Eine Innovative Schule
Grundschule Eberfing
Ein Team von: ca. 80 Schüler/innen, vielen engagierten Eltern,
Fachleuten, 4 Klassenlehrerinnen und 2 Fachlehrerinnen
Offene Unterrichtsformen im Schulalltag
der Grundschule Eberfing
Wir sind auf dem Weg dorthin:
(trotz vieler Stolpersteine)
-
zu wenig Freiraum für die einzelne Schule
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stringente Stundentafelvorgaben
-
keine Mitsprache beim Zusammensetzen des Lehrerkollegiums
-
zu wenig Lehrerstunden, keine Teamstunden
-
Schulverwaltung
- wenig Interesse
- keine Unterstützung
- keine Anerkennung
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Auflösung des Teams durch Einzug in Mobile Reserven
-
Sachaufwandsträger: zu wenig Raumangebot
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4-klassige Regelschule mit üblichen Vorgaben
Start
-
Lehrer gewinnen Kompetenz Montessori- bzw. Freinet-Zusatzausbildung,
Fachliteratur, Seminare, ...
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Lehrer erarbeiten im Team Zielsetzung der pädagogisch-unterrichtlichen
Arbeit (Schulprofil)
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Bereitschaft des Kollegiums, sich verstärkt einzusetzen und Lehrerrolle
neu zu definieren
-
Vorstellen des Konzepts und Absprache mit den Eltern
-
Schaffen der außeren Voraussetzungen (Material herstellen sich
verabschieden von 45 minutigen Herbarth'schen Strukturmodellen verstärkte
Integration von Fachlehrern, verstärktes Miteinbeziehen
außerschulischer Lernorte und von Fachleuten, Klassenverband
auflösen)
Lehrer
-
wir entwickeln ein Schulprofil
-
wir zeigen Selbstinitiative und schwimmen oft gegen den Strom
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wir sind bereit, über unser Stundenmaß hinaus zu arbeiten
-
wir arbeiten im Team mit Kollegen, Schülern, Eltern und Fachleuten
-
wir fördern die Selbstständigkeit und Individualität unserer
Schüler,
indem wir das Lernumfeld organisieren
-
wir sehen unsere Lehrerrolle als Helfer der Schüler, weniger als
Wissensvermittler
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wir lernen ständig dazu und bilden uns fort
-
wir bemühen uns um Selbstevaluation
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Eltern
-
wir tragen das Schulprofil mit
-
wir haben jederzeit die Möglichkeit zur Unterrichtsmitschau
-
wir nehmen aktiv an Planung und Durchführung von Projekten teil
-
wir nützen unsere Kontakte zu Fachleuten und bringen unsere eigenen
Kompetenzen ein
-
wir helfen bei Organisationsmaßnahmen
-
wir kümmern uns um Sponsoren
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Schüler
wir lernen
- aus eigenen Fehlern
- in vorbereiteter Umgebung
- vernetzt - fächerübergreifend
- ganzheitlich mit Herz. Hand und Verstand
- im Team mit älterenund jüngeren Mitschülern, Eltern,
Fachleuten und Lehrern
- in verschiedenen Sozialformen
- nicht nur im Klassenzimmer
- fachspezifische Arbeitsweisen
- uns Informationen selbst zu holen
(Nachschlagewerke, Computer)
|
wir können
- Lerninhalte mitbestimmen, Ideen einbringen und
kreativ arbeiten
- unsere Arbeit selbst wählen, unser
- Arbeitstempo bestimmen und
selbstverantwortlich kontrollieren
- Dokumentationen individuell gestalten
- unsere Arbeitspartner selbst wählen
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Ziel
Individuell geförderte Schülerpersönlichkeiten
Zufriedene Eltern - zufriedene Lehrer
Freie Arbeit
ist Unterrichtsprinzip
Was immer der Schüler selbst kann, wird ihm in die eigene Hand gegeben.
Der Schüler ist Subjekt des Lernprozesses.
Unser Weg führte ausgehend von differenziertem Übungsmaterial hin
zu erarbeitenden Formen und speziellen Ecken im Klassenzimmer mit kreativ
- musischen Schwerpunkten (Kunstbetrachtung, Malecken. Meditalionsecke,
Experimenierecke, ...).
Freie Arbeit in unserem Unterrichtsalltag
- beginnt nicht gemeinsam, sondern jeder Schüler fängt an, sobald
er kommt
- täglich in allen Klassen in der "wertvollsten" Unterrichtszeit am
Morgen
- nach individuellen Wochenplänen
- mit wöchtentlich bzw. 14-tägigem Wechsel des Materials
- mit Material, das folgenden Anforderungen entspricht:
-
jeweils nur 1mal im Klassenzimmer vorhanden
-
lehrplangerecht
-
dem Leistungsstand des Kindes entsprechend
-
ästhetisch ansprechend
-
ermöglicht Eigenkontrolle des Kindes
-
berücksichtigt verschiedene Lerntypen mit unterschiedlichem
Abstraktionsvermögen fördert Kreativität
-
ermöglicht intensiveren Zugang zu bestimmten Themen
-
lässt verschiedene Sozialformen zu
- Arbeit mit klaren Regeln
-
aufräumen
-
Dokumentation der Arbeit in Freiarbeitsheften
-
Arbeitsruhe
-
verschiedene Ecken, dzw. Bereiche (Leseecke, Experimentiertisch, ...)
-
Materialabsprache
- Jeden Tag beendet ein Morgenkreis die Freie Arbeit, in dem Arbeitsergebnisse
und
weiteres Vorgehen besprochen werden.
Projekte
Bei allgemeinen Themenstellungen z.B. Literatur, Märchen, Zirkus, Mond,
Unser Dorf vor 100 Jahren, 4 Elemente, Bibelwoche Jakob, sind die Projekte
klassenübergreifend.
Bei Themen aus dem Klassenlehrplan (Gewässer, Wiese, Haustiere, Wald,
...) werden Projekte im Klassenverband durchgeführt.
Während eines Projekts werden die Klassenstundenpläne aufgehoben.
Für jedes Projekt gilt:
· Schüler planen mit und wählen sich Arbeitsgruppen aus
· Planung und Organisation beginnen mindestens 3 Monate vor dem Projekt
und enden
mit einem detaillierten Organisationsplan, aus dem folgendes ersichtlich
ist:
- Thema der Kleingruppe
- Namen und Klasse der Teilnehmer
- Betreuer der Gruppe
- Zeitdauer
- Raum, bzw. außerschulischer Lernort
- benötigtes Material
· Eltern planen mit und betreuen Kleingruppen während des
Projekts
· begleitende Teambesprechungen aller Betreuer während des Projekts
(Meta-Interaktion)
· jedes Projekt endet mit einem Werk, Grundsatz: "Der Weg ist das Ziel";
Inhalte werden erst mit Abschluss des Projektes festgelegt.
Zeitungsbericht:
Den Umgang mit der Sprache lernen
Literaturwoche an der Grundschule
Eberfing (sri) - Der kreative Umgang mit der Sprache war vergangene Woche
das dominierende Thema in der Eberfinger Grundschule. 60 Schüler der
zweiten bis vierten Klassen erprobten während einer Literaturwoche die
unterschiedlichen schriftlichen Gestaltungsmöglichkeiten. Am Samstag
präsentierten sie ihre Ergebnisse.
So entstand beispielsweise das Eberfinger Rekordebuch: Darin ist etwas über
den kleinsten Hund und den größten Traktor des Dorfes zu erfahren.
Aber auch Papier hatten die Schüler hergestellt sowie die Sportmärchen
von Ödön von Horváth illustriert. Besuche in der Pollinger
Bibliothek und im Deutschen Museum rundeten die Woche ab.
"Wir sehen solche Projektarbeiten als unglaublich wichtigen Bestandteil des
offenen Unterrichts", erklärte Schulleiterin Inge Seitz. Und das sehen
auch die Eberfinger Eltern so, denn sie waren an der Organisation
maßgeblich beteiligt. Seitz weiß dies zu schätzen und zu
nützen: "Wir stellen die Eltern nicht nur zum Kuchenbacken für
die Schulfeste ab, wir integrieren sie." Integriert in die Literaturwoche
waren aber auch Drehbuchautorin Annette Döbrich sowie Buchillustrator
Reinhard Michl. Beide begleiteten die Kinder bei praktischen Übungen.
Das entstandene Drehbuch wurde gleich verfilmt. Die Premiere des
24minütigen Werks kam am Samstag bei den Eltern gut an. In Zukunft will
man in Eberfing auf jeden Fall weiterhin auf Projektwochen setzen.
Eines unserer klassenübergreifenden Projekte: Literatur
Projektdauer: 1 Woche. Teilnehmer: alle Schüler
Projektverlauf
1. Block täglich von 7.45-8.45 Uhr - Lesen, literarische Kleinformen
und Sprachspiele - jedes Kind kann täglich wechseln
- Vorlesegruppe "Pippi Langstrumpf" und ganzheitliche Umsetzungsversuche
(basteln, kochen, tanzen, ringen)
- Arbeit mit Gedichtkartei - ist den Schülern bereits aus der FA
bekannt
- Sprachspiele ( Jandl - Gedicht und Eigengestaltungsversuche, Limericks,
Konjugieren von lustigen Wörtern, Bauernregeln lesen und selbst erfinden,
zusammgesetzte Namenwörter illustrieren und pantomimisch darstellen)
- Lesespiele (Tauschwörter, Purzelwörter, Kreiselwörter,
Buchstabensalat, Piktogramme
lesen und erfinden, Abzählverse lesen und erfinden)
2. Block täglich von 8.45 - 11.45 Uhr - Literatur in eigene
Gestaltungsformen umsetzen -
jedes Kind bleibt fest in der Gruppe
- Familiengeschichte "Das wilde Löwenkind" in Auszügen lesen und
nacherzählen, anschließend weitererzählen und illustrieren.
fertiges Buch binden
- der Schriftsteller Horvath und seine Zeit in Murnau, seine Sportmärchen
lesen und illustrieren, eigene Sportmärchen erfinden und ein neues
Poesiealbum herstellen
- Buch "Eberfinger Rekorde": Ideen finden, Interviews führen,
dokumentieren
- Bilderbuch "Der Himmelsmusikant" in Musiktheater umsetzen
- Naturmaterialien in Farben getaucht hinterlassen Spuren; Spuren erzählen
Geschichten; Texte werden kreativ gebunden
- kreatives Papierschöpfen nach Gedichten und Buchbinden
- Schülerzeitung "Der kleine Eber" (bereits seit Schuljahresanfang
zusätzlich nachmittags)
- vom Drehbuch zum Krimi "Tatort Eberfing" schreiben Film drehen (bereits
seit Schuljahresbeginn zusätzlich nachmittags)
- der Kinderbuchillustrator Reinhard Michl arbeitet mit einer Schülergruppe
3. Block täglich von 11.45 - 12.45 Uhr - Schrift - jedes Kind bleibt
fest in seiner Gruppe
- Perikopenbuch von Polling kennenlernen und eigenes Perikopenbuch herstellen,
Einblick in das klösterliche Leben im Mittelalter gewinnen. Bedeutung
der Klöster im Pfaffenwinkel kennenlernen
- Wessobrunner Gebet kennenlernen, mit Orff-Instrumenten musikalisch umsetzen,
Einblick in das...s.o.
- deutsche Schrift kennenlernen und üben
- Blindenschrift kennenlernen und ausprobieren, Briefpapier und Lesezeichen
bedrucken
- Hieroglyphenschrift kennenlernen und mit Druckstempeln ausprobieren, Papyrus
selbst herstellen, Einblick in die Geschichte Ägyptens gewinnen, Landkarte
gestalten
Dokumentation
Jedes Kind legt sich ein Projektheft an, in das individuell Ergebnisse und
zusätzliche Ideen eingetragen
werden (kein Heft gleicht dem anderen!).
Unser abschließendes Werk am Samstag
- Literaturcafé, vom Elternbeirat gestaltet
- Pantomime von Redensarten und Sprichwörtern
- Ausstellung
- Krimi - Uraufführung
- Vorlesewettbewerb von Schülern, Eltern und Lehrern
- Musiktheater zum Bilderbuch
- Bekanntgabe der Sieger des Murnauer Horvath-Wettbewerbs
- Versteigerung der Buchillustrationen (mit Einverständnis des Zeichners)
- Verkaufsausstellung eines Buchhändlers
- Bücherflohmarkt
Unsere Ziele, unsere Anliegen, unser
Schulprofil
1. Äußere Bedingungen:
An unserer Schule unterrichten vier Lehrerinnen (Frau Köberlin 27 Std.,
Frau Seitz 23+5 Std., Frau Herrmann-Trunk 28 Std., Frau Urban 24 Std.) 81
Schüler in den Klassen 1-4. Zudem erteilen die Fachlehrerinnen Frau
Hahn 6 Std. THW und Frau Focke 4 Std. Sport.
Unser Raumangebot besteht aus vier großen Klassenräumen, einem
kleinen Werkraum ( 35 qm), der für maximal 16 Schüler ausgelegt
ist, einem Lehrmittelraum und einem Lehrerzimmer, das zugleich das Büro
des Rektors ist.
Der Sportunterricht findet in einem Gymnastikraum statt, der L-förmig
gebaut ist, eine Größe von etwa 50 qm hat und laut Fachberaterin
für Sport aus Sicherheitsgründen für höchstens 16
Schüler geeignet ist. Er ist zu Fuß in etwa 15 Minuten vom Schulhaus
aus erreichbar.
Aus oben genannten Gründen musste der Sport- und Werkunterricht in zwei
Klassen geteilt werden. Neben den verfügbaren Fachlehrerstunden waren
dazu sieben Lehrerstunden zusätzlich nötig. Außer einer
Orffgruppe konnte somit kein weiteres Angebot im musischen Bereich (z.B.:
Schulspiel, Schülerzeitung..) oder für Förderstunden im Bereich
Mathematik und Deutsch gemacht werden. Dass wir trotzdem Theater spielen,
Filme drehen und eine Schülerzeitung veröffentlichen ist nur durch
das enorme zusätzliche Engagement der Lehrer zu bewerkstelligen.
2. Unsere Ziele:
Seit neun Jahren versuchen wir als Team innovative Wege hinsichtlich unseres
Unterrichts zu gehen. Diese basieren auf zwei Säulen: der Freien Arbeit
und den Projekten, die teilweise innerhalb des Klassenverbandes aber auch
klassenübergreifend für die ganze Schule stattfinden. Drei der
vier Klassenlehrerinnen besitzen ein Montessori - Diplom, ein Umsetzen
reformpädagogischer Ziele in der Regelschule ist sicherlich ein
maßgeblicher Gesichtspunkt unserer Arbeit.
Mit den, an unserer Schule praktizierten offenen Unterrichtsformen verfolgen
wir folgende Ziele:
Stärkung der Schülerpersönlichkeit
-
Förderung der Selbsttätigkeit, Schüler werden als Subjekte,
nicht als Objekte im Lernprozess gesehen
-
Schüler übernehmen Verantwortung, sie teilen sich Arbeitsprozesse
ein und halten Arbeitsrückschau
-
Förderung der Eigeninitiative, Schüler werden an der Unterrichtsplanung
beteiligt (besonders bei Projekten)
-
Förderung der Kreativität und des problemlösenden Denkens
-
Ein sehr differenziertes Lernangebot ermöglicht in hohem Maße
ein sehr individuelles Lernen
-
Schüler arbeiten über das normale Unterrichtsmaß hinaus mit
Lehrern zusammen
-
Schwerpunkt liegt im ganzheitlichen Lernen ( Kopf, Herz und Hand)
-
Der Unterricht bietet Möglichkeiten des Erlebens und der
Primärerfahrungen
Ausweitung der Sozialkompetenz, Schaffung eines guten Schulklimas, Schule
als Lebensraum erfahren
-
Arbeit in Projektgruppen ermöglicht ein miteinander und voneinander
Lernen
-
Förderung der Toleranz, Rücksicht auf Schwächere
-
Schulung von Teamfähigkeit
-
Lehrer werden als Helfer wahrgenommen, Erziehung hat Vorrang vor
Wissensvermittlung
-
Ausgestaltung der Klassenräume nach psychohygienischen
Gesichtspunkten
Einbindung der Eltern in Unterrichtliche Vorhaben
Öffnung der Schule nach außen
-
Lernorte außerhalb des Schulhauses nutzen
-
Experten in den Unterricht einbinden
-
Zusammenarbeit mit der Gemeinde
-
Zusammenarbeit mit anderen Erziehungseinrichtungen (Kindergarten, Hort,
weiterführenden Schulen.)
-
Einbinden des sozialen Umfeldes des Kindes ( z.B.: Projekt: "Eberting
früher", Großeltern arbeiten
mit Schulkindern ...)
Dass wir diese Ziele in den vergangenen Jahren auch umgesetzt haben, beweisen
die positiven Äußerungen von Dozenten der LMU München, von
"Schulfremden", die die Leistungsbereitschaft, Disziplin und Offenheit unserer
Schüler bewundern, und nicht zuletzt die Preise, die wir bei bayernweiten
Wettbewerben für praktisches Lernen gewonnen haben. Das anhaltende
zusätzliche Engagement des gesamten Lehrerteams zeigt, dass diese Arbeit
offensichtlich Spaß macht und motiviert, wenngleich wir uns künftig
mehr Lehrerstunden für unsere Vorhaben wünschen würden.
Inge Seitz, Rektorin
Grundschule Eberfing
22.03.99
Groß und glücklich wäre der
Meister, der alle seine
Schüler größer machen könnte, als er selbst war.
Johann Gottlieb Fichte, Philosoph 1762-1814
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