Esperantoist eine internationale Sprache, die die Verständigung zwischen Menschen verschiedener Muttersprachen erheblich erleichtert. Schon seit mehr als 100 Jahren hat sich Esperanto als eine lebendige Sprache erwiesen, mit der man problemlos alle Nuancen menschlichen Denkens ausdrücken kann. international und neutral Esperanto gehört keinem Land oder Volk. Deshalb bevorzugt es keine Kultur und benachteiligt auch keine. Es gehört allen Menschen, die es sprechen, und schlägt Brücken von einer Kultur zur anderen. Esperanto ist leicht!
Wegen seiner einfachen und regelmäßigen Grammatik, wegen der leichten
Zusammensetzbarkeit von längeren Wörtern und wegen seines
internationalen Wortschatzes ist Esperanto die am leichtesten erlernbare
Fremdsprache der Welt. Wissenschaftliche Studien haben bestätigt, daß
Esperanto um ein Vielfaches schneller erlernbar ist als andere Sprachen. auf folgende und andere Fragen gibt es Antwort auf der Internet-Seite: http://www.esperanto.de/dej/wasisteo.htm
Mit freundlichen Empfehlungen
www.humanistische-aktion.de/esperant.htm |
Modern Talking auf Pseudo-EnglischDebatte: Gefährden Anglizismen die deutsche Sprache? Von WALTER KRÄMER Noch sprechen 100 Millionen Menschen auf der Erde deutsch. Aber viele, vielleicht sogar die meisten, nur recht widerwillig. Der moderne Modell-Germane joggt, jumpt, trekkt, walkt, skatet oder biket, hat fun und feelings, moods und moments, sorrows und emotions - und scheint vor nichts auf Erden solche Angst zu haben, wie seine eigene Sprache zu benutzen. Deutsch zu sprechen, ist vielen Deutschen ganz offensichtlich lästig oder peinlich.
Für diese kulturelle Selbstaufgabe gibt es viele vorgeschobene und zwei
wahre Gründe. Einige der üblichen Pseudo-Gründe sind:
Alle diese Argumente können also die Flucht der Deutschen aus ihrer Muttersprache nicht erklären. Denn was ist das anderes als eine Flucht, wenn deutsche Firmen in Deutschland auf Englisch deutsche Kunden suchen, wenn deutsche Parteien auf Englisch deutsche Stimmen fangen, wenn wir Nachrufe für deutsche Bundesbürger in deutschen Zeitungen auf Englisch lesen? Dafür sehe ich zwei Gründe; der erste ist international: "Englisch zu reden, ist für manche Berufe der leichteste Weg, sich auf ein hohes Ross zu setzen und allen Nachfragen zu entkommen" (Konrad Adam in der FAZ). Wenn ein Professor der Pädagogik eine Untersuchung zum Zusammenhang zwischen der Klassengröße und der Qualität des Unterrichts mit dem Fazit abschließt, dass der Unterricht in kleinen Klassen im allgemeinen besser sei als der in großen, so kann er diese Trivialität auf deutsch nicht mehr vermarkten, auf englisch aber wohl: "Size matters" ist der Titel dieser Untersuchung. Oder anders ausgedrückt: Wer nichts zu sagen hat, sagt es auf Englisch. Durch das Ausweichen aus der von allen verstandenen Muttersprache in eine den meisten nur halb verständliche Fremdsprache sind auch Nichtigkeiten noch als gehaltvolle Gedanken auszugeben, kann man so schön den Mangel an eigenen Gedanken übertünchen, der bei dem Zwang, sich klar und deutlich in der Muttersprache auszudrücken, so offenbar zutage träte. Auch das ewige menschliche Streben, mehr zu scheinen als zu sein und unangenehme Dinge nicht beim Namen zu nennen, befördert natürlich das Ausweichen aus der Muttersprache. So wird dann der Aufpasser zum steward, der Hausmeister zum facility manager und die Klobürste zum toilet cleaning set. Der zweite Grund für die moderne Anglizismenschwemme beschränkt sich auf die Deutschen und ist ein Ausfluss unserer Geschichte: Viele Deutsche flüchten nicht eigentlich aus unserer Sprache (das ist nur ein Symptom und für die Flüchtenden eher nebensächlich), sie flüchten aus ihrer nationalen Haut als Deutsche. Lieber ein halber Ami als ein ganzer Nazi, man möchte endlich, und sei es auch nur leihweise, zu denen gehören, die in Hollywoodfilmen immer gewinnen, zu den Edlen, Guten und Geliebten dieser Erde. Die Pidgin-Sprache, in der viele Deutsche heute reden, ist eine Art selbstgefertigter Kosmopoliten-Ausweis, den seine Besitzer in der Absicht schwenken, dass man sie nicht für Deutsche halten möge. Warum wird so vielen englischen Wörtern so konsequent die Einbürgerung verweigert? Früher hat man aus dem shawl den Schal und aus den cakes den Keks gemacht, aber heute legen gerade die Verfechter der modernen Sprachimporte den größten Wert darauf, dass ebendiese Importe als solche deutlich sichtbar bleiben. In Spanien wird "whiskey" in der Landesssprache "uisqui" ausgeschrieben, aber eher wird ein deutscher Werbetexter seine Stelle aufgeben als ein an deutschen Wortbildungstraditionen angelehntes "Wiski" (oder Pauer für "power") zu benutzen. Dann wären nämlich diese Wörter für ihn auf einmal nicht mehr attraktiv - Wörter, die er nicht deshalb gebraucht, weil sie etwas auszudrücken erlaubten, was auf Deutsch nicht auszudrücken wäre, oder weil sie die deutschen Wörter an Prägnanz und Klarheit überträfen, sondern die er oder sie vor allem deshalb liebt, weil es keine deutschen Wörter sind. Es ist vor allem diese "linguistic submissiveness" (so die Londoner Times), die die in Deutschland grassierende Anglizitis zu einer so peinlichen und würdelosen Affäre macht - man fühlt sich angeschleimt und ausländischen Gästen gegenüber oft beschämt ("Bin ich hier in Chicago oder wo?" - Kommentar eines polnischen Gastwissenschaftlers auf dem "airport" Düsseldorf). Und solange wir mit unserer Identität als Deutsche nicht ins Reine kommen, wird auch die deutsche Sprache von ihren aktuellen Leiden nicht genesen.
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'Anglizismen-INDEX' mit Vorschlägen
für eine deutsche Entsprechung:
Anglizismen: Kein Grund zur Panikunverdauliche Wörter werden wieder abgestoßen Von DIETER HERBERG Dass die Anglizismen-Debatte aktuell ist, kann an der großen Zahl laufend dazu publizierter Beiträge und Meinungsäußerungen, an den vielen von Sprachvereinen und -gesellschaften organisierten und gut besuchten Diskussionsrunden oder an wissenschaftlichen Konferenzen wie der Jahrestagung 2000 des Instituts für Deutsche Sprache (Mannheim) mit dem Thema "Neues und Fremdes im deutschen Wortschatz" abgelesen werden. Dass sie nicht originell ist und schon vor hundert Jahren die Gemüter erhitzte, belegt etwa eine 1899 von Hermann Dunger veröffentlichte Kampfschrift mit dem Titel "Wider die Engländerei in der deutschen Sprache". Bevor auf einige jeweils besondere Aspekte eingegangen wird, die der englische Spracheinfluss im Bereich der Medien und in dem der Werbung hat, seien ein paar Bemerkungen vorausgeschickt, die zur Relativierung und Versachlichung der häufig allzu emotional geführten Debatte beitragen sollen: Es gehört zu den normalen Vorgängen, dass natürliche Sprachen im Laufe ihrer Entwicklung Einflüsse von anderen (oft benachbarten) Sprachen aufnehmen und natürlich auch selbst wiederum Einflüsse auf andere Sprachen haben. So war auch das Deutsche nie frei von Außeneinflüssen, sondern hat in seiner Geschichte bestimmte Wörter aus anderen Sprachen - vor allem aus dem Lateinischen, dem Griechischen, dem Französischen und dem Englischen - übernommen, sich einverleibt und (in der Regel) auch gut "verdaut". Viele dieser Entlehnungswellen waren begleitet von warnenden Stimmen, die jeweils die Gefahr einer "Überfremdung" der eigenen Sprache beschworen, ja häufig die kulturelle oder nationale "Identität" gefährdet sahen. Seit der Zeit der barocken Sprachgesellschaften haben wir es sogar mit organisiertem Sprachpurismus zu tun, d.h. mit dem Bestreben, die Nationalsprache um fast jeden Preis von fremden Spracheinflüssen "rein" zu halten. Besonders fatal war und ist dabei ein oft unüberhörbarer nationalistischer Beiklang. Sprachveränderungen konnten und können aber weder von Organisationen noch durch Verordnungen aufgehalten werden - das gilt auch für die jüngste und uns hier beschäftigende Welle fremdsprachlichen Einflusses durch das Englische. Welche Ursachen gibt es nun für diesen anhaltenden und sich sogar noch verstärkenden Einfluss, und hat er vielleicht eine andere Qualität als z.B. die Wortschatzveränderungen früherer Jahrhunderte durch sog. Latinismen oder Romanismen? Im weitesten Sinne ist die Ursache in der Dominanz der USA in vielen Politik- und anderen Lebensbereichen zu sehen, die nach dem Zweiten Weltkrieg infolge der westlich orientierten Bündnispolitik der Bundesrepublik eine Leit- und Vorbildrolle amerikanischer Lebensformen insbesondere bei der jüngeren Generation mit sich brachte. Die dynamische Entwicklung von Wissenschaft und Technik in den USA und die damit zusammenhängende Spitzenstellung der englischen Sprache in der internationalen Kommunikation trugen ein Übriges zur Verstärkung des englischsprachigen Einflusses auch auf das Deutsche bei. In Bezug auf den Wortschatz kann man sagen, dass aus Gründen der Bezeichnungsangemessenheit mit den Gegenständen oder Sachverhalten aus der angloamerikanischen Sphäre in der Regel zugleich auch deren Bezeichnungen übernommen werden. In unserer Zeit global ungeheuer beschleunigter Austauschprozesse kann dann leicht der Eindruck einer ungebremsten Flut solcher Anglizismen entstehen, wobei ihre ständige Präsenz in den weltweit vernetzten (neuen) Medien diesen Eindruck noch verstärkt. Im Unterschied zu früheren Jahrhunderten, als Fremdwörter zumeist nur in der Sprache bestimmter sozialer Schichten (z.B. Adlige, Bildungsbürger) vorkamen, betreffen sie heute nahezu die gesamte Bevölkerung. Und das nicht nur in bestimmten Teilen der Welt, sondern global: Englisch ist die erste Sprache überhaupt, die in der ganzen Welt dominant ist, und Anglizismen sind daher häufig zugleich Internationalismen. Es ist nicht ganz leicht, einen diesem Befund in möglichst angemessener Weise Rechnung tragenden sprachwissenschaftlichen Standpunkt zu formulieren. Weder Verdammung und Bekämpfung jedweden englischen Spracheinflusses noch kritikloses Öffnen aller möglichen Einfallstore für solchen Einfluss sind gerechtfertigt. Eine realistische Position ist also zwischen "Alarmismus" und "Laisser-faire" zu suchen. Sie zu bestimmen, verlangt eine differenzierende Betrachtung, die hier freilich nur in ihrer Richtung angedeutet werden kann. Unsere im Institut für Deutsche Sprache (IDS) vorgenommenen Untersuchungen an Neologismen der Neunzigerjahre haben erbracht, dass von tausend als "kommunikativ relevant" ermittelten Neuwörtern rund 40 Prozent Anglizismen, 40 Prozent deutsche Bildungen und 20 Prozent Hybridbildungen aus einem englischen und einem deutschen Bestandteil (z.B. Eventkultur, Bungeespringen) sind. Nahezu alle Lebensbereiche sind mit Anglizismen-Neologismen vertreten, Spitzenplätze halten die Bereiche Computer (z.B. chatten, E-Mail, Internet), Medien (z.B. Daily Soap, Late-Night-Show, zappen), Soziales/Gesellschaft (z.B. Event, mobben, Ranking), Sport (z.B. biken, Carving, Skates), Wirtschaft (z.B. E-Commerce, Globalplayer, Outsourcing). Für die meisten solcher Anglizismen spricht das o.g. Argument der Bezeichnungsangemessenheit: Anstatt nach einer häufig längeren und umständlicheren deutschen Übersetzung zu suchen, bedient man sich, indem man die Bezeichnungen der Herkunftssprache übernimmt, der Sprachkonvention der fremden Sprache und erreicht so in Bezug auf das Bezeichnete Eindeutigkeit. Es wäre also töricht, die Vermeidung von Anglizismen-Internationalismen wie E-Mail, Internet, Globalplayer, Shareholdervalue usw. in den Medien zu fordern, denn ihre Verwendung ist zumeist sachlich gerechtfertigt und unter dem Aspekt der Eindeutigkeit auch geboten. Allerdings darf man nicht über die Köpfe derer hinwegreden, an die man sich wendet. Das verlangt, noch nicht allgemein geläufige, aber um der Information willen unerlässliche Anglizismen im Text entsprechend einzuführen, d.h. sie mit einer umschreibenden Bedeutungserläuterung oder zumindest mit einem bedeutungsähnlichen Ausdruck zu versehen. Vom verantwortungsbewussten, am sachlichen Erfordernis für die jeweilige journalistische Arbeit orientierten Gebrauch von Anglizismen der geschilderten Art geht keine Gefahr für die deutsche Sprache aus. Auch deshalb nicht, weil natürliche Sprachen "Unverdauliches" und Überflüssiges auch wieder abstoßen, genauer: Wörter, für die kein dauerhafter kommunikativer Bedarf besteht, werden schließlich auch nicht mehr verwendet. Anders zu beurteilen ist die unkritische und kalkulierte Verwendung englischen Sprachmaterials, wenn sie Beweggründen wie Imponiersucht, Bildungsprotzerei, Wichtigtuerei entspringt oder Modernität, Weltläufigkeit suggerieren soll. Im Alltag begegnen uns Belege dafür auf Schritt und Tritt, vor allem in der Sprache der Werbung für Produkte (z.B. Moisturizing Cream statt Feuchtigkeitscreme) oder für Dienstleistungen (z. B. Service Point statt Informationszentrum) u.ä. und in der Namengebung bei Geschäften, Restaurants usw. (z.B. Back-Shop statt Bäckerei). Häufig wird auch ein Pseudo-Englisch verwendet, wobei die lediglich effekthascherische Motivation für die Verwendung fremden Sprachmaterials besonders deutlich wird (z.B. Underfashion statt Unterwäsche). Wenn auch von solcherart törichtem und überflüssigem Gebrauch des Englischen keine dauerhafte Gefahr für die deutsche Sprache ausgehen dürfte, so ist er doch zu kritisieren, weil er auf Verständlichkeit - möglicherweise kalkuliert - keine Rücksicht nimmt und den Leser/Hörer schlicht "überfährt". Dass man sich gegen Auswüchse erfolgreich wehren kann, beweist die Tatsache, dass die Deutsche Telekom aufgrund von heftigen Protesten ihre Anfang 1998 auf den Telefonrechnungen eingeführten und vielen Menschen unverständlichen Bezeichnungen "CityCall", "RegioCall", "GermanCall" und "GlobalCall" wieder zurückziehen musste und seit Anfang 1999 ausschließlich die verständlichen Bezeichnungen "Cityverbindungen", "Regionalverbindungen", "Deutschlandverbindungen" und "Weltverbindungen" benutzt. Während der sachlich gerechtfertigte Gebrauch von Anglizismen (Internationalismen) in medialen Texten nicht zu beanstanden ist, muss der aus Prestige-, Werbe- und ähnlichen Interessen forcierte Gebrauch des Englischen abgelehnt werden, weil er überflüssig ist und die Kommunikation eher behindert als fördert.
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Österreichisch als eigene Sprache?Initiative von Künstlern und Wissenschaftern Die Schule für Dichtung in Wien hat eine Initiative gestartet, "Österreichisch als eigene Sprache" zu etablieren. Weder sollten finanzielle Mittel für eine Rücknahme noch für eine Volksabstimmung über alte oder neue Rechtschreibung zur Verfügung gestellt werden. Weiters solle man sich "auch in Zukunft an keiner 'deutschen Rechtschreibreform' mehr beteiligen und die eingesparten Mittel für die Förderung eines österreichischen und europäischen Sprachbewußtseins verwenden", heißt es in dem von Marlene Streeruwitz, Robert Schindel, Peter Henisch, Roland Neuwirth, Christian Ide Hintze und dem Germanisten Rudolf Muhr unterzeichneten Aufruf. Durchgeführt werden soll nach Ansicht der Künstler und Wissenschafter eine Untersuchung, ob die Bewohner Österreichs ihre sprachlichen Eigenarten nicht nur sprechen, sondern auch schreiben wollen. Bei einem positiven Ergebnis müsse ein aus Schriftstellern und Sprachwissenschaftern zusammengesetztes Gremium mit der Entwicklung einer österreichischen Schriftsprache beauftragt werden, bei der darauf geachtet werden müsse, aus den Fehlern der deutschen Rechtschreibreform zu lernen. In die Verfassung wiederum sollte dann die Formulierung "Die Staatssprache ist Deutsch" durch "Die Staatssprache ist Österreichisch in einem europäischen Kontext" , "Die Staatssprache ist Österreichisches Deutsch ...." oder "Die Staatssprachen sind Deutsch und Österreichisch ..." ersetzt werden. Darüber hinaus müsse die Regierung "alles dafür tun, die Sprache der Bewohner und Bewohnerinnen dieses Landes als eigenständige EU-Sprache durchzusetzen".
Dr. Götz Fischer, Schriftleiter der "Wiener Sprachblätter", der
Zeitschrift des größten Sprachpflegevereines Österreichs
Die Unterzeichneten fordern die Bundesregierung auf,
Vom Umgang mit Wörtern
von Ernst Alexander
Rauter Klappentext: Ich hatte selten die Chance zur Anpassung. Leben im Waisenhaus, bei Gebirgsbauern, im Erziehungsheim und als Tramp. Bildung: einige Klassen Volksschule in verschiedenen Ländern Europas; Autodidakt. So ein Leben zerreißt die Fäden allgemeiner Vorurteile. Man kann sich nicht in Unterbrechungen anpassen lassen. Das Bewußtsein eines Menschen, der nicht die übliche Bildungsbehandlung durchgemacht hat, hat etwas von einem Wilden. Der Wilde hat Abstand zu der Gesellschaft, in der er als Wilder gilt; er versteht deren Sprache nur mangelhaft. Anderes ist Unbefangenheit gegenüber unseren Grundansichten nicht zu erlangen, als durch schlechte Erziehung. E. A. Rauter Vorwort: Vom Umgang mit Wörtern ist ein politisches Sprachbuch für alle Zeitungsleser. Dieses Buch will Leser empfindlich machen dafür, daß die Politik der Wörter ein Interesse des Schreibers verschleiert oder verdeutlicht. Dieses Buch will Schreibende empfindlich machen dafür, daß Wörter Politik machen gegen manche ihrer Verwender. Die Sprache ist eine gesellschaftliche Kraft: mancher politische Textmacher glaubt, sich noch der Sprache zu bedienen, wenn sie sich seiner bedient. Man kann einen Nervenzusammenbruch nur überzeugend darstellen, wenn man die Nerven behält. Einer der dümmsten Fehler (gibt es auch schlaue Fehler? Entweder größter Fehler oder dümmste Haltung! R.K.) ist, zu erwarten, die eigenen Ehrfurchtschauer würden sich auf Leser übertragen, Wut reiche aus, Wut zu wecken. Die Gewohnheit engagierter Autoren, sich aufgeregt zu geben, verdirbt manchen von ihnen die Sprache, bis das, was sie schreiben, hinausläuft auf Manipulation. Sie machen uns feierlich, statt nüchtern. Sie machen uns unproduktiv. Ein Satz ist eine Tat an der Seele des Lesers. Weinerliche Eigenschaftswörter und unredliche Superlative lähmen uns. Dauernder falscher Alarm durch die Steigerungsform macht uns gleichgültig gegen Gefahren. Viele, von denen auch andere überzeugt sind, ihr Leben sei angefüllt mit Anstrengungen, mehr demokratischen Umgang zwischen die Menschen zu kriegen, schrecken uns durch Wiederholungen, durch die Länge ihrer Texte und durch Unverständlichkeit. Manchmal sieht es aus, als speiste sich ihre anklagende Leidenschaft aus der Angst, die Gesellschaft könnte sich verändern, wie sie es verlangen.
Nicht jene sind zu fürchten, die streiten, Auszüge aus dem Buch als Beispiel: Kapitel 1 (Seite 5) Bemühung um besseren Stil ist Bemühung um demokratischere Verhältnisse. Demokratischere Verhältnisse sind Verhältnisse, in denen mehr Personen ihre Absichten durchsetzen als bisher. Von einem bestimmten Stadium an heißt Absichten durchsetzen, sich selbst regieren. Die Lust daran, sich selbst zu regieren steigt mit den Informationen darüber, was die anderen falsch machen, und warum sie es falsch machen. Schreibende haben Schwierigkeiten mit Obrigkeiten. Guter Stil zeichnet sich durch Deutlichkeit aus. Obrigkeit hat kein Interesse an Deutlichkeit. Solange es Obrigkeiten gibt, ist die Deutlichkeit gegen sie. In ihrer Literatur verständigt sich die Gesellschaft darüber, wie es ihr geht. Guter Stil erleichtert den Lesern die Orientierung in der Welt. Texte werden verboten, weil Wörter gefährlich werden können für Verbieter. Die Gefährlichkeit von Wörtern kommt aus ihrer Überzeugungskraft. Ihre Überzeugungskraft kommt aus der Übereinstimmung mit der Wirklichkeit. Wenn ich sage, in München sterben in einem Jahr neunhundert Menschen durch Hunger, ist der Satz ungefährlich für diejenigen, die uns regieren. Er wird ihnen erst gefährlich, wenn an dem Satz was dran ist. Wahrheit ist gefährlich, wo Unterdrückung ist. Sie wird beiden gefährlich, Unterdrückern und Unterdrückten. Stil ist ein Verhältnis zwischen zwei Größen: Je mehr Erfahrungen in einem Text wiedergegeben werden und je weniger Wörter der Text dazu braucht, umso besser der Stil. Das ist der Grund für die allgemeine Achtung vor Lyrik. Zur Überlieferung mündlicher Texte über ...
Seite 20 - 21: verberge sich in dieser Form etwas wie das magische Denken unserer Vorfahren oder die Neigung zu magischem Denken bei Kindern zwischen vier und sieben, bevor sie lernen, die Erscheinungen der Welt rational aufzulösen. Es ist eine Neigung, die sich leichter hervorwagt, wenn man in bedrängter Lage ist. Kommunisten sind in der Bundesrepublik in bedrängter Lage. Beschwörung soll Wünsche erfüllen mit Hilfe von Geistern. Beschwörung soll Strafe herbeiführen und Belohnung, wo man keine Macht hat, selbst zu strafen und zu belohnen. Wer schreibt, "die Mieten steigen in immer schwindelndere Höhen", glaubt nicht so recht, daß sich die Mieter über steigende Mieten empören, er möchte glauben, daß sie eher durch Polemik über steigende Mieten empört werden. Er glaubt an Überredung. Die Empfindungen des Überreders sagen: du bist nicht unglücklich genug. Mit deinem lahmarschigen Unglücklichsein bekommen wir das Land nicht schnell genug in den Sozialismus. Eine stilistische Eigenheit entspricht einer seelischen Haltung: Faulheit, Weinerlichkeit, Furcht, Erschrockensein, Ungeduld. Am Text arbeiten ist eine Art, an sich zu arbeiten. (an sich selber zu arbeiten, würde ich sagen R.K.) Durch unsere Zeitungen zieht sich ein langer Ton der Klage. Der Ton, der den Leser zur Eile drängen soll, hält ihn ab, sich zu beeilen. Das Klagen verrät dem Leser, daß sich der Schreiber in einer schwachen Position fühlt Der Leser folgt nicht dem Schwachen. Unsere Weinerlichkeit entmutigt ihn. Unsere Weinerlichkeit läßt ihn zweifeln, daß er sich auf uns stützen kann. Besser als über Mieterhöhungen zu jammern, wäre es, für die Leser eine Kalkulation abzudrucken, in der präzise gezeigt wird, wer ihnen wofür das Geld nimmt: Bankzinsen, Spekulationsgewinne, Extra-Profite von Monopol-Firmen usw. Das heißt, Wirklichkeit zeigen, durch die der Leser seine Interessen besser erkennen kann als durch die Klagen von Journalisten. VII. Man erkennt nichts vor lauter Wörtern Eine andere Methode, den Leser von uns zu entfernen, ist die Wiederholung. Wiederholungen verstellen Wirklichkeit. Der Grund für die meisten Wiederholungen ist die Sorge des Schreibers, der Leser könnte während des Lesens einmal an etwas anderes denken. Der Vater der meisten Wiederholungen ist der Zweifel an der eigenen Fähigkeit, den Leser zu fesseln. Der Zweifel ist in den meisten Fällen berechtigt. Der Versuch, den Mangel durch Wiederholung auszugleichen, macht Texte schlechter. Beispiel: "Diese Situation werde von den Unternehmern auch noch dazu genutzt, um die um ihr Recht auf Arbeit und Bildung betrogenen Jugendlichen in skandalöser Weise zu erpressen." Der Satz ist ein Musterbeispiel an unwirtschaftlicher Verwendung von Wörtern, die etwas Gesagtes in anderer Form noch einmal sagen. Der Redakteur wäre den Lesern gegenüber verpflichtet gewesen, den Satz zusammenzustreichen auf: "Die Situation werde von Unternehmern genutzt, Jugendliche zu erpressen." Die erste Form des Satzes hat 26 Wörter, die zweite neun. Ihre Aussage ist überzeugender. Die fehlenden 17 Wörter sind Geräusche, die Information vortäuschen. Sprachschutt, der sich über die Aussage wälzt. Man erkennt sie nicht vor lauter Wörtern. Man kann die zweite Fassung kürzer machen: "Unternehmer nutzen die Situation, Jugendliche zu erpressen." Jetzt hat der Satz sieben Wörter, er sagt dasselbe, er sagt es deutlicher. Neunzehn Wörter waren überflüssig, neunzehn Wörter in ... Weismann-Verlag - Frauenbuchverlag GmbH München 1978, 96 Seiten (Leider ist das Buch vergriffen, aber vielleicht noch gebraucht zu bekommen. Rudolf Kuhr)
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Mit freundlichen Empfehlungen
www.humanistische-aktion.de/erperant.htm |
Aktualisiert am 16.09.13