Warum wir eine Bank
aufgemacht haben

Bericht einer religiösen Gemeinschaft
 

Neue Banken werden heute nur noch selten gegründet. Eher fusionieren kleine Institute mit Großbanken und schließen sich kleine Raiffeisen- und Volksbanken zusammen, um die Konkurrenzfähigkeit zu erhalten, oder wiederzugewinnen. Außerdem sind Banken in privaten Händen den Ideologen und den sozialbewußten Zeitgenossen suspekt: Inbegriff des Kapitalismus. Sie beherrschen doch über Kredite, Aktienbesitz und Aktienverwaltung die Produktionsmittel, die entfremdete Arbeit sind.

Und doch haben wir im Frühsommer 1972 die ... Spar- und Kreditgenossenschaft eG gegründet. Eine Versammlung von 120 Gemeindemitgliedern beschloß die Satzung und wurden die ersten Mitglieder der Genossenschaft. Bis wir die Geschäfte aufnehmen konnten, wurde es April 1973: Wir trugen das notwendige Gründungskapital zusammen, Geschäftsanteile zu DM 200,-. Manche borgten sich auch den einen Anteil, den sie zeichneten, um ihn im Laufe der folgenden Monate abzuzahlen. Zusammen DM 300.000,-.

Wir unterstellten uns dem Verband der Bayerischen Volksbanken für die jährliche Prüfung und wurden - um alle Einlagen zu sichern - Mitglied in allen Garantie-Einrichtungen der Volksbanken.

Wir passierten die Kontrolle des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen: ausreichendes haftendes Eigenkapital, zuverlässige und fachlich geeignete Geschäftsführer - in den Wochen, als dasselbe Amt die Schalter einiger Banken schließen ließ.

Im April 1973 durften wir anfangen. In Räumen und mit Büro- und Buchungsmaschinen, die ein Gemeindemitglied lieh, einem getippten Kontoauszug pro Monat, viel ehrenamtlicher Arbeit.

Heute buchen wir über EDV, bedienen und arbeiten in einem Schmuckkästlein von Bankräumen und weisen eine Bilanzsumme von 2,5 Millionen DM, ein haftendes Eigenkapital von 3/4 Millionen DM aus. Immer noch die kleinste, aber auch die eigenkapitalstärkste Bank Deutschlands.

Was hat uns dazu getrieben oder daran gelockt?

Im Herbst 1971 war uns einmal mehr die Belastbarkeitsgrenze unserer bisherigen Finanzierungsmittel bewußt geworden. Die Öffentlichkeitsarbeit (auch noch die Erweiterung der Druckerei und der Reprographie für die Heftproduktion), Bau oder Umbau von Fest- und Tagungshäusern in Urfeld und Wolfesing, des Gemeindezentrums in München, Umbau und Einrichtung der ersten Integrationshäuser - das hatten wir noch finanzieren können mit Spenden, Darlehen und vor allem mit Bankkrediten, die durch Bürgschaften eines Gemeindemitglieds und Grundpfandrechte auf seinem Besitz , teilweise auch schon auf Urfeld und Wolfesing, abgesichert waren. Aber die weiteren Integrationshäuser für die zahl reichen Neuen, die neuen Aufgaben (z.B. die Ausstellung) und auch die als weitere finanzielle Basis notwendigen Betriebe mußten auf neue Weise finanziert werden. Unsere bankformularmäßig zu erfassende Kreditwürdigkeit war begrenzt. Darüber hinaus kannten nur wir uns: einer den anderen, in seiner Leistungsfähigkeit und seiner Leistungsbereitschaft; die Unternehmungen, die wir begannen: wer da arbeitet, verkauft, entwickelt, wer sie trägt, verantwortet. mit welchem Engagement. Und wir konnten uns vertrauen.

Wir besannen uns: hatten wir alle Möglichkeiten ausgeschöpft?

Die meisten von uns haben nicht viel Geld. Sie brauchen Monat für Monat auf, was sie verdienen. Höchstens daß sie monatlich etwas zurücklegen für Kleidung und Schuhe, die Versicherung, die Feste. Es sind im einzelnen kleine Beträge, wenn etwas mehr beisammen ist, wird es gebraucht und es muß zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügbar sein. Bis dahin aber könnte es jemand benützen (es liegt sowieso nur für 2/2 % auf dem Konto) - wenn er es nur rechtzeitig zurückzahlt.

Und weiter: Am 1. eines Monats erhalte ich mein Gehalt. Bis zum 15. bleibt das halbe Gehalt immer auf dem Konto. Für diese 14 Tage könnte man es benützen. Ein anderer, der sein Gehalt in der Monatsmitte bekommt, läßt die Hälfte bis zum Monatsende liegen.

Wir rechneten: Wir 120 Gemeindemitglieder verdienen im Schnitt 900 Mark pro Monat, die Hälfte ungefähr am Monatsende, die andere Hälfte in der Monatsmitte. So wären ständig etwa 60 x 450 DM verfügbar, d.h. 27.000 DM. Und angenommen, jeder legt monatlich 100 DM zurück, wir geben die jährlichen 1.200 DM zu unterschiedlichen Zeiten aus, müßten im Schnitt wieder von jedem 600 DM vorhanden sein: DM 72.000 zusammen.

Aber um unser Geld so nützen zu dürfen, es zusammenzulegen, daraus Kredite auszureichen für die gemeinsame Sache und Einzelne, dazu muß man die Bankerlaubnis haben. Der Staat will die kontrollieren, die Einlagen annehmen und daraus anderen Kredite geben, damit nicht die Einleger zu schaden kommen.

Und damit ist die erste "Definition" unserer Bank erreicht: Es ist die Weise, wie wir mit staatlicher Erlaubnis unser Geld ganz zusammenlegen können, um der Gemeinde und einander zu helfen, und doch nicht wie im Kloster alles abliefern, um dann auch ganz versorgt zu werden, sondern unser Geld selber verwalten, einteilen und verausgaben. Es ist eine Weise, wie besitzende und selbstverantwortliche Christen ihr Geld ganz einer Gemeinde und ihren öffentlichen Aufgaben zur Verfügung stellen.

Aber das ist noch nicht alles.

Auf der Welt ist viel Geld vorhanden, das eine Anlage sucht. Was fehlt, ist der ,,Kredit", das Vertrauen. Wem soll man das Geld geben, ohne daß es einem verloren geht? Und wem soll man das Geld geben und weiß, daß es sinnvoll eingesetzt wird?

Einer christlichen Gemeinde. Daß man sein Geld wiederbekommt - die Vertrauenswürdigkeit insoweit -, bescheinigt der Staat und der Bankenverband mit der Zulassung zum Bankbetrieb, zur Führung einer "Bank".

Daß das anvertraute Geld so eingesetzt wird, daß ein Stück neue Gesellschaft entsteht, wie sie Gott gefällt, - das wäre die Überwindung der Angst vor und der Gier nach dem Geld. Die Aufgabe einer Gemeinde.

9/1976

 

Wer kein Geld hat, dem hilft nicht, daß er fromm ist.
 
Martin Luther

 


Genossenschaftsbanken - Gemäß Gerichtsurteil besteht keine Pflicht
zur Zugehörigkeit in einem Sicherungsfonds

Integra-Bank erstritt Recht
zum Austritt

 

fk FRANKFURT. Die Münchener Integra eG hat das Berliner Banken-Aufsichtsamt in die Knie gezwungen: Die kleine katholische Spar- und Kreditgenossenschaft hat sich das Recht erkämpft, aus dem genossenschaftlichen Sicherungsfonds auszuscheren.

Beobachter rechnen jetzt aber weder mit nennenswerten Absatzbewegungen von Volks- und Raiffeisenbanken noch mit Zulassungserleichterungen für die im Gründungsprozeß stehende Ökobank. Das Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts gegen das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (BAK) freilich bleibt bemerkenswert. Immerhin haben die Richter festgestellt, daß es für die Banken und Sparkassen in der Bundesrepublik nach dem Willen des Gesetzgebers keine Pflicht zur Zugehörigkeit in einem Sicherungsfonds gibt. Die Aufseher wären deshalb auch nicht berechtigt, allein wegen des von der Intregra seit 1981 gewünschten Ausstiegs mit bankaufsichtlichen Maßnahmen zu drohen. Unberührt hiervon ist die gesetzlich auferlegte Zugehörigkeit zu einem Prüfungsverband.

Was den Integra-Fall zum Sonderfall macht, läßt sich leicht am Profil der Bank erkennen. Es handelt sich um eine Selbsthilfeinrichtung der Integrierten Gemeinde, einer basisdemokratischen katholischen Gemeinschaft. Seit dem 19. März 1973 im Besitz der BAK-Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften, verzichtet diese Gruppe - um soziale und wirtschaftliche Alternativ-Modelle zu fördern - auf Dividenden auf ihre Einlagen; weiterhin hält sie seither den ungewöhnlich hohen Eigenkapitalanteil von über 10 %; schließlich hat ihr der zuständige bayerische Prüfungsverband attestiert, daß bis dato weder Wertberichtigungen auf Kredite noch Risiken aufgetreten sind.

Vor diesem Hintergrund wollte sich die Integra eG von der Mitgliedschaft im genossenschaftlichen Sicherungsfonds befreien. Ihr Rechtvertreter, Ludwig Lenk, macht keinen Hehl daraus, daß der geltende Beitragssatz in Höhe von 2 Promille des Kreditvolumens (dieses Jahr rd. 30 000 DM) den katholischen Genossen "als herausgeworfenes Geld erscheint". Die Integra hat sich daher nach dem Verwaltungsgerichts-Urteil leicht auf den Vergleich eingelassen: Sie hat ihre Klage zurückgezogen und informiert die ohnehin informierten Genossen und Kunden über die aufgekündigte Fonds-Mitgliedschaft; die Aufsicht wiederum läßt die Integra nun gewähren, sie hat sich aber formal von dem Gerichtsurteil befreit.

In der etablierten Genossenschaftsorganisation führt man plausible Gründe dafür ins Feld, daß der Fall Integra zu keiner Flucht aus dem Sicherungsfonds führen wird. So verweist man darauf, daß bei den Genossenschaftsbanken - im Gegensatz zum Risiko der Integra-Genossen - gewollterweise "praktisch" Kapital und Dividende geschützt sind. Darüber hinaus wird auf die aufsichtsrechtlich erlaubte und allenthalben genützte Kreditherauslage bis zum l8fachen des haftenden Eigenkapitals verwiesen. Die Mitgliedschaft in einem Einlagensicherungsfonds sei angesichts der damit verbundenen höheren Risiken - wie vom BKA betont - "zweifellos von entscheidender Bedeutung für das Ansehen einer Bank".

Daß der Integra-Ausstieg auch den "Turnschuhbankern" der Ökobank kaum nützen wird, wurde von ihnen selbst zu erkennen gegeben. Banksprecher Torsten Martin und der als Vorstandsmitglied vorgesehene Hans-Peter Schreiner beteuerten, daß die Ökobank auch nach dem Urteil um eine Aufnahme in den genossenschaftlichen Sicherungsfonds bemüht bleibt. In Verbandskreisen wird dies als realistische Einsicht in die weitere Zulassungspraxis des Aufsichtsamtes interpretiert.

HANDELSBLATT, 20.5.1987

weitere Seiten zum Thema Geld  


 

Ein Brief an die Integrabank

17.07.08    

Sehr geehrte Damen und Herren,

in einem Brief vom 1.07.08 teilten Sie mit, daß Ihr Bankgeschäft durch die GLS Bank übernommen wird.

Als Genossenschafts-Mitglied der GLS und Kunde der Integrabank habe ich zunächst ein gutes Gefühl bei der Angelegenheit. Mich würde dennoch interessieren, aus welchen Gründen diese Übernahme geschieht.

Als Laien kommen mir da nämlich auch Gedanken in den Sinn wie "feindliche Übernahme", "Spekulations-Verluste", "Insolvenz-Abwendung" und ähnliches, die von meinem Verstand allerdings nicht anerkannt werden.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich der einzige Kunde bin, der an den Gründen von Übergabe und Übernahme interessiert ist und sich z.B. überlegt, welche Vorteile überwiegen welche Nachteile auf welcher Seite?

Bankgeschäfte sind Vertrauenssache, das ist besonders in letzter Zeit allgemein sehr deutlich geworden, und dieses Vertrauen kann meines Erachtens durch entsprechende Offenlegung der Anlässe zu entscheidenden strukturellen Veränderungen eher gestärkt werden. Oder sehen Sie das anders?

Mit freundlichen Grüßen

Rudolf Kuhr

82296 Schöngeising, Amperstr. 32

Die Antwort

05.08.08    

Sehr geehrter Herr Kuhr,

zunächst einmal vielen Dank für Ihre e-mail vom 17.07.2008 und Ihr damit zum Ausdruck gebrachtes Interesse an unserem Hause und dem mit der Abspaltung verbundenen Vorgang. Sie sind offensichtlich bereits Kunde in beiden Häusern. Wir hoffen, dass Sie auch mit den Leistungen Ihrer beiden Banken bisher zufrieden sind.

Zu Ihrer Anfrage teilen wir Ihnen gerne mit, dass für die Abspaltung des Bankgeschäftes der IntegraBank eG auf die GLS Bank eG keines der von Ihnen angeführten - und in aller Munde befindlichen - Gründe ausschlaggebend sind und waren.

Bei unseren Überlegungen, die letztendlich im Ergebniss zu dem jetzt durchgeführten Schritt geführt haben, waren rein geschäftspolitische Gründe ausschlaggebend. Wie Sie aus der Presse der letzten beiden Jahre sicherlich vermehrt entnehmen konnten, waren die Schlagworte Basel II / MaRisk und MiFiD immer wieder Themen, mit denen die Bevölkerung mal mehr, mal weniger, konfrontiert wurde. Hierbei handelt es sich um zusätzliche neue gesetzliche internationale Vorschriften, die in nationales Recht umgesetzt werden mußten und deren fristgerechte und vollumfassende Umsetzung auch von den externen Prüfungsorganen genauestens geprüft werden. Die Umsetzung in den einzelnen Banken (diese neuen Vorschriften betreffen alle in Deutschland ansässige eigenständige Banken) erfordert enorme personelle aber auch finanzielle Anstrengungen.

Wir haben diese Anforderungen bisher ohne Beanstandungen und stets fristgerecht im Sinne der Bankenaufsicht umgesetzt. Wir als kleines und überaus gesundes Kreditinstitut bräuchten allerdings in Zukunft ein überdurchschnittliches Wachstum, um kostenneutral zu arbeiten. Deshalb haben wir uns entschlossen bereits jetzt - aus einer Position der Stärke - uns einen geeigneten Partner für die Zukunft zu suchen, den wir glauben in der GLS Gemeinschaftsbank eG gefunden zu haben.

In der Hoffnung, Ihnen mit diesen Ausführungen weitergeholfen zu haben, verbleiben wir

mit freundlichen Grüßen

(Name) Mitglied des Vorstands IntegraBank eG

 

 
Geld kann nur zu Kopfe steigen,
wenn vorher nichts drin war.

 


 

Kleinste Banken Deutschlands

Die Raiffeisenbank im hohenlohischen Gammesfeld ist eine der kleinsten Banken Deutschlands gemessen an der Bilanzsumme. Fritz Vogt war 40 Jahre lang ihr einziger Angestellter. Er bezeichnet sich als Genossenschaftler - nicht als Bankdirektor. 1984 entzog ihm das Bundesaufsichtsamt für Kreditwesen die Bankerlaubnis, weil jede Bank zum Zweck gegenseitiger Kontrolle einen zweiten Geschäftsführer brauche (Vieraugen-Prinzip). Da die für diesen aufzuwendenden Personal-Kosten die Erträge der Bank zu Lasten der Kunden unnötig schmälern würden, klagte Vogt. Nach sechs Jahren bekam er Recht. Die auch liebevoll "Rebellenbank" genannte Raiffeisenbank betreut ausschließlich ortsansässige Kunden. Seit Anfang 2008 ist Fritz Vogt, Geburts-Jahrgang 1930, im Ruhestand. Seine Bank besteht aber weiter, unter dem neuen Geschäftsführer Peter Breiter.

Artikel 'Raiffeisenbank Gammesfeld - 40 Jahre Einsamkeit'
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/koepfe/40-jahre-einsamkeit;1371889

Artikel 'In der kleinsten Bank Deutschlands - Fritz Vogt: Raiffeisenbanker in Reinkultur'
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/fritz-vogt-raiffeisenbanker-in-reinkultur;1146587

Die kleinste Bank Deutschlands ist die 1905 gegründete Raiffeisenbank Struvenhütten eG, mit einer Bilanzsumme von ca. 12,5 Mio. Euro.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Genossenschaftsbank#Kleinste_Bank_Deutschlands

 

weitere Seiten zum Thema Geld 


 
Mit freundlichen Empfehlungen
 
Humanistische AKTION
 
11/1999 

 
nach oben   -   Service   -   Menue   -   Texte-Verzeichnis   -   Stichwörter

www.humanistische-aktion.de/geld2.htm

Aktualisiert am 28.11.11