen Wegen der Interaktion mit den Kunden suchen. Auf jeden Fall jedoch müssen wir im Auge behalten, dass die Anzahl der natürlichen Bedürfnisse der Menschen und ihr Ausmaß begrenzt sind. Von daher sind die Warenproduzenten im Laufe der Entwicklung der Zivilisation und des Wachstums der Märkte gezwungen, immer weiter jenseits der natürlichen Begrenzungen des Menschlichen vorzudringen. Leider ist eine solche Verletzung der menschlichen Natur möglich und sie findet auf verschiedenen Wegen statt. Einer davon ist die Produktion von Gütern, deren neuartige Qualität (um den Käufer anzulocken) auf unterschiedlichen Denaturierungen beruht. Der Verbrauch hochgradig denaturierter Waren, speziell von Nahrung, vergrößert die Wahrscheinlichkeit, Gesundheitsprobleme zu verursachen, da solche Waren in krassem Widerspruch zu natürlichen menschlichen Fähigkeiten stehen, die sich über Jahrmillionen in einer natürlichen Umgebung herausgeformt haben. Um mit eigenen Augen zu erfahren, dass die Masse moderner Güter diesem Bild entspricht, reicht beim Besuch des Supermarkts schon ein Blick auf deren Inhaltsstoffe. Ein weiterer ungesunder Trend der Erweiterung des Markts ist die Produktion von Gütern und Dienstleistungen, die darauf abzielen, abnormale, d.h. von vorn herein ungesunde Bedürfnisse zu befriedigen. Solche sind z. B. Alkohol, Tabak, Drogen, psychodelische Musik. Der immer weiter wachsende Konsum solcher Produkte mündet schließlich in eine Pandemie jeweiliger Gesundheitsstörungen. Eine besonders morbide Seite des Wettbewerbs ist die krankmachende Deformierung des Menschen selbst. Dies wird deshalb in besonderem Ausmaße möglich, weil im Gegensatz zu den Bedürfnissen aller anderen Spezies die menschlichen Bedürfnisse geprägt werden können, da sie nicht angeboren sind. Schon vor langer Zeit wurde diese Möglichkeit entdeckt und der Wettbewerb hat es weiter gezeigt, dass, sobald ein gewisses Verlangen nach einem bestimmten Produkt geformt ist, dieses Produkt quasi außer Konkurrenz im Vergleich zu anderen Waren steht, es wird schließlich als einziges gekauft. Aufgrund dieser Zusammenhänge investieren die Produzenten heute Unsummen von Geld in die Prägung der Verbraucher-Bedürfnisse zum eigenen Vorteil. Da, wie wir es schon erwähnt hatten, die Märkte längst die Grenzlinien der menschlichen Norm überquert haben, wird dieses Geld zumeist dafür ausgegeben, völlig abnormale Bedürfnisse zu wecken. Aufgrund des Massencharakters dieses Phänomens wurde das Erziehen der jungen Generation zur Prägung von zunehmend abnormalen Konsumenten, d.h. zu kranken Menschen. Dieses Problem scheint mir eine zentrale Stellung in der Verschlimmerung der Krise der menschlichen Natur einzunehmen. Es gibt einen weiteren Grund zur Besorgnis: Die Produktion gefährlicher Güter führt neben einer psychischen Deformierung bei anderen auch zur Erniedrigung der Menschlichkeit bei denjenigen, die in diesem Prozess aktiv sind. So verwundert es nicht mehr, je weiter das geht, dass nur noch entmenschlichte Wesen von dieser Zivilisation zu profitieren scheinen. Unzweifelhaft stehen wir vor einer tiefen und fatal gefährlichen Krise der Menschheit, so dass es keine Zeit zu verlieren gilt. Die HPR wurde mit dem Ziel gegründet, Menschen mit einem präsenten Gefühl für Verantwortung sowohl hier bei uns im Land wie auch im Ausland auf die humanistische Alternative zum gegenwärtigen Zustand der Dinge zu konzentrieren. Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf den politischen Aspekt dieses Zusammenhangs richten. Ich beziehe mich auf die politische Situation, die eine offizielle Implementierung der HPR notwendig macht. Erstens gibt es eine ganz offensichtliche Dehumanisierung links gerichteter politischer Kräfte: wenn es vor 5-6 Jahren noch Hoffnung auf "Humanisierung" einiger KPdSU Gruppen gab, gibt es heute für solche Hoffnung keinen Anlass mehr. All diese Gruppen stehen fest auf der Plattform der materialistischen Zersplitterung und haben, zwangsläufig, keinerlei Ambitionen, sich mit der spirituell-psychologischen Perspektive einer humanistischen Transformation der kommenden Gesellschaft zu beschäftigen. Wenn eine dieser Parteien an die Macht kommt, kann nichts anderes als eine Rückkehr zum Totalitarismus erwartet werden, eine solche Entwicklung ist unter den Bedingungen der System-Krise der Zivilisation wahrscheinlich. Anhand der jüngsten Regierungswahlen hat es sich gezeigt, dass die Mehrheit an die Gruppen der ehemaligen KPdSU ging. Von daher ist es klar, dass trotz der Nähe unserer Position zur kommunistischen Idee, wir diesen Kommunisten entgegenstehen müssen. Eine weitere Gefahr wurde bei derselben Dumawahl offensichtlich: die wachsende Popularität national-sozialistischer Ideen. Die LDPR, die National-Sozialistische Partei, kam auf den dritten Platz. Unsere historische Erfahrung zeigt uns klar, dass beide Trends, der kommunistische wie auch der national-sozialistische, keine Zukunft haben. Die humanistische Transformation ist nur in einer freien Gesellschaft auf der Basis einer universellen menschlichen Verbundenheit möglich. Unsere Partei zielt auf die Vereinigung des politisch aktiven Teils unserer Bevölkerung, der sich speziell um die Idee der menschlichen Würde und der Freiheit bemüht. Zusammenfassend will ich nun die Fragen streifen, die im Laufe meiner Rede aufgekommen sein sollten. Die erste Frage, die aufkommt, ist die Frage, weshalb die Partei "Humanistische Partei" heißen soll, wo doch ihre Ideologie offensichtlich wenig mit der der Humanistischen Internationalen und der Mehrheit anderer humanistischer Parteien gemein hat? Das ist einfach: wir erachten unsere Ideologie als wahrhaft humanistisch und fühlen uns nicht gezwungen, falschen Klischees zu folgen. Es gibt dazu genügend Gründe für uns. Der hauptsächliche ist historisch: zur Zeit der Gründung unserer Partei war die Lage in Russland sehr ähnlich zu der Lage im Europa der frühen Renaissance. Das war nun mal die Zeit, als der Humanismus geboren wurde. Es ist bekannt, dass dieses neue Weltbild als Resultat eines neuartigen Verstehens der menschlichen Natur aufkam, den Studia Humanitatis eng verbunden, die durch ein Wiederbeleben des Interesses progressiver Menschen an den frühen und griechischen Kulturen gekennzeichnet waren. Diese konzentrierten sich darauf, dass eine Person dazu fähig sei, seine oder ihre eigene Zukunft zu schaffen. Diese neue Ideologie hob die Größe menschlicher Existenz hervor, die Macht seines Verstands und seines Willens, die hohe Zielgerichtetheit auf diese Welt. Sie forderte die traditionelle Schichtung der Klassen-Gesellschaft heraus, und war darauf aus, den Menschen aufgrund seiner persönlichen Qualitäten zu bewerten und nicht aufgrund seiner Stellung in der Gesellschaft. Tatsächlich war der Humanismus der Renaissance das Gegenstück zur Scholastik des Mittelalters. Unser Konzept war sehr ähnlich formuliert. Die Gründungsruppe der HPR trat zunächst Anfang der 80er Jahre in Erscheinung. Unser tiefes Interesse an der menschlichen Natur und ihren Fähigkeiten brachte uns zusammen. Es begann mit der Schule Psychischer Kultur (analog zu den Studia Humanitatis) aus der später der Leningrader Klub der Psychischen Kultur wurde. Damals war er als LKPK (Abkürzung des Namens der Organisation auf Russisch) bekannt. Betrachtete man die menschliche Natur, so konnte man nicht umhin festzustellen, dass diese in eklatantem Konflikt mit der gängigen Ideologie und dem damaligen politischen System befand, da diese beiden die grundlegende menschliche Tugend - die der Menschlichkeit verletzten. Sobald wir die Chance bekamen, unseren politischen Willen zu bekunden, stellten wir uns konsequenterweise der akademischen kommunistischen Ideologie und der KPdSU mit nichts anderem als genau dieser Menschlichkeit entgegen. Von daher wurde unsere Partei respektvoll 'humanistisch' genannt. Das also ist die Antwort auf den ersten Teil der Frage. Weiterhin möchte ich folgendes betonen: da heutzutage die Bezeichnung 'Humanismus' eine breite Anwendung in Bezug auf eine Ideologie findet, die mit der unseren nicht übereinstimmt (ich beziehe mich auf den weltlichen, säkularen Humanismus) und wir keine Lust verspüren, uns bei jeder Gelegenheit in unnötige Diskussionen zu verstricken, ziehen wir es vor, uns selbst als Authentizisten zu bezeichnen und unser humanistisches Weltbild als Authentie oder Authentizismus. Diese Bezeichnung nun hat schon eine längere Geschichte, die wir sie bereits vor der Gründung der HPR benutzen. Sie hat folgenden Hintergrund: bei der Auseinandersetzung mit der menschlichen Natur kamen wir zu der Einsicht, dass ein harmonisches Entwickeln das Verwirklichen des Prinzips voraussetzt, mit sich selbst im Einklang zu sein - das Authentizitätsprinzip. Später fanden wir beim Beschäftigen mit sozio-politischen Problemen heraus, dass dieses Prinzip auf jede Form sozialer Gemeinschaft anzuwenden ist. So kann man das Weltbild, das auf dem Prinzip der Authentizität beruht, auch Authentie oder Authentizismus nennen. Entsprechend dieses Prinzips setzt das harmonische Entwickeln der Zivilisation voraus, dass ihre Organisation mit dem Niveau des Entwicklungsstands ihrer Produktivkräfte (was wiederum auf der Linie von Marx liegt) korrespondieren sollte und auch das harmonische Entwickeln eines beliebigen Landes sollte mit seinem jeweilig einmaligen Charakter übereinstimmen. Unser Widerspruch zur Humanistischen Internationale (Humintern) ist prinzipieller Natur. Für uns liegt die Grenze in der geistigen Natur des Menschen. Im Gegensatz zu unseren Gegenspielern bei Humintern erachten wir Spiritualität als die bei weitem wichtigste Qualität der menschlichen Natur. Was für eine Art von Humanisten sind denn diese? Diese "Humanisten" haben die menschliche Natur einfach beschnitten. Glücklicherweise wird unsere Sichtweise auch von anderen übernommen: erstens gibt es viele geistig orientierte humanistische Gruppierungen, zweitens finden sich auch in der immer stärker werdenden globalisierungskritischen Bewegung immer mehr Teilnehmer, denen klar ist, dass der Ausweg aus der Zivilisationskrise nur in einer anderen geistig-spirituellen Denkart liegen kann. Wir sind prinzipiell für Mitarbeit mit all jenen Kräften offen, die für eine Belebung des Ideals menschlicher Harmonie eintreten und die eine entsprechende Gesellschaft aufbauen wollen, die wir dann humanistisch nennen. Noch eine unvermeidbare Frage: Worin sehen wir den humanistischen Weg zu einer sozialen Transformation? Da jetzt weder der rechte Zeitpunkt noch hier der richtige Ort ist, dieses Thema auszuweiten, möchte ich nur sagen, dass in Übereinstimmung mit unserem Verständnis von humanistischer Transformation diese eine Einigkeit innerhalb der Zivilisation voraussetzt. Diesbezüglich treten wir in Übereinstimmung mit unserer humanistischen Perspektive für eine allseitige Integration der Menschheit ein. Die größte Bedrohung dieser humanistischen Perspektive liegt in der mutwilligen Zerstörung nationaler Kulturen bei gleichzeitigem Aufpfropfen der hässlichen, krankhaften Massenkultur us-amerikanischer Prägung. Deren Ausbreiten muss mit allen Mitteln verhindert werden. Und welche Mittel stehen uns in diesem Fall und anderen zur Verfügung? Die Antwort muss heißen: alle legalen Mittel. Antworten zu Publikumsfragen: Da der Humanismus als Antithese zur christlichen Gelehrtheit entstand, sollte er als atheistische Ideologie betrachtet werden? Dem stimmen wir nicht zu: Die Mehrheit der Humanisten zur Zeit der Renaissance waren Christen. Als solche neigten sie dazu, die Studia Humanitatis, die am Menschen orientierte Wissenschaft, nicht als Gegensatz zur Studia Divinitatis, der Wissenschaft des Göttlichen, zu betrachten, sondern als deren Ergänzung. Ihr Weltbild enthielt eine harmonische Synthese christlicher Glaubensbekenntnisse, antiker Weisheit und weltlicher Annäherungsweisen an verschiedene Wissensbereiche. Ja, der Gegenstand der Kultur der Renaissance war anthropozentrisch, doch wurde der Mensch als spirituelles Wesen erachtet. Der atheistisch geprägte Humanismus trat erst viel später als Ergebnis des Kampfes zwischen weltlicher Wissenschaft und Kirche auf, er stellt nichts anderes dar, als eine radikale Form, in der wesentliche Merkmale zugunsten des Formalen einfach vergessen wurden. Der wahre Humanismus - und das möchte ich betonen - ist ein Paradigma, das auf den Menschen in der Ganzheit all seiner Facetten abzielt, von denen die wichtigste die seines Geistes darstellt. Dieser spirituellen Natur ist es zu verdanken, dass der Mensch frei ist und fähig, das Universum in seiner Komplexität zu verstehen. Und das unterscheidet ihn von allen anderen Wesen. Unser Verständnis von Humanismus Der Begriff "Humanismus" wird vielfach mit unterschiedlicher Bedeutung gebraucht. Unser eigenes Verständnis basiert auf folgenden Sätzen:
Grundsatz der Internationalen Koalition "Für Humanismus"
Die Koalition wurde gegründet, um die Anstrengungen all derer zu
bündeln, die erkennen, dass die gegenwärtige individualistische
Zivilisation des Konsums durch eine globale Krise geht. Diese Krise kann
nur durch eine bewusste Veränderung der Weltgemeinschaft zu einer neuen
Organisationsform überwunden werden, in der das Schaffen von Bedingungen
für das Verwirklichen der ewigen Hoffnung der Menschheit nach Harmonie
Vorrang vor ökonomischer Effizienz hat. Internet-Adresse: www.forhumanism.org/
* Mit freundlichen Empfehlungen Humanistische AKTION 5/2004 nach oben - Service - Menue - Texte-Verzeichnis - Stichwörter www.humanistische-aktion.de/russibir.htm#hpr |
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Aktualisiert am 30.11.11