Neu von Hubertus Mynarek:
Das Standardwerk der Aufklärung in Sachen Ratzinger
Papst-Entzauberung
Das wahre Gesicht des Joseph Ratzinger
und die exakte Widerlegung seiner Thesen
In allen Zeitungen, Zeitschriften, auf allen TV-Kanälen wird das Loblied
auf den Ratzinger-Papst gesungen, auf seine Ausnahme-Intelligenz, auf ihn
als größten Theologen, der als einziger auf Augenhöhe mit
den rationalistischsten Geistern der Gegenwart zu diskutieren verstehe, der
die Versöhnung von Glaube und Vernunft zustande gebracht, der Kirchen-
und religionskritischen Aufklärung ihre Grenzen und Schwächen
aufgezeigt habe.
Das vorliegende Buch zeigt in nüchterner, aber nie langweiliger, vielmehr
höchst interessanter, konkret-anschaulicher Analyse, was an diesen
Lobeshymnen auf den Papst wirklich dran ist. Es ist ein Enthüllungsbuch
im besten Sinn des Wortes, indem es außerdem unbekannte bzw. fast
vergessene Details aus Leben, Wirken und Reden des Papstes an den Tag
befördert und auf diese Weise ein ganz neues, alternatives, viel
objektiveres und umfassenderes Bild seines wahren Charakters und der
Qualität seines Schrifttums erstellt. Punkt um Punkt wird auch Ratzingers
Regierungsprogramm kritisch hinterfragt und seine Stellung zu allen
gesellschaftlichen. und politisch relevanten Themen sowie zum Islam in die
Darstellung einbezogen. Einen besonders süffisanten Aspekt des Buches
stellt die Entlarvung der Haltlosigkeit vieler Presseberichte über den
Papst dar. Das Buch erfüllt alle Kriterien, um als das Standard-Werk
der Aufklärung in Sachen Ratzinger zur Geltung zu kommen.
"Ich möchte ausdrücklich sagen, dass ich gerade auch aus den
kritischen Rezensionen viel gelernt habe. Am meisten bereichert und belehrt
fühle ich mich durch die Ausführungen von Hubertus Mynarek."
Joseph Ratzinger (Quelle: J.Ratzinger, Glaube, Geschichte und
Philosophie, in "Hochland", 61 Jgg., 11/12-1969, Heft 6, S.534)
Hubertus Mynarek studierte Philosophie, Psychologie und Theologie;
Dr. Theol.; Mag. Phil.; Habilitation an der Universität Würzburg
für Vergleichende Religionswissenschaft und Fundamentaltheologie; lehrte
als Professor an den Universitäten Bamberg und Wien; trat 1972 als erster
Universitätsprofessor der Theologie aus der katholischen Kirche aus
und schrieb darüber den Bestseller 'Herren und Knechte der Kirche'.
Mynarek veröffentlichte 2005 auch ein Aufsehen erregendes Buch über
den Vorgänger Benedikts XVI. unter dem Titel "Der polnische Papst. Bilanz
eines Pontifikats". Zahlreiche weitere Veröffentlichungen in den Bereichen
Philosophie, Theologie, Religionswissenschaft und Ökologie.
Pressestimmen
Eine überzeugende Auseinandersetzung mit dem gegenwärtigen,
ihm seit langem persönlich bekannten Papst. (...) Wer künftig
über Benedikt XVI sprechen will, (...) kommt nicht an Mynareks Buch
vorbei. Es wird sich als Standardwerk der Aufklärung über den Papst
erweisen.
HUMANISTISCHER PRESSEDIENST, Juni 2007
Books on Demand GmbH, Mai 2007, 288 Seiten, Euro 26,00. ISBN:
978-3-8334-8033-1
Zu beziehen über jede Buchhandlung oder direkt über den
Verfasser:
Prof. Dr. H. Mynarek, Turnhallstr. 9, D-55571 Odernheim, Tel.: 06755-621
Hubertus Mynarek
Zur Person
Der Religionswissenschaftler, Philosoph und Theologe Hubertus Mynarek ist
einer der prominentesten Kirchenkritiker des 20. und 21. Jahrhunderts. Nach
dem Studium der Philosophie, Psychologie und Theologie promovierte er im
Fach Theologie und habilitierte sich an der Universität Würzburg
für Vergleichende Religionswissenschaft und Fundamentaltheologie. Als
Professor lehrte er an den Universitäten Bamberg und Wien u. a.
Vergleichende Religionswissenschaft, Religionsphilosophie und
Fundamentaltheologie. 1972 war er Dekan der Katholisch-Theologischen
Fakultät der Universität Wien. Mynarek war der erste
Universitätsprofessor der Theologie im deutschsprachigen Raum des 20.
Jahrhunderts, der es wagte, aus der Katholischen Kirche auszutreten. Mit
einem offenen Brief an den Papst, in welchem er seine Herrschsucht, die
Machtstrukturen und das Profitstreben der Hierarchie anprangerte, verabschiedete
er sich aus diesem totalitären System.
Als Mynarek 1973 das Buch "Herren und Knechte der Kirche" über die innersten
Zustände in der Kirche, über das, was so alles hinter den Kulissen
und Fassaden der Wohlanständigkeit und Heuchelei passiert, herausgab,
wurde er mit 15 Gerichtsprozessen und Schadensersatzklagen von Seiten sich
durch sein Buch beleidigt fühlender Kirchenvertreter attackiert. Ein
Neuerscheinen des Buches war wegen der Einstweiligen Verfügungen und
der schwebenden Prozesse jahrzehntelang blockiert, faktisch verboten. Erst
2002 erschien die noch wesentlich brisantere, aktualisierte Neuauflage (siehe
weiter unten).
Flankierend zu diesem Buch gab Mynarek die Bücher "Eros und Klerus",
"Casanovas in Schwarz" und "Jesus und die Frauen" heraus, um die kurios-groteske
Sexualität in der Kirche von allen Seiten zu beleuchten. In "Denkverbot",
"Zwischen Gott und Genossen", "Erster Diener seiner Heiligkeit", "Verrat
an der Botschaft" und "Die Neue Inquisition" werden die Machtallüren
und Machtintrigen der Kirche und ihrer Führer ganz konkret und detailliert
beschrieben.
Mynarek ist aber auch als Kulturphilosoph und Begründer einer dogmenfreien
Ökologischen Religion und eines Ökologischen Humanismus hervorgetreten.
Diesem Anliegen dienen seine Bücher "Ökologische Religion",
"Religiös ohne Gott?", "Orientierung im
Dasein"
(http://janov-maaz-miller.de/M/Mynarek/1979-Dasein/index.htm),
"Die Vernunft des Universums", "Mystik und Vernunft" und "Die Kunst zu sein".
Im Folgenden eine genauere Angabe einiger seiner
Buchpublikationen:
-
Eros und Klerus (Essen, 5. erw. Neuaufl., 1999, Verlag Die Blaue Eule)
-
Zwischen Gott und Genossen (Berlin 1981, Ullstein Verlag)
-
Religiös ohne Gott? (München 1989, Goldmann-Taschenbuch
Verlag)
-
Ökologische Religion. Ein neues Verständnis der Natur
(München 1986, 2. Aufl. 1990, Goldmann-Taschenbuch Verlag)
-
Verrat an der Botschaft Jesu (Rottweil a.N. 1986, Verlag Das Wort)
-
Die Vernunft des Universums (München 1988, als Goldmann-Taschenbuch;
Essen 2003 2. Aufl. im Verlag Die Blaue Eule)
-
Die Kunst zu sein. Philosophie, Ethik und Ästhetik sinnerfüllten
Lebens (Düsseldorf 1989; 2. Aufl.: Essen 1998, Verlag Die Blaue
Eule)
-
Mystik und Vernunft (Olten 1991, Walter-Verlag; 2. Aufl.: Münster
2001, LIT-Verlag)
-
Denkverbot. Fundamentalismus in Christentum und Islam (München
1992, Knesebeck Verlag)
-
Erster Diener Seiner Heiligkeit. Ein kritisches Portrait des Kölner
Erzbischofs Joachim Meisner (Köln 1993, Verlag Kiepenheuer &
Witsch)
-
Jesus und die Frauen (Frankfurt/Main 1997; 2. Aufl. Essen 1999, Verlag
Die Blaue Eule)
-
Das Gericht der Philosophen. Ernst Bloch - Erich Fromm - Karl Jaspers
über Gott - Religion - Christentum - Kirche (Essen 1997, Verlag
Die Blaue Eule)
-
Die neue Inquisition (Marktheidenfeld 1999, Verlag Das Weiße
Pferd)
-
Casanovas in Schwarz (Essen 2000, Verlag Die Blaue Eule)
-
Herren und Knechte der Kirche (Köln 1973, Verlag Kiepenheuer
& Witsch; 2. Aufl. Ulm 2002)
Manche dieser Publikationen sind in den angegebenen Verlagen vergriffen.
Restbestände sind noch über den Autor erhältlich. Adresse:
Prof. Dr. Hubertus Mynarek, 55571 Odernheim, Turnhallstr. 9; Telefon: 06755/621.
*
Prof. Dr. Hubertus Mynarek
HERREN UND KNECHTE DER KIRCHE
Mit Vorworten prominenter Kirchenkritiker wie Prof. Horst Herrmann, Gerd
Lüdemann, Dr. Fritz E. Hoevels u.a.
Pressestimmen zur Erstauflage
Der Spiegel
"Mynareks Erinnerungen werden zweifellos für Deutschlands und
Österreichs katholische Hierarchie die ärgerlichste Lektüre
seit langem sein".
Europäische Kirchenfreie Rundschau
"Herren und Knechte der Kirche ist das zweifellos beste Buch, das ein ehemaliger
Priester und katholischer Theologieprofessor unseres Jahrhunderts geschrieben
hat".
Mynarek war der erste Universitätsprofessor der katholischen Theologie
im deutschsprachigen Raum des 20 Jahrhunderts, der es wagte, aus der Kirche
auszutreten. Daraufhin und nach dem Erscheinen der Erstauflage von "Herren
und Knechte der Kirche" wurde Mynarek, der vorher auch Dekan der Kath.-Theol.
Fakultät der Universität Wien gewesen war, mit 15 Gerichtsprozessen
seitens sich beleidigt fühlender Kirchenmänner überzogen.
Dazu gesellte sich ein weiterer, über 6 Jahre dauernder Prozeß
des größten deutschen Medienkonzerns gegen ihn, der erst vor dem
Bundesgerichtshof mit einem Sieg Mynareks endete. Dabei zeigt der Autor in
der jetzigen Neuauflage des Buches in allen Details, wie sich bei so manchem
Prozeß Kirchenvertreter, Konzernherren und Richter die Bälle
zuspielen, zum Schaden der Gerechtigkeit und mutiger Einzelkämpfer,
ohne die jede Gesellschaft verkommt. Zwangspensionierung durch den Staat
auf Betreiben der Kirche, Verlust seines Hauses und ganzen Vermögens,
Morddrohungen, Diffamierungen, zerstochene Reifen und die Flucht vor
Gerichtsvollziehern kennzeichnen den weiteren Leidensweg des mutigen
Autors.
Die jetzige Neuauflage der "Herren und Knechte der Kirche" ist also noch
mehr als die Erstauflage eine überaus anschaulich dargestellte Kirchen-,
Gesellschafts- und Medienkritik. Einige Lebensstationen Mynareks sind bebildert
und tragen zur weiteren Veranschaulichung bei.
Dieses Buch, 2002 neu herausgegeben, nachdem es durch einstweilige
Verfügungen von Kirchenvertretern jahrzehntelang verboten war, ist
inzwischen schon wieder vergriffen und antiquarisch jeden Tag wertvoller.
Erhältlich ist es nur noch beim Autor. Adresse: 55571 Odernheim,
Turnhallstr.9, Tel.06755/621. - ISBN 3-980-6576-1-2
Nicht nur von kirchlicher Seite erfährt Hubertus Mynarek scharfe Ablehnung.
Auch in der religionskritischen Szene ist er heftig umstritten. In einem
Interview mit der Zeitschrift MIZ (2/2000) nimmt der
Religionskritiker zu den verschiedenen Vorwürfen ausführlich
Stellung.
Wer mit Pfaffen kämpft, der mache sich darauf
gefaßt, daß der beste Lug und die triftigsten Verleumdungen seinen
armen guten Namen zerfetzen und schwärzen werden.
Heinrich Heine
Es gibt immer irgendwo einen Menschen, der im Dunkel
geht und ein Licht sucht.
Trag also ein Licht in deinen Händen, auch wenn du dich vielleicht verzehrst
dabei.
Es ist besser als eine Kerze zu sein, die niemals gebrannt hat.
Attwenger
Die uns aufgetischten Lügen sind weit weniger
gefährlich als die uns vorenthaltenen Informationen.
Konrad Lorenz
|
Literatur-Liste dieser Homepage
Kirche und Kritik
Der Fall Mynarek
Das nachfolgende Interview mit dem Religionskritiker Hubertus Mynarek konnte
in der Zeitschrift 'Materialien und Informationen zur Zeit' (2/2000) aufgrund
von Platzproblemen nur gekürzt wiedergegeben werden. Hier nun das Interview
in seiner ursprünglichen, ungekürzten Version.
Der Religionswissenschaftler, Philosoph und Theologe
Prof. Dr. Hubertus Mynarek zählt unbestritten zu den prominentesten
Religions- und Kirchenkritikern im deutschsprachigen Raum. Mynarek, der 1953
zum Priester geweiht wurde, von 1966-68 als Professor für
Religionsphilosophie in Bamberg und von 1968-72 als Professor für
Religionswissenschaft in Wien unterrichtete, war von 1971-72 Dekan der
katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien. Seine
universitäre Karriere endete abrupt, als er im November 1972 (als erster
deutschsprachiger Theologieprofessor überhaupt) aus der Kirche austrat,
ein Schritt, den er in einem scharf formulierten "Offenen Brief an den Papst"
ausführlich begründete. Nachdem ihm die kirchliche Lehrbefugnis
entzogen wurde, hatte der österreichische Staat keine Verwendung mehr
für den Gelehrten. So wurde Mynarek schon mit 43 Jahren pensioniert.
Intellektuell kaltstellen ließ er sich jedoch nicht. Er
veröffentlichte zahlreiche aufsehenerregende Bücher, in denen er
sich mehr und mehr nicht nur von der Kirche, sondern auch vom Christentum
und seiner zentralen Gestalt, Jesus von Nazareth, distanzierte. Vor allem
die Bücher "Herren und Knechte der Kirche" (1973) und "Eros und Klerus"
(1978) verschärften die Konfrontation mit der Amtskirche, die den Kampf
gegen Mynarek so verbissen führte, dass dieser eine Zeit lang um seine
ökonomische Existenz bangen musste. Mynarek ließ sich jedoch nicht
einschüchtern. Im Gegenteil: Im Laufe der Jahre avancierte er vom christlich
geprägten Kirchenkritiker zum fundamentalen Religionskritiker, was sich
vor allem in den Werken "Denkverbot. Fundamentalismus in Christentum und
Islam" und "Jesus und die Frauen" niedergeschlagen hat. Insbesondere das
letztgenannte Buch zeigt auf, wie naiv und unberechtigt der häufig
verwendete Slogan "Jesus ja, Kirche nein" ist. Das Buch zählt sicherlich
zu den klarsten, spannendsten und auch humorvollsten Darstellungen der zutiefst
widersprüchlichen Gestalt des biblischen Jesus. Es ist einerseits das
dringend notwendige Gegengift zu den modischen, jedoch intellektuell unredlichen
Versuchen, die biblische Jesusgestalt feministisch aufzupolieren, anderseits
aber auch ein hervorragender Beleg für die beinahe tragisch-komische
Bodenlosigkeit "christlicher Moralvorstellungen". Mynarek weist nämlich
nach, dass der vermeintlich keusche "Messias" mit großer Wahrscheinlichkeit
der (für Hirtenkulturen typischen) polygamen Tradition folgte, sich
also - dem Vorbild Davids und Salomos entsprechend - ein Harem liebeswilliger
Damen zulegte. Ein Szenario, das christlichen Keuschheitspredigern sicherlich
kaum gefallen wird. Dementsprechend erfährt Mynarek von kirchlicher
Seite scharfe Ablehnung.
Aber auch in der religionskritischen Szene ist Mynarek heftig umstritten.
Für viele war unverständlich, daß er sein Buch Die neue
Inquisition. Sektenjagd in Deutschland ausgerechnet im Verlag Das Weiße
Pferd, dem Hausverlag des Universellen Lebens, veröffentlichte. Gravierender
ist sicherlich Mynareks unklares Verhältnis zu Religiosität.
Naturreligiöse Vorstellungen, wie sie in Ökologische Religion.
Ein neues Verständnis der Natur (1986) und seitdem in diversen
Aufsätzen formuliert werden, warfen die Frage nach der Abgrenzung
gegenüber organizistischen Gesellschaftsmodellen und der naturorientierten
Spiritualität der Rechten auf; einige KritikerInnen wollten in dem Werk
sogar faschistoide Züge erkennen.
Auch innerhalb der MIZ-Redaktion wurde durchaus kontrovers diskutiert, ob
es richtig ist, Hubertus Mynarek in der MIZ ein Forum zu bieten. Sein
Naturverständnis kann - selbst wenn es nicht intendiert sein mag, was
wir gerne unterstellen - reaktionären Auslegungen Vorschub leisten.
Andererseits halten wir die Kenntnisse des Kirchenkritikers Mynarek für
zu wichtig, um sie einfach zu übergehen. Und bei aller Kritik gestehen
wir Mynarek das Recht auf eine faire Auseinandersetzung zu. Das engstirnige
Beharren auf "Political Correctness" schafft innere Scheren im Kopf, die
in der Lage sind, Geistesfreiheit nachhaltig zu beschneiden. Dem möchte
die MIZ-Redaktion entgegenwirken. - MSS
Das Interview
MIZ: Herr Prof. Mynarek, können Sie kurz das Hauptanliegen Ihres Buches
"Die Neue Inquisition" schildern?
Mynarek: Das Hauptanliegen ist die Verteidigung religiöser und
weltanschaulicher Minderheiten in Deutschland. Es geht dabei gar nicht in
erster Linie um die Wahrheitsfrage, d.h. um die Frage, ob die neuen
religiösen und weltanschaulichen Gemeinschaften eine wahre Lehre
repräsentieren, denn diesen Anspruch, die wahre Religion zu sein,
können ja auch die beiden Großkirchen nicht erfüllen, auch
wenn sie wie die katholische die Unfehlbarkeit dogmatisch für sich
deklarieren. Nein, ich halte mich da sinngemäß an Voltaires
berühmten Satz, er werde für die Position seines weltanschaulichen
Gegners kämpfen, auch wenn er sie nicht für richtig halte, um die
Denk- und Meinungsfreiheit im Staat zu gewährleisten.
Es ist doch leider in Deutschland so, dass die beiden "christlichen"
Großkirchen, die ja im Grunde, soziologisch betrachtet, ebenfalls Sekten
sind, eben über besondere Macht verfügende Großsekten, den
gesamten Religionsbereich allein für sich usurpieren, patentieren,
monopolisieren und den Staat trotz der grundgesetzlich verbürgten
weltanschaulichen Neutralität für ihre Ziele einspannen, um alle
rechtlichen und finanziellen Privilegien, die der Staat der Religion
gewährt, allein in ihre Kanäle fließen zu lassen. Daher das
Unding, das nicht bloß die beiden um ihre Sonderstellung und ihre
Privilegien fürchtenden Kirchen, sondern sogar auch der Staat
Sektenbeauftragte einsetzt, die die vermeintlich so bösen Sekten
bekämpfen sollen.
Die von den Kirchen geschürte Sektenphobie und -hysterie kennt teilweise
keine Grenzen mehr, obwohl die Sekten- und Psychokulten gewidmete
Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags nach jahrelangen Recherchen
feststellen musste, dass von den Sekten in Deutschland keine nennenswerten
Gefahren ausgehen. Mein Buch behandelt die durchaus cleveren, ja raffinierten
Strategien und Methoden der neuen Inquisitoren, sprich der Sektenbeauftragten,
die darauf abzielen, alle nichtkirchlichen Gruppierungen der totalen sozialen
Ächtung anheim fallen zu lassen. Man stelle sich nur vor, wie der gesamte
Medienwald aufheulen würde, wenn in den Sekten derart häufig und
massiv sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen getrieben würde,
wie dies durch Priester der beiden Großkirchen immer wieder geschieht.
MIZ: Warum mussten Sie Ihr Buch "Die Neue Inquisition" ausgerechnet im Verlag
des "Universellen Lebens" veröffentlichen?
Mynarek: Nun, ich habe nicht von vornherein vorgehabt, das Buch in diesem
Verlag herauszubringen. Knapp 30 Verlagen habe ich mein Manuskript bzw. ein
ausführliches Exposé vorgelegt. Aber die Verlags- und
Medienlandschaft in Deutschland folgt doch weitgehend den staatskirchlichen
Vorgaben, so dass ich nur Absagen erhielt. Prominente Religions- und
Kirchenkritiker, denen ich mein Manuskript vorlegte, bestärkten mich
aber darin, dass der Grund für diese Absagen keineswegs an der
Qualität meines Manuskripts liege, sondern in der politisch-religiösen
Konstellation, d.h. dem prostitutiven Verhältnis, das wir in Deutschland
zwischen Staat und Kirche haben. Ich war schon fast verzweifelt, da boten
mir Vertreter des UL, die einen Vortrag von mir gehört hatten, der sich
auch mit dem Schicksal meines unveröffentlichten Manuskripts befasste,
an, dieses zu drucken. Vorher hatte ich auch erwogen, das Buch im Selbstverlag
herauszubringen, aber die Druckkosten (zwischen 25.000,-- und 35.000,-- DM)
waren mir einfach zu hoch.
MIZ: Bedauern Sie mittlerweile Ihre Verlagswahl?
Mynarek: Nun, ich möchte nicht undankbar sein. Ohne diesen Verlag und
seinen hohen Kostenaufwand wäre das Buch möglicherweise immer noch
nicht veröffentlicht, von dem z.B. Prof. Buggle, Autor des Bestsellers
"Denn sie wissen nicht, was sie glauben" sagt, dass es "eigentlich
Pflichtlektüre jedes mündigen Staatsbürgers sein sollte, um
ein wenig die ungeheure Ignoranz in Sachen Christentum und Religion und die
sich daraus ergebende Schafsköpfigkeit in dieser Gesellschaft abzubauen".
Andererseits habe ich natürlich nicht mit den ungeheuerlichen Angriffen
gerechnet, die ich wegen der Veröffentlichung meines Buches in einem
Verlag des UL (es ist übrigens nicht der Hauptverlag desselben) erleben
musste und die bis hin zum Faschismus-Vorwurf reichten. Zwar hat sich das
UL nie mit Faschismus und Antisemitismus befleckt (die Kirchen sehr wohl
und massiv!), aber einige kirchliche Sektenbeauftragte und ihre Helfershelfer
in diversen Presseorganen vermögen inzwischen mit der Faschismuskeule
ebenso geschickt wie mit der Sektenkeule zu schwingen. Auf diese Weise begibt
man sich in Deutschland auf eleganteste Weise der Notwendigkeit, logisch
und objektiv gegen jemanden zu argumentieren. Angesichts all dessen bedaure
ich natürlich meine Verlagswahl, weil sie mir viele neue Feinde eingebracht
hat, die gar nicht mal bösen Willens sein müssen, sondern lediglich
die Schablone "Kirchen ja - Sekten nein" undifferenziert und unreflektiert
übernehmen. Auch der Buchhandel reagiert ja nach dieser Schablone: die
Barsortimente, also die großen überregionalen Buchauslieferer
nehmen mein Buch nicht in ihr Programm auf, dementsprechend erscheint es
auch nicht auf den Computern der Buchhandlungen. Aber wozu schreibt denn
ein Autor sein Buch, wenn es nicht verbreitet wird? Das ist gerade bei diesem
Buch so schade, weil es nicht bloß detailliert die brutalen Foltermethoden
der alten Inquisition schildert, sondern auch die raffinierten, aber
verschleierteren Methoden der heutigen Inquisition ans Licht bringt.
MIZ: Sie haben für das "Universelle Leben" unter anderem auch Gutachten
erstellt. Was halten Sie persönlich von den Offenbarungen der Gabriele
Wittek?
Mynarek: Ja, es stimmt: Ich habe mal in meinem Charakter als
Religionswissenschaftler ein Gutachten für das Gericht erstellt, in
welchem ich nachwies, dass das UL genau das gleiche Recht auf eine eigene
Schule haben müsse wie die Kirchen. Das Gericht folgte auch dieser
Argumentation, das bayerische Unterrichtsministerium allerdings nicht. Es
musste erst durch das Gericht zur entsprechenden Genehmigung gezwungen werden.
Mein Gutachten war allerdings keineswegs ein Gefälligkeitsgutachten.
Ich zeigte durchaus so manchen Irrationalismus in der Lehre des UL auf, verwies
aber darauf, dass die Irrationalismen und Absurditäten der kirchlichen
Dogmatik ersteren noch weit übertreffen.
Was halte ich nun von den Offenbarungen der Gabriele Wittek? Dazu muss ich
sagen: Ich bin aufgrund eingehenden Studiums vieler Denksysteme zum Agnostiker
geworden. Mein Credo: Wir können zwar unendlich viele "letzte" Sinnfragen
stellen, auch alle mögliche Antworten darauf geben. Es muss uns nur
stets klar sein, dass keine Antwort unfehlbar wahr sein kann, dass wir immer
Sinn Suchende, Sinn Erfragende, uns eigenen Sinn Gebende sein werden. Diese
meine Überzeugung kann auch die Prophetin des UL nicht erschüttern.
Man sollte sie aber wegen ihrer "unfehlbaren Eingebungen aus dem Jenseits"
nicht ungerechter behandeln als den Papst, der das Gleiche behauptet, wobei
sich der Papst als einziger Guru einer religiösen Institution diese
Unfehlbarkeit noch dogmatisieren ließ. Ich muss noch hinzufügen,
dass ich in meinem Buch "Denkverbot" alle Unfehlbarkeiten, alle Offenbarungen
aus angeblich metaphysischen Höhen als Inspirationen, Intuitionen,
Projektionen und dergleichen mehr kritisierte. Dem UL war dieser Standpunkt
bekannt, trotzdem war man dort so tolerant, mir keine Vorbedingungen in Bezug
auf mein Buch "Die Neue Inquisition" zu stellen. Das wäre bei den Kirchen
unmöglich gewesen!
Ich gebe jedoch einem Denker wie Schmidt-Salomon, der die kirchliche wie
die Sektenszene kennt, recht, wenn er sagt, dass man in katholischen und
evangelischen Akademien mehr Rationalisten und Agnostiker antrifft als im
UL. Tatsächlich war ja ein Grund meines Kirchenaustritts, dass ich so
vielen Agnostikern, ja Atheisten unter den hohen Würdenträgern
der beiden Kirchen begegnete, die aber zugleich vor dem kirchlichen
Fußvolk, den staatlichen Behörden und der Öffentlichkeit
die angebliche Kraft ihres Glaubens betonten. Es gibt nur wenig Schlimmeres
als diese heuchlerische Schizophrenie, die aber groteskerweise die Stabilisierung
des charakterlosen staatskirchlichen Mischverhältnisses noch
verstärkt.
MIZ: Auch Ihr Buch "Ökologische Religion" ist auf scharfe Kritik
gestoßen. Können Sie nachvollziehen, warum einige Rezensenten
in Ihren Darlegungen reaktionäres Gedankengut zu erkennen glaubten?
Würden Sie das Buch heute genauso schreiben oder hat sich Ihre Position
seit der Niederschrift des Buches geändert?
Mynarek: Reaktionäres Gedankengut ist in meinem Buch "Ökologische
Religion" überhaupt nicht enthalten. Es ist auch keine neuheidnische
Schwärmerei für die Natur, wohl aber liefert es eine Unmenge
naturwissenschaftlicher, ökologischer, psychologischer und antropologischer
Argumente für die Rettung der Natur auf unserem Planeten und für
die Achtung und Anerkennung der Werte und Rechte der Tiere und Pflanzen.
Vielen gefiel dieses Buch schon deshalb nicht, weil ich darin für ein
Ende des Fleischkonsums eintrat, durch den ja viele Tiere gequält und
getötet werden, nicht nur durch die makabren Tierversuche zu medizinischen
und militärischen Zwecken. Aber ich halte es hier mit Leo Tolstoi, der
den berühmten Satz prägte: "Solange es Schlachthöfe gibt,
wird es Kriege geben." Eine echte, ethische Höherentwicklung der Menschheit
wird es in der Tat nicht geben, solange wir Schmerz und Leid genau so wie
wir empfindende nichtmenschliche Lebewesen töten. Mein Freund Karlheinz
Deschner, Autor der berühmten "Kriminalgeschichte des Christentums"
hat das auf den Punkt gebracht: "Warum essen Menschen Tiere? Weil sie ihnen
schmecken. Das ist zwar barbarisch, ist ethisch indiskutabel, aber so ist
es. Es ist, wie es ist, und es ist fürchterlich ... Differenziertere
Gemüter räumen den Sachverhalt nicht so gerne ein, zu roh, zu gemein,
wie er ist, einfach niederträchtig, basierend allein auf dem Recht des
Stärkeren, dem Recht der Gewalt."
Interessanterweise hat mein Buch in fast allen Lagern heftige Gegner gefunden.
Paradoxerweise auch bei den Christen. Aber auch da trifft Deschner den heute
verschleierten bzw. ins Gegenteil ökologisch hochgejubelten Tatbestand,
wenn er betont: "Für das Christentum beginnt die Tragödie des Tiers,
die größte Tragödie auf Erden, bereits im Alten Testament
... Biblischer Tierschutz? ... Der nackte Egoismus einer
Viehzüchterreligion!"
Manche Atheisten, vor allem marxistischer Prägung, wollten in meiner
Erweiterung des Naturbegriffs, in dem Umstand, dass ich die Natur nicht nur
in ihrem grausamen Daseinskampf, sondern in ihrem ästhetischen,
kommunikativen, symbiotischen, bewusstseinsmäßigen etc. Aspekten
sehe und bewundere, nicht nur neuheidnische Schwärmerei, sondern sogar
faschistoide Elemente erblicken. Sie kennen ihren Marx nicht, der an zahlreichen
Stellen seiner Werke geradezu überschwänglische Hymnen auf die
Natur singt.
Natürlich würde ich heute manche neue Details in mein Buch einbringen.
Aber an der Grundstruktur und Grundintention meines Buches brauche ich nichts
zu ändern, weil sie nichts Reaktionäres oder Faschistoides
enthält. Dass ich den ökologischen Menschen dem technokratischen
vorziehe, dass dann manche Kritiker in böswilliger Absicht aus dem Achtung
gegenüber der Natur empfindenden ökologischen Menschen das genaue
Gegenteil, nämlich den arischen Herrenmenschen machten, ist
evidentermaßen nicht mein Problem, sondern das, vielleicht sogar
psychopathologische, dieser Herren.
MIZ: Kommen wir nun zur katholischen Kirche und ihrem Umgang mit Kritik.
Als Sie sich 1972 als Dekan der katholisch-theologischen Fakultät der
Universität Wien entschlossen haben, aus der Kirche auszutreten, haben
Sie da zu diesem Zeitpunkt die heftige Gegenreaktion der Amtskirche
vorausgesehen?
Mynarek: Natürlich habe ich aufgrund der gesamten Kirchengeschichte
der letzten zwei Jahrtausende gewusst: die Kirche verfolgt alles, was ihren
Machtinteressen zuwiderläuft, verträgt selbst aber keinerlei Kritik,
und sei diese noch so angebracht. Trotzdem war ich doch über die
massiv-brutale Reaktion der Kirche auf meinen Kirchenaustritt, meinen Offenen
Brief an den Papst und mein die inneren kirchlichen Zustände beschreibendes
Buch "Herren und Knechte der Kirche" überrascht. Diese unangemessene
Gegenreaktion der Kirche hing auch damit zusammen, dass ich der erste
Universitätsprofessor der katholischen Theologie im deutschsprachigen
Raum im 20. Jahrhunderts war, der der Kirche den Rücken kehrte. Immer
noch lebt ja die Kirche von der Überzeugung und hämmert sie ihren
Mitgliedern ein, es gäbe außerhalb der Kirche kein Heil. Selbst
scharfe Kritiker der Kirche, wie Uta Ranke-Heinemann, Drewermann, Küng
usw. sind von dieser Doktrin noch so stark geprägt, dass sie lieber
in der Kirche bleiben und den entscheidenden, logisch zwingenden Schritt
des Kirchenaustritts nicht vollziehen. Ich wusste viel klarer als die Genannten
bereits vor meinem Kirchenaustritt: die Kirche vergisst nichts, verzeiht
nichts, ist erbarmungslos in der Verfolgung ihrer Kritiker, kennt weder
Unrechtsbewusstsein noch Gnade.
MIZ: Ihre Kritik brachte Sie ja auch in eine ökonomisch schwierige Lage.
Einige Zeit standen Sie regelrecht auf der Straße. Wie kam es dazu?
Was waren Ihre schlimmsten Erfahrungen während dieser Zeit?
Mynarek: Das Erste, was mir nach der Veröffentlichung meines Offenen,
zugegeben sehr kritischen Briefes an den Papst in verschiedenen Zeitungen
und Zeitschriften passierte, waren durchgestochene Reifen an meinem in der
Nähe der Wiener Uni stehenden Wagen. Das wiederholte sich dann noch
einige Male. Das Zweite war die Demontage meines Autos auf der Autobahn
Wien-Salzburg. Die Bremsen funktionierten nicht mehr, fast alle Schrauben
im Motorraum des Wagens waren gelockert. Ich bedaure, dass ich es mir von
der Reparaturwerkstatt, die mich abschleppte, nicht schriftlich geben ließ,
denn der Reparateur staunte Bauklötze und wiederholte nur immer: "Das
ist ein wahres Wunder, dass Sie noch am Leben sind. Welcher Schweinehund
macht nur so etwas?!" Etwas Ähnliches wiederholte sich noch einmal auf
meiner Fahrt von München nach Würzburg.
Morddrohungen am Telefon bekam ich jeden Tag, übrigens schimpflicherweise
auch meine Frau in meiner Abwesenheit, die ja nun an meinem Kirchenaustritt
völlig schuldlos war, weil ich nicht wegen einer Frau, sondern wegen
der unmenschlichen Machtstrukturen der Kirche ausgetreten war. Natürlich
glauben einem die kirchlichen Machthaber das nicht. Sie können sich
gar nicht vorstellen, dass man die Kirche aus idealistischen Motiven
verlässt. So kamen hohe Vertreter der Kirche auch zu mir und sagten:
"Mann, wegen einer Frau verlässt man doch nicht die Kirche. Bis zur
Verlobung einschließlich kannst Du doch als Priester mit einer Frau
machen, was Du willst. Nur heiraten darfst Du sie halt nicht. Aber das kann
doch nicht so schwer sein, das gestattet dir doch im Grunde einer
größere Freiheit."
Hinzu kamen dann aber auch weitere negative Konsequenzen. Ich verlor aufgrund
des Konkordats zwischen dem Vatikan und Österreich meinen Lehrstuhl
an der Uni Wien, obwohl einer der berühmtesten Rechtsgelehrten
Österreichs gegenüber der Zeitschrift "Profil" erklärt hatte:
"Wenn der österreichische Staat einen Wissenschaftler vom Range Mynareks
nur wegen dessen Kirchenaustritt zwangspensioniert, dann ist das Konkordat
in diesem Punkt verfassungwidrig."
MIZ: 1973 erschien dann Ihr Buch "Herren und Knechte der Kirche" bei Kiepenheuer
und Witsch...
Mynarek: Ja, nachdem der Bertelsmann-Konzern unter dem Druck der Kirche vom
bereits geschlossenen Buch-Vertrag mit mir zurückgetreten war, obwohl
er ursprünglich mein Manuskript voll akzeptiert hatte. In der Interimszeit
- Bertelsmann hatte den Vertrag bereits gebrochen, aber die Kirche wusste
nicht, ob ich bereits einen neuen Verlag hatte - kam ein Delegierter des
Münchner Kardinals Döpfners und erklärte mir: "Sie kriegen
sofort wieder einen Lehrstuhl, wenn Sie das Buch nicht herausgeben und in
den Schoß der Kirche zurückkehren. Wenn Sie das nicht tun, dann
werden wir Sie mit 30 und mehr Gerichtsprozessen überziehen und dann
werden Sie, im Rinnstein liegend, um die Gnade winseln, von der Kirche wieder
aufgenommen zu werden. Denn Scheiterhaufen brennen nicht mehr, aber wir
können auch heute noch Menschen finanziell vernichten".
MIZ: Es blieb nicht bei der Drohung...
Mynarek: Nein, nach der Veröffentlichung des Buches und den einstweiligen
Verfügungen, die die Kirche gegen es erwirkte, wurden zwar nicht 30,
aber immerhin 14 Prozesse gegen mich geführt, in denen die
Kirchenfürsten, die sich durch mein Buch beleidigt fühlten,
Schmerzensgelder von insgesamt 360.000,-- DM forderten und vom Gericht auch
bewilligt bekamen. Als der Bertelsmann-Konzern sah, wie die Prozesse vor
dem LG und OLG München wie geschmiert zu meinen Ungunsten liefen, schaltete
auch er sich ein und verlangte plötzlich meinen Honorarvorschuss nebst
13,9 % Zinsen zurück. In Bayern verlor ich auch die Prozesse gegen
Bertelsmann, der erst vor dem Bundesgerichtshof Karlsruhe zur Raison gebracht
wurde, indem das Gericht sich auf den Standpunkte stellte, dass Bertelsmann
eindeutig den Buchvertrag mit Mynarek gebrochen habe.
Insgesamt dauerten die Prozesse sechs Jahre lang und waren die schwerste
Belastung meines Lebens. Auch einige von meinen eigenen Anwälten, die
zunächst hoch erfreut waren, einen so sensationellen Fall in ihre
Hände zu bekommen, kannten später, als ich keinen Pfennig mehr
hatte, keine Gnade und pfändeten bei mir munter drauf los. Als man mir
die letzte Schreibmaschine wegtrug und ich das Amtsgericht Kitzingen, wo
mein Haus stand, darauf hinwies, dass ich als Schriftsteller auf die
Schreibmaschine angewiesen sei, erklärte mir dieses: "Kirchenkritische
Arbeiten können sie auch mit der Hand schreiben."
Angesichts der enormen finanziellen Verluste konnte ich auch mein Haus in
Kitzingen nicht mehr behalten. Zwar hatte mir der Direktor einer bayerischen
Bank eine Hypothek versprochen, die es mir gestattet hätte, das Haus
zu halten. Aber unter dem Druck der Kirche erklärte er mir später,
er habe nicht gewusst, dass ich so gefährlich lebe und mich mit der
Kirche anlege, er müsse also die Hypothek-Zusage zurückziehen.
Ich stand also mit meiner Frau und unserem hinzugekommenen Baby praktisch
auf der Straße.
MIZ: Gab es Menschen innerhalb wie außerhalb der Kirche, die Ihnen
in dieser schwierigen Zeit unter die Arme griffen?
Mynarek: Von Menschen innerhalb der Kirche waren es nur wenige, die in dieser
Situation zu mir hielten. Einer von ihnen war der Wiener Pastoraltheologe
Prof. Klostermann, der das Verhalten der Kirche mir gegenüber als grausam
und unanständig empfand. Menschen außerhalb der Kirche gab es
eine ganze Reihe, z.B. die beiden jüdischen Professoren Werner Peiser
und Ossip K. Flechtheim. Letzterer intervenierte sogar bei der
österreichischen Wissenschaftsministerin Frau Firnberg in meinem Fall
und auch bei Herrn Mohn, dem Besitzer von Bertelsmann. Allerdings in beiden
Fällen ohne Erfolg.
Der damalige Vorsitzende des Bundes der Konfessionslosen holte mich und meine
Familie praktisch von der Straße, indem er mir zwei Zimmer in seiner
Eigentumswohnung in Berlin zu einem geringen Mietpreis zur Verfügung
stellte. Es gab auch eine hochherzige Initiative für mich, die sich
"Solidaritätsaktion für die Opfer der modernen Inquisition" nannte
und an der sich zahlreiche prominente Schriftsteller, Künstler,
Freidenkerverbände, der Bund der Konfessionslosen, auch führende
Vertreter der Jusos und Judos beteiligten, um gegen das Unrecht, dass die
Kirche an mir vollzog, zu protestieren.
Eine fast schon wieder witzige Episode möchte ich in diesem Zusammenhang
noch zum besten geben. Als kein Anwalt mehr meinen Fall übernehmen wollte,
weil ich ja schon unter Offenbarungseid stand und nichts mehr zahlen konnte,
da erbarmte sich meiner ausgerechnet kein Christ, sondern ein atheistischer
Kommunist, der als Anwalt im Gegensatz zu meinen bisherigen Anwälten
von mir keine horrenden Summen, sondern nur ganze 800,-- DM verlangte, obwohl
er mich zwei Jahre lang vertrat. Aber ausgerechnet dieser atheistische Anwalt,
der die bayerischen Verhältnisse aufs Beste kannte, wiederholte
ständig eindringlich vor mir: "Prof. Mynarek, sagen Sie ja nicht vor
Gericht, dass Sie kein Christ mehr sind, denn dann können Sie in Bayern
keinen Prozess gewinnen."
MIZ: Papst Johannes Paul II. hat sich vor kurzem symbolisch für die
"Sünden und Verfehlungen" der katholischen Kirche entschuldigt. Was
halten Sie von dieser Aktion? Handelt es sich um ein gut kalkulierten PR-Gag,
um einen billigen Versuch, das eigene schlechte Gewissen zu beruhigen, oder
um ein ernst gemeintes Unterfangen, die kirchliche Vergangenheit aufzubereiten,
um aus ihr für die Zukunft zu lernen?
Mynarek: Es handelt sich nach meiner ehrlichen Überzeugung nur um einen
gut kalkulierten PR-Gag. Dieser Papst hat in seiner ganzen Amtszeit seit
seiner Wahl 1978 praktisch nichts anderes getan als solche PR-Gags auf all
seinen Reisen durch die Welt. Den Herren der Kirche fehlt jedes
Unrechtsbewusstsein, jedes Mitfühlen mit den Leidenden dieser Welt.
Nie hat das Papsttum, nie der Vatikan irgendeine Spende für die durch
Katastrophen - Erdbeben, Überschwemmungen etc. - Geschädigten
aufgewendet. Er ruft das kirchliche Fußvolk und die Regierungen zu
Spenden auf, er selbst spendet keine müde Mark. Stattdessen mischt er
als Großaktionär in allen möglichen internationalen Konzernen
mit, und zwar ohne Rücksicht auf die moralische Qualität dieser
Konzerne, also auch in Rüstungsfirmen, Tierversuchsfarmen, Gen-Labors
etc. pp.
Wäre das Schuldbekenntnis des Papstes wirklich ernst gemeint, dann
müssten
-
die Nachkommen der Inquisitionsopfer ihren von der Kirche eingezogenen Besitz
zurückbekommen und Geldentschädigungen dafür erhalten, dass
sie noch generationenlang Gebühren für die durch die Hinrichtung
ihrer Familienangehörigen der Kirche entstandenen Kosten zahlen mussten;
-
die Archive des Vatikans auch für das 20. Jahrhundert geöffnet
werden. Bekanntlich hat der Vatikan sie nur bis 1903 freigegeben, um die
Verbrechen der Kirche im 20. Jahrhundert zu verschweigen;
-
das öffentlich-staatliche Arbeits- und Tarifrecht auch in konfessionellen
Einrichtungen (oft zu 90, teilweise zu 100 % vom Staat bezahlt!) wie
Krankenhäusern, Kindergärten, Schulen etc. eingehalten werden,
so dass man nicht die kleine Kindergärtnerin, Krankenschwester oder
Hausmeister wegen harmloser Verstöße gegen kirchliche Normen,
z.B. Scheidung, schnurstracks herauswerfen kann;
-
Abweichler von der dogmatischen Lehre der Kirche (Professoren, Dozenten,
Akademieprofessoren), die bisher keine echte Chance zur Verteidigung ihrer
Thesen erhielten, und aus ihren Ämtern entfernt wurden, rehabilitiert
werden;
-
der Vatikan Wiedergutmachungsleistungen vollziehen (z.B. an vielen Priestern,
die jahrzehntelang für die Kirche gearbeitet haben und keinen Pfennig
nach dem Ausscheiden aus ihrem Dienst oder ihrem Rausschmiss erhielten);
-
die Kirche ihre Schuld zugeben am Konkordat mit Hitler, durch den dieser
auf der internationalen Bühne erst hoffähig wurde, sowie an ihrer
tatkräftigen Unterstützung von Faschisten wie Mussolini, Franco,
Paveli?, durch den 750.000 orthodoxe Serben umgebracht wurden;
-
die in und von der Kirche noch immer diskriminierten Homosexuellen endlich
gleichberechtigt behandelt werden;
-
die Kirche aufhören, neue religiöse und weltanschauliche Gruppierungen
durch die neuen Inquisitoren, sprich die Sektenbeauftragten der Kirche, zu
bespitzeln und zu verfolgen;
-
die oft mit Hilfe der Amtskirche geschehende Unterdrückung und Vertreibung
der Eingeborenen in rohstoffreichen Gebieten durch kapitalkräftige
Gesellschaften beendet werden.
Die Liste dessen, was die Kirche zur Bereinigung ihrer immensen Schuld heute
tun müsste, ließe sich noch fast endlos verlängern.
MIZ: Michael Schmidt-Salomon hat in einer früheren Ausgabe der MIZ
geschrieben, das Christentum sei zwar theoretisch widerlegt, aber (weltweit
gesehen) alles andere als erledigt. Was halten Sie von dieser Einschätzung?
Welche Zukunft geben Sie dem christlichen Glauben?
Mynarek: Auch ich bin der Meinung, dass Jesus, wenn er denn gelebt hat, ein
galiläischer Wanderprediger war, der gar nicht daran dachte, seine
jüdische Religion zu verlassen oder gar eine neue zu gründen. Als
Stifter des Christentums, allerdings eines Christentums, das mit den
religiösen Vorstellungen Jesu gar nichts mehr zu tun hat, kommt allenfalls
Paulus in Frage. Dinge wie die Geburt aus einer Jungfrau, die
Erbsündenlehre, der Tod Jesu am Kreuz zur Tilgung der Sünden der
Menschheit oder die Einsetzung eines kannibalistischen Abendmahls, in dem
das Blut und der Leib der Gottheit genossen wird, wären dem Juden Jesus
nicht mal im Traum eingefallen. Insofern schwebt das Christentum in der Luft,
es hat keine Grundlage in der wirklichen Geschichte, zumindest nicht die,
die die Kirchen und gewisse sich christlich nennende Parteien behaupten und
proklamieren. Aber das Kuriose ist: Der enorme Glaubwürdigkeitsverlust
des Christentums und der Kirchen seit der Aufklärung ändert nicht
automatisch etwas an den real-existierenden Machtverhältnissen. Das
real-existierende, also das als Kirche existierende Christentum ist universales
und totalitäres Machtstreben unter dem Vorwand der Religiosität.
Und Macht ist Geld! Solange die Kirchen in Deutschland 18 Milliarden durch
die staatlich eingezogene Kirchensteuer und weitere mindestens 14 Milliarden
aufgrund diverser Privilegien vom Staat geschenkt bekommen, wird sich an
diesen Machtverhältnissen kaum etwas ändern, können die Kirchen
mit diesem Geld, das bekanntlich nicht stinkt, alle wichtigen Zweige und
Institutionen des öffentlichen Lebens schmieren, massiv beeinflussen
und unterwandern.
MIZ: Herr Professor Mynarek, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
*
Empfehlenswerte Bücher von Hubertus Mynarek:
Eros und Klerus. Verlag Die Blaue Eule, Essen 1999, erw. Neuauflage,
216 Seiten, EUR 25,- (ISBN 978-3-89206-950-8)
Ein brillant geschriebenes Buch über die tragisch-komischen sexuellen
Nöte des Christenmenschen. Die gegenüber der Originalausgabe erweiterte
und erheblich verbesserte Neuauflage verfügt zusätzlich über
ein großes Anhangskapitel, das über das erstaunlich ergiebige
Thema "Phallus-Symbolik im Christentum" informiert.
Denkverbot. Fundamentalismus in Christentum und Islam. Knesebeck-Verlag,
München 1992. 112 Seiten, (ISBN 3-926901-45-4)
Eine präzise, knapp gehaltene, zum Nachdenken zwingende Einführung
in das Thema. Wie Mynarek aufzeigt, ist der Fundamentalismus keine
zufällige Zeiterscheinung, kein tragischer Unfall der Weltreligionen,
sondern schon in den grundsätzlichen Glaubenswahrheiten der monotheistischen
Religionen angelegt.
Jesus und die Frauen. Das Liebesleben des Nazareners. Verlag Die Blaue
Eule, Essen 1999, Neuauflage. 200 Seiten, DM 29,- . (ISBN 3-89206-935-2)
Eine der klarsten, spannendsten und auch humorvollsten Darstellungen der
zutiefst widersprüchlichen Gestalt des biblischen Jesus. Sehr
empfehlenswert.
Die neue Inquisition. Sektenjagd in Deutschland. Verlag Das weiße
Pferd, Marktheidenfeld 1999. 489 Seiten, (ISBN 3-00-004299-7)
Heftig umstritten, aber lesenswert: Mynareks Abrechnung mit den kirchlichen
und staatlichen Sektenbeauftragten. Auch wenn das Buch insgesamt zu einseitig
argumentiert (die notwendige Kritik am Irrationalismus der Sekten fällt
unter den Tisch), es enthält zweifellos bemerkenswerte Einsichten in
die Mentalität, Motivation und Methoden neuer und alter Inquisitoren.
Herren und Knechte der Kirche. Köln 1973, Verlag Kiepenheuer
& Witsch; 2. Aufl. Historia Verlag, Ulm 2002, 512 Seiten, EU 24,50 (ISBN
3-980-6576-1-2)
Erhältlich ist es nur noch beim Autor. Adresse: 55571 Odernheim,
Turnhallstr.9, Tel.06755/621
Quelle: http://www.schmidt-salomon.de/mynarek.htm
Mit freundlichen Empfehlungen
Humanistische AKTION
12/2003
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