Kampfhunde-Besitzer

Was sind das für Menschen? 

Warum musste erst so etwas Schreckliches passieren ... Immer wieder bissen die Killerhunde "Gipsy" und "Zeus' zu. Ins Gesicht, ins Genick - bis der kleine Volkan, 6, tot auf dem Schulhof lag. Die Hamburger Polizisten mussten 17 Mal aus ihren Waffen feuern, um die Bestien (1 Pitbull, 1 American Staffordshire) zu töten. Die Kampfhund-Attacke vom 26. Juni erschütterte ganz Deutschland. Im Eiltempo verschärften die Innenminister zwei Tage später die Vorschriften für die Hundehaltung, einige Rassen sollen ganz verschwinden Doch viele Experten sagen: Nicht die Hunde sind das Problem, sondern verantwortungslose Halter, die ihre Tiere scharf machen.
 

Das Problem: In dubiosen Kreisen werden Hunde schon seit Jahren rücksichtslos als Waffen abgerichtet. Ein Aussteiger aus der Rotlichtszene berichtet, er brauche den Hund zum Schutz vor Rache:

"Wenn es aber richtig hart auf hart geht, ist er auf Kehle abgerichtet und geht dem Gegner sofort an die Kehle, sofort. Ohne Zögern aus dem spielenden Affekt springt er los und ist bereit zu töten. Und für mich ist es dann kein großes Problem, man kann sagen, mein Hund ist ausgeflippt, es tut mir leid, der Mann ist tot, was soll ich machen. Es ist eine legale, eine beruhigende Art, sich zu bewaffnen, weil in der Szene es sehr, sehr hart wird."

TV-Sendung FAKT vom 26.06.2000 MDR

Was sind das für Menschen, die Kampfhunde haben? TVneu fragte den Kölner Psychologen Peter Groß, 60. "Viele Halter benutzen ihr Tier, um das eigene Ohnmachts-Gefühl zu vertuschen. Sie leihen sich die Kraft des Kampfhunds, um sich Respekt zu verschaffen. Auch das Alter der Halter spielt eine Rolle - meist sind es junge Männer zwischen 20 und 30 Jahren. Sie entwachsen der Pubertät, wollen endlich selbst etwas darstellen. Ob mit einer Waffe, einem Motorrad oder einem Kampfhund, ist zweitrangig." Besonders viele Pitbulls gibt es in sogenannten Problem-Stadtteilen (hohe Arbeitslosigkeit, hoher Ausländeranteil) - das hat auch der Fall in Hamburg-Wilhelmsburg gezeigt. Der Psychologe: "Ein Gewalt-Potential gibt es in allen sozialen Schichten. Allerdings ist die Gefahr in solchen Ghettos größer. In vielen Familien spiegelt sich das wieder: Oft fehlt der Vater, die berufstätige Mutter ist überlastet, die Kinder lernen keine soziale Kompetenz. Aus ihnen werden später leicht reizbare Menschen, weil ihnen die emotionale Stabilität fehlt. Sie können mit Aggressionen nicht umgehen."

Wie reagieren solche Menschen auf Verbote? Groß: "Es ist zu befürchten, dass einige auf Dobermänner oder Schäferhunde umsteigen und nun diese Tiere scharf machen."
 

Dr. Dieter Fleig ist Autor und Verleger von Hundebüchern. Als Hundeexperte wird er oft zu Gerichtsprozessen hinzugezogen, bei denen Kampfhunde Menschen schwer verletzt haben. Er sieht das Problem bei den Hundehaltern.

"Es ist absolut notwendig, gegen Missbrauch von Hunden einzuschreiten, es gibt verantwortungslose Hundebesitzer, insbesondere in gewissen Gesellschaftsschichten, die den Hund als Statussymbol missbrauchen und auch damit ihre eigene Persönlichkeit versuchen aufzuwerten. Ich bin der Meinung, dass die Ordnungsbehörden jede rechtliche Grundlage haben, um bei Missbrauch des Hundes einzugreifen und dem betreffenden Hundebesitzer ein endgültiges Halteverbot aufzuerlegen. Von dieser Möglichkeit wird viel zu wenig Gebrauch gemacht."

Doch seit der Kampfhund zur Modeerscheinung vor allem im kriminellen Milieu geworden ist, häufen sich die schrecklichen Beißattacken. Ein Horror sind die Kampfhunde vor allem für Kinder, die am häufigsten Opfer der furchtbaren Angriffe werden.

TV-Sendung FAKT vom 26.06.2000 MDR

In Hamburg werden jetzt sogar viele Kampfhunde eingeschläfert. Die Lösung des Problems? Bürgermeister Ortwin Runde (SPD): "Hunde, die nur zum Töten gezüchtet werden, haben keine Existenzberechtigung." Dagegen glaubt Uwe Fischer vom "Verband für das deutsche Hundewesen": "Es gibt keine aggressiven Rassen, nur aggressive Hunde."

Holger Beyer

Kampfhundangriff: Wie kann man sich schützen?

Jedes Jahr werden bei uns 35000 Menschen durch Hundeattacken verletzt. Bei Angriffen von Kampfhunden wird es besonders gefährlich. Wie kann man sich schützen oder zumindest schlimme Verletzungen vermeiden?

1. Erstes Warnzeichen: Knurren, aufgestellte Nackenhaare. Bedeutet: Der Hund will sich, seinen Besitz oder sein Herrchen verteidigen. 2. Freilaufenden Hunden nicht in die Augen starren - sie verstehen das als Drohgebärde. Langsam weitergehen. 3. Stehenbleiben, wenn der Hund Ihnen folgt. Nicht weglaufen, schreien oder Abwehrbewegungen machen - das weckt den Jagdinstinkt. Stattdessen: Erstarren, die Hände seitlich am Körper halten, bis der Hund das Interesse verliert. 4. Bei einem Angriff besonders Hals, Gesicht und Bauch schützen. Versuchen, einen Gegenstand zwischen sich und den Hund zu bringen. 5. Pfeffer-Spray vertreibt auch hartnäckige Angreifer.

TVneu 28/00
 

Mensch und Hund

Es ist tragisch für den Menschen, daß sein Charakter wie der eines Hundes geformt werden kann. Man kann nicht den Charakter einer Katze formen - ein Tier, das dem Hund überlegen ist. Man kann einem Hund ein schlechtes Gewissen beibringen, aber einer Katze kann man überhaupt kein Gewissen geben. Trotzdem ziehen die meisten Menschen den Hund vor, weil sein Gehorsam und sein schmeichlerisches Schwanzwedeln ein sichtbarer Beweis für die Überlegenheit und die Trefflichkeit des Herrn sind.

Alexander S. Neill

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Für einen Hund ist jeder Mensch ein Napoleon. Deshalb sind Hunde so beliebt.

Aldous Huxley

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Hunde wurden schon in der Steinzeit von Menschen gebraucht. Warum manche Menschen auch heute noch steinzeitliches Verhalten zeigen, darüber wäre dringend Aufklärung nötig!

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lesen Sie hierzu auch den Text 'Das Tier - unser Freund?' 


 
Mit freundlichen Empfehlungen
 
Humanistische AKTION
 
7/2000 

 
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Aktualisiert am 30.09.12